SachsenSachsen-Anhalt

Zugausfälle in Sachsen-Anhalt: Die Situation wird alarmierender

In Sachsen-Anhalt kam es im Jahr 2023 aufgrund von Personalproblemen zu einem drastischen Anstieg der Zugausfälle, wobei seit Jahresbeginn 5,3 Prozent der Fahrten kurzfristig ausfielen, was die Nahverkehrsgesellschaft Nasa alarmiert und Maßnahmen zur Reduzierung des Angebots erforderlich gemacht hat, während die Situation sich seit Juni weiter verschärfte und die Planbarkeit für Fahrgäste gefährdet ist.

In Sachsen-Anhalt wird die Situation für Bahnreisende immer schwieriger. In diesem Jahr haben die Fahrgäste deutlich häufiger mit unerwarteten Zugausfällen zu kämpfen als in den vergangenen Jahren. Laut der Nahverkehrsgesellschaft Nasa sind seit Anfang des Jahres 5,3 Prozent der bestellten Fahrten kurzfristig ausgefallen. Dazu kommen zusätzlich 8,5 Prozent, die planmäßig nicht durchgeführt wurden. Im Vergleich zu den Vorjahren, in denen die Gesamtausfallquote zwischen vier und fünf Prozent lag, ist dies ein besorgniserregender Anstieg.

Ein Schwerpunkt der Probleme liegt, wie Nasa-Sprecherin Jasmin Dudda erläutert, beim Personal. Diese operativen Ausfälle sind oft nicht vorhersehbar, und die Schwierigkeiten sind nicht neu. Bereits seit Ende Februar hat die Gesellschaft ein Konzept eingeführt, das die planmäßige Reduzierung der Zugleistungen umfasst. So wurde die Zugfrequenz zwischen Dessau und Aschersleben von einem Stunden- auf einen Zweistundentakt verringert. „Da das bestehende Personalproblem bei Abellio und in der gesamten Branche nicht rasch behoben werden kann, haben wir uns für eine vorhersehbare Verringerung des Angebots entschieden“, so Dudda weiter.

Situation verschärft sich im Juni

Im Juni hat sich die Lage weiter verschlechtert, was dazu führte, dass Dienstschichten nicht mehr ausreichend besetzt werden konnten. Als Folge dessen wurde über zusätzliche Reduzierungen nachgedacht. Dabei hat Abellio jedoch einen Plan entwickelt, um ab September die Zuverlässigkeit der Zugangebote signifikant zu erhöhen. Von Januar bis August waren in Sachsen-Anhalt nahezu 386.000 Zugfahrten eingeplant, aber mindestens 53.300 davon fanden nicht statt, was die ohnehin schon angespannten Fahrgäste zusätzlich belastet.

Ein Sprecher von Abellio stellte klar, dass kurzfristige Lösungen derzeit nicht in Aussicht sind. Während die jahrelang vernachlässigte Infrastruktur in vielen Bereichen saniert werden muss, orientieren sich die Eisenbahnverkehrsunternehmen aktiv an der Personalgewinnung. Dies erfordert allerdings Zeit, sodass auch diese Strategie eher mittel- bis langfristig wirkt. Die Nahverkehrsgesellschaft Nasa beobachtet bis Mitte September, ob sich die Situation verbessert. Falls nicht, werden umgehend neue Abstimmungen zu den Ausfällen von Zügen notwendig.

Wechsel des Betreibers im Dezember

Der Landbetrieb von Abellio wird bis zum Fahrplanwechsel im Dezember Bestand haben. Zu diesem Netz zählen wichtige Verbindungen, unter anderem von Magdeburg nach Wolfsburg, in den Harz, nach Erfurt sowie von Dessau nach Aschersleben. Doch der Vertrag mit Abellio wurde vorzeitig aufgelöst, und ab Dezember wird die Bahntochter Start GmbH den Betrieb übernehmen. Diese Gesellschaft gehört zur Regionalverkehrssparte der Bahn und könnte die Situation möglicherweise stabilisieren. Die Nahverkehrsgesellschaft hofft, dass mit den laufenden Ausbildungen sowohl bei Abellio als auch beim neuen Betreiber Start ausreichend Personal zur Verfügung steht, um die im Februar beschlossenen Fahrplaneinschränkungen aufzuheben.

Die gegenwärtigen Herausforderungen im Bahnverkehr in Sachsen-Anhalt sind symptomatisch für ein größeres Problem innerhalb der Branche, das sich durch weiteres Personalmanagement, Schulungen und Infrastrukturmaßnahmen lösen lässt. Doch viele Passagiere wollen vorerst vor allem eines: Zuverlässige und pünktliche Verbindungen, auf die sie sich immer verlassen können.

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