Leipzig – Die Einführung von Punktabzügen für die Verwendung geschlechtergerechter Sprache in Sachsen stößt auf viel Kritik und wirft Fragen zur Schulbildung und den Werten auf, die in Schulen vermittelt werden.
Schlechtere Noten für geschlechtergerechte Sprache
Ab dem kommenden Montag werden Schülermanuskripte in Sachsen mit weniger Punkten bewertet, wenn Schüler*innen gendergerechte Schreibweisen verwenden. Dies ist eine Entscheidung des Bildungsministers Christian Piwarz (CDU), die die Verwendung von Sonderzeichen wie Gendersternchen, Binnen-I und Doppelpunkten als nicht sexuell neutrale Schreibweise klassifiziert. Anstatt einfach als Rechtschreibfehler markiert zu werden, führt deren Einsatz nun zu emotionalen Auseinandersetzungen und einer Abwertung der Note.
Rechtschreibung und Gendering im Fokus
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat klargestellt, dass solche Genderzeichen nicht zur deutschen Orthografie gehören. In der Praxis bedeutet dies, dass alle Versuche, geschlechterneutrale Formulierungen zu finden, ab dem 5. August 2023 nicht mehr erlaubt sind. Ludwig, Schüler der 10. Klasse, äußerte sich besorgt: „Es ist wichtig, dass wir alle Stimmen in der Sprache repräsentieren, und das sollte nicht bestraft werden.“
Kritik aus Schülerschaft und Lehrergewerkschaft
Der Landesschülerrat hat bereits seine Bedenken geäußert. Amy Kirchhoff (16), die Vorsitzende, betont: „Schule sollte nicht der Ort sein, an dem man zwischen einer guten Note und dem eigenen Glauben an eine gerechte Sprache entscheiden muss.“ Diese Stimmung wird auch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft geteilt, die argumentiert, dass die Bestrafung von Schüler*innen nicht auf unbewusste Rechtschreibfehler, sondern auf persönliche Überzeugungen abzielen sollte.
Regionale Unterschiede beim Gendern
Sachsen positioniert sich hier in einer Diskussion, die über die Landesgrenzen hinausgeht. Ähnliche Regelungen finden sich auch in Bayern, Sachsen-Anhalt, Hessen und Schleswig-Holstein, wo ebenfalls negative Konsequenzen für die Verwendung gendergerechter Sprachformen zu erwarten sind. Diese uneinheitliche Handhabung führt zu Verwirrung und Unsicherheit unter den Schüler*innen, die klare und konsistente Regeln für ihre Bildung wünschen.
Ein bedeutsames Zeichen für die Gemeinschaft
Die bevorstehenden Veränderungen wirken sich nicht nur auf die Leistungen der Schüler*innen aus, sondern auch auf die Werte und Einstellungen, die Schulen in der Gemeinschaft prägen. Bildungsminister Piwarz betont, dass diese Maßnahmen – trotz der Gegenstimmen – notwendig seien, um die Integrität der Lehrpläne zu wahren. Doch unter den Schüler*innen gibt es Befürchtungen, dass dies langfristig zu einer Verengung des Denkens führen könnte.
Die anhaltende Debatte zeigt, wie wichtig es ist, eine Balance zwischen Tradition und modernem Denken in der Bildung zu finden. Die Entscheidung, gendergerechte Sprache in der Schule zu bestrafen, ist ein Schritt, der weitreichende Folgen für das Schulklima und die Identität junger Menschen haben könnte. In der zukunftsfähigen Gestaltung der Bildung wird sowohl auf gerechte als auch auf klare Kommunikationsweisen Wert gelegt werden müssen.
– NAG