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Stille Nöte: Die Konflikte der Bautzener Klarissen-Schwestern

Nach einem langanhaltenden Konflikt über Armut und Freizeit sehen sich die Bautzener Klarissen-Schwestern gezwungen, ihr Kloster zu verlassen, was nicht nur das Ende ihrer Gemeinschaft bedeutet, sondern auch einen schmerzhaften Verlust für die lokale Glaubensgemeinschaft darstellt.

Bautzen: Schwestern im Kloster stehen vor ungewisser Zukunft

Die bisherige Lebensweise der Klarissen-Schwestern in Bautzen steht auf der Kippe. Ein schwelender Konflikt innerhalb der Gemeinschaft hat dazu geführt, dass die Schwestern zunehmend unter Druck geraten. Während nur der gesangliche Hilferuf in der Klosterkirche zu vernehmen ist, haben sich bereits mehrere Nonnen von der Gemeinschaft getrennt. Dies stellt die noch verbleibenden Schwestern vor eine große existentielle Herausforderung.

Der schleichende Streit im Kloster

Im Kontext einer spirituellen Gemeinschaft, die traditionell auf Gebet und Bescheidenheit fokussiert ist, scheinen grundlegende Fragen des Zusammenlebens für Spannungen gesorgt zu haben. Der Seelsorger Johannes Müller, der von Rom eingesetzt wurde, um die Schwestern zu begleiten, beschreibt die Situation als vergleichbar mit „einer Wohngemeinschaft oder Familie in engeren Verhältnissen“. Hierbei sind Emotionen schnell entfacht.

Besonders umstritten sind die Themen Freizeit und Armut. Die strengen Regeln des Ordens wurden unterschiedlich ausgelegt. Einige Schwestern äußerten den Wunsch nach mehr Freizeit und Ferien, was zu Konflikten führte. Müller betont, dass es auch um Machtstrukturen innerhalb der Gemeinschaft ginge. „Starke Frauen mit Führungserfahrung können in solchen Situationen aufeinanderprallen“, sagt er.

Versuche der Vermittlung scheitern

Die Situation eskalierte, als bereits drei von acht Schwestern das Kloster verlassen hatten. Eine Mediation wurde versucht, doch die Gespräche blieben ergebnislos. Rainer Klan, ein Jurist und Freund des Klosters, merkte an, dass es oft schwierig sei, Spannungen zu adressieren, wenn nicht alle Beteiligten das Problem anerkennen.

Der Vatikan, der unmittelbar in die Angelegenheiten des Klosters involviert ist, entschied schließlich im Frühjahr, dass das Kloster geschlossen wird. Diese Nachricht traf die Schwestern unerwartet und ließ sie an einem gefühlten Chaos zurück.

Emotionale Reaktionen und Auswirkungen auf das lokale Umfeld

Freunde der Gemeinschaft, wie die Bautzener Katholikin Marita Hentrich, zeigten sich enttäuscht über die Entscheidung aus Rom und erkannten den Verlust, den das Ende der Gemeinschaft für die Region bedeutet. „Wir glauben, dass es Möglichkeiten gegeben hätte, um das Kloster in einer anderen Form zu erhalten“, sagte sie. Dies verdeutlicht die Verankerung des Klosters in der lokalen Gemeinschaft als Ort des Glaubens und der Zuflucht.

Mit dem Abschied von drei Schwestern nach Niederbayern, drei nach Speyer und einer nach Frankreich wird sich das Bild der Bautzener Klarissen grundlegend ändern. Die Entscheidung hat nicht nur für die Schwestern, sondern auch für die Freunde und Unterstützer der Gemeinschaft weitreichende Konsequenzen. Der Verlust eines spirituellen Zuhauses hat auch Auswirkungen auf die Menschen in Bautzen, die die Nonnen als Quelle des Glaubens und der Ruhe angesehen haben.

Ein Blick in die Zukunft

Für die verbleibenden Schwestern beginnt eine neue Phase der Unsicherheit, da sie sich einer Welt ohne das Kloster und seinem Garten gegenübersehen, der für viele Gläubige zu einem geistlichen Rückzugsort geworden ist. Was mit dem ehemaligen Klostergebäude geschehen wird, bleibt ungewiss und stellt die Frage nach dem zukünftigen Ausdruck des Glaubens in Bautzen in den Raum.

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