In einem ambitionierten Vorstoß zur Digitalisierung hat sich Sachsen entschlossen, einen digitalen Zwilling des Bundeslandes zu erstellen. Dies stellt einen ersten Schritt dar, um Land, Natur und Gebäude in einer interaktiven, virtuellen Welt abzubilden. Ronny Zienert, der Präsident des Landesamtes für Geobasisinformation Sachsen (GeoSN), äußerte sich optimistisch und betonte die Wichtigkeit dieses Projektes für die Bürger sowie für Stadtplaner und Entscheidungsträger.
Die Notwendigkeit einer solchen digitalen Version Sachsens wird besonders deutlich, wenn man die Herausforderungen betrachtet, denen die Region gegenübersteht. Extreme Wetterereignisse wie Starkregen können zu plötzlichen Überschwemmungen und anderen Katastrophen führen. Der digitale Zwilling ermöglicht es, solche Szenarien schon im Voraus zu simulieren und damit potenzielle Risiken besser zu managen. Zwar gibt es in großen Städten bereits digitale Initiativen, die kleineren Städten und ländlichen Gebieten fehlt es jedoch bisher oft an den notwendigen Ressourcen. Zienert betont daher, dass die Verantwortung hierfür beim Land liegt.
Ein umfassendes Modell für alle
Das zentrale Ziel des Projektes ist es, alle relevanten Daten über das Land in einer digitalen Plattform zu vereinen. Zienert erklärte, dass die Bürger Zugang zu Informationen darüber erhalten sollen, was geplant ist und welche Veränderungen die Landschaft durch neue Gebäude oder Straßen erfahren wird. Anders ausgedrückt, der digitale Zwilling wird es ermöglichen, die Auswirkungen von Ungestaltungen in Echtzeit zu beobachten und diese in dreidimensionaler Form zu visualisieren.
Um dies zu erreichen, wird derzeit ganz Sachsen mit Laserscannern von Flugzeugen vermessen. Diese Technologie hat den Vorteil, dass sie auch durch dicht bewaldete Gebiete hindurchsehen kann, sodass ein präzises digitales Geländemodell entsteht. Die Zielgenauigkeit von bis zu zehn Zentimetern stellt sicher, dass die Informationen sehr zuverlässig sind. Bis Ende des Jahres soll dieses Vermessungsprojekt abgeschlossen sein, mit dem Plan, ganz Deutschland bis 2025 nachzuziehen.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des digitalen Zwillings ist die Integration von Umweltdaten. Neben Informationen zu Landschaft und Infrastruktur werden auch relevante Daten zu Feinstaubbelastung und Lärmemissionen einfließen. Zienert hebt hervor, dass die erfolgreiche Umsetzung dieser Initiative einen starken Wunsch nach Kooperation und Datenteilen erfordert. Derzeit ist es oft so, dass für verschiedene Themen getrennte Datenbanken existieren, die nicht miteinander verlinkt sind. Eine koordinierte Datenpräsentation könnte helfen, komplexe Zusammenhänge für die Bürger und Fachleute verständlicher zu machen.
Ein solches Projekt hat weitreichende Implikationen, nicht nur für die Stadtplanung und die Wirtschaft, sondern auch für den Tourismussektor und den Katastrophenschutz. Zukünftig könnte der digitale Zwilling dazu beitragen, Überflutungsgebiete präziser zu identifizieren und die Planung für Notfallmaßnahmen zu optimieren. Zienert bestätigt, dass der Katastrophenschutz von den verbesserten Daten profitieren wird, um besser auf künftige Herausforderungen reagieren zu können.
Die ersten Einblicke in das Digitalisierungsprojekt sollen 2026 der Öffentlichkeit präsentiert werden, obgleich Zienert betont, dass das digitale Abbild Sachsens niemals wirklich „fertig“ sein wird. Es ist vielmehr als ein dynamisches Modell gedacht, das kontinuierlich aktualisiert und verbessert werden kann, um den Anforderungen und Veränderungen der Zukunft gerecht zu werden.