Rückgabe von Kulturgütern: Ein bedeutender Schritt für Kamerun
Das Grassi Museum für Völkerkunde in Leipzig trägt zur Klärung einer belastenden Geschichte bei, indem es geraubte Kolonialgüter an Kamerun zurückgibt. Dies stellt einen wichtigen Meilenstein dar, da es sich um die erste vollständige Sammlung handelt, die aus einer ehemaligen deutschen Kolonie an das Herkunftsland übergeben wird. Der Schritt wird von der Direktorin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen, Leontine Meijer-van Mensch, als notwendige Maßnahme angesehen, um den kolonialen Unrecht zu begegnen und die Gemeinschaften in Kamerun aktiv in den Prozess einzubeziehen.
Bedeutung für die Herkunftsgemeinschaften
Leontine Meijer-van Mensch hebt hervor, dass die Rückgabe der Objekte nicht nur ein Symbol für die Überwindung kolonialer Vergangenheit ist, sondern auch die Einbeziehung der Herkunftsgemeinschaften fördert. Mit insgesamt 5.550 Objekten in Leipzig und 2.444 in Dresden besitzt Sachsen eine der größten ethnographischen Sammlungen Deutschlands. Diese Artefakte umfassen unter anderem Waffen, Instrumente, Schmuck, Spielzeug und Ritualobjekte, die alle kulturelle und historische Bedeutung für die kamerunische Bevölkerung haben.
Die Herausforderungen der Rückgabe
Trotz der positiven Aspekte der Rückgabe sieht sich Meijer-van Mensch jedoch auch mit Widerständen konfrontiert. In einem Interview berichtet sie über die Anfeindungen, die sie erlebt hat. Ihre Position wird oft als polarisierend wahrgenommen – entweder wird sie als „postkoloniale Heldin“ gefeiert oder als „postkoloniale Hexe“ kritisiert. Solche Reaktionen kommen häufig aus der traditionellen Ethnologie, die sich mit der Geschichte der ethnologischen Museen beschäftigt.
Ein Trend in der musealen Landschaft
Die Rückübereignung kultureller Schätze ist Teil eines wachsenden internationalen Trends, ältere koloniale Praktiken zu überdenken. Museen weltweit beginnen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und verstärkt Dialoge mit den Ursprungsnation zu führen. Die Rückgabe von Objekten aus Heinrich von Strümpells Sammlung ist daher nicht nur für Leipzig oder Kamerun wichtig, sondern könnte als Modell für ähnliche Initiativen in anderen Ländern dienen.
Fazit: Ein Schritt in die Zukunft
Die Entscheidung des Grassi Museums, die kamerunische Sammlung zurückzugeben, ist ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu einer gerechteren und respektvolleren Beziehung zwischen ehemaligen Kolonialmächten und den Kulturen, die sie kolonialisiert haben. Durch die Zusammenarbeit mit Forschern und Künstlern vor Ort kann ein neues Verständnis für die kulturelle Bedeutung der Rückgegebenen Objekte entstehen. Dieser Prozess fördert nicht nur die Heilung von kolonialen Wunden, sondern auch das kulturelle Bewusstsein und die Wertschätzung für die Geschichte und Traditionen von Kamerun.
– NAG