Der Trend, Kindern Smartphones zuzulegen, ist allgegenwärtig, insbesondere wenn sie in die weiterführende Schule kommen. In Wentorf, einem Ort im Kreis Herzogtum Lauenburg, entscheiden sich einige Eltern jedoch bewusst gegen diese digitale Verbundenheit für ihre Kinder. Dort leben insbesondere Catalina, Anke und Margarete, die ihre Gründe haben, warum sie glauben, dass ein eigenes Smartphone noch warten kann.
Der elfjährige Henning ist in seiner sechsten Klasse einer der wenigen Schüler ohne eigenes Smartphone. Für ihn stellt dies kein Problem dar: „Ich spiele dreimal die Woche Hockey und habe auch längere Schultage. Ich will mich mit meinen Freunden verabreden und mache meine Hausaufgaben,“ erklärt er. Obwohl manchmal Langeweile aufkommt, fühlt er sich durch den Verzicht auf das Smartphone nicht ausgeschlossen oder ausgegrenzt.
Elternmeinungen und Herausforderungen
Catalina unterstreicht, dass der Schulweg ihrer Kinder nur wenigen Minuten dauert, was für sie keinen Anlass gebietet, ihnen ein Smartphone anzuschaffen. Zudem besitzt Henning einen Schullaptop, über den er ebenfalls kommunizieren kann. „Da gibt es kein Argument, das eventuell Busschüler haben,“ sagt sie. Sie sieht keinen Grund, ihre Kinder so früh mit den Herausforderungen und Risiken der digitalen Kommunikation zu konfrontieren.
Anke, die Mutter der zehnjährigen Maia, teilt einen ähnlichen Standpunkt. Maia nutzt das Handy ihrer Mutter, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, doch das ist für sie nicht immer ideal. Der Übergang zur fünften Klasse ist für die Kinder aufregend genug, meint Anke: „Es gibt so viele neue Eindrücke, da ist ein Smartphone nicht notwendig.“ Sie sieht es als unfair an, Kindern in diesem Alter ein Smartphone zu geben und von ihnen Verantwortung zu erwarten.
Die Meinung von Experten wie Julius Keinath, einem Medienpädagogen, unterstützt diese Sichtweise: Ein allgemeines Mindestalter für das erste Smartphone gibt es nicht, entscheidend sei, die individuelle Reife des Kindes zu berücksichtigen. Eltern sollten sich bewusst fragen, was ihre Kinder mit einem Smartphone tun möchten und inwieweit sie den Gefahren des Internets gewachsen sind.
Die Gefahren und Vorzüge der Smartphone-Nutzung
Die Diskussion um den richtigen Zeitpunkt für ein eigenes Smartphone wird von Psychologen wie Prof. Dr. Hans-Jürgen Rumpf begleitet. Er betont, dass Kinder unter zwölf Jahren kein eigenes Smartphone haben sollten, um sie vor der digitalen Welt zu schützen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass sie nicht ausgeschlossen werden, um beispielsweise nicht von Einladungen im Freundeskreis oder Schulangelegenheiten abgeschnitten zu sein.
Julius Keinath warnt vor den Gefahren einer frühen Smartphonenutzung, die mit psychischen Problemen wie Depressionen und sozialen Isolationen in Verbindung gebracht werden könnte. Dennoch hebt er auch die positiven Aspekte hervor: Smartphones bieten soziale Teilhabe, Kreativität und die Möglichkeit, sich auszutauschen und zu vernetzen.
Die Herausforderungen einer gesunden Mediennutzung zeigen sich auch im familiären Alltag. Margarethe, die fünf Kinder hat, beobachtet, dass die Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben, problematisch sein kann, insbesondere in der sechsten Klasse, wenn Einladungen über Gruppenchats weit verbreitet sind. Ihr bleibt oft nur zu vertrauen, dass ihre Kinder verantwortungsbewusst mit ihren Online-Aktivitäten umgehen.
Medienkompetenz wird mittlerweile auch in den Schulen thematisiert. Viele Initiativen wie die Hamburger Elterninitiative „Smarter Start ab 14“ unterstützen Eltern dabei, sich auf den ersten Smartphone-Kauf vorzubereiten und den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Schließlich möchten sie ihren Kindern noch eine Kindheit ohne Smartphones ermöglichen.
Der Dialog über digitale Medien und deren Nutzen ist für Eltern entscheidend. Ein ehrliches Interesse und offene Gespräche mit den Kindern können helfen, ihr Bewusstsein für die Gefahren sowie die positiven Seiten der Technologie zu schärfen. „Die meisten Eltern verstehen die Interessen ihrer Kinder vielleicht nicht vollständig, aber das Dranbleiben und Fragenstellen ist wichtig,“ betont Keinath abschließend.