Schleswig-Holstein

Techniker Krankenkasse und DocMorris: Ein umstrittener Schritt in der Fernmedizin

Die Techniker Krankenkasse plant ab Dezember eine umstrittene Kooperation mit dem Telemedizin-Anbieter TeleClinic, der zur Versandapotheke DocMorris gehört, was Bedenken hinsichtlich der Trennung zwischen Arzt und Apotheke sowie möglicher Datenschutzprobleme aufwirft und in der Apothekerschaft auf große Skepsis stößt.

Die Techniker Krankenkasse (TK) plant eine Zusammenarbeit mit dem Telemedizin-Anbieter TeleClinic, der zur umstrittenen Versandapotheke DocMorris gehört. Diese Entscheidung hat bereits einen Sturm der Entrüstung in der deutschen Apothekerschaft ausgelöst. Kritiker sehen die Grenze zwischen ärztlicher Beratung und Arzneimittelvertrieb in Gefahr und mahnen zu einer genauen Überprüfung der Datenschutzbestimmungen.

Die PK hat in der jüngsten Ausschreibung entschieden, das digitale TK-Ärztezentrum fortan durch TeleClinic zu betreiben. Ab Dezember wird das Unternehmen, bekannt durch seine enge Verbindung zur Versandapotheke DocMorris, die Aufgaben übernehmen, die bisher von dem spezialisierten Anbieter Ife Gesundheit erledigt wurden. Die TK betont, dass TeleClinic die erforderlichen Kriterien besser erfüllt habe als andere Bewerber.

Geplante Kooperation stößt auf Widerstand

Die Apothekerkammer Nordrhein reagiert auf die Kooperation mit tiefem Besorgnis. Sie sieht in der Verbindung von Telemedizin und Versandapotheke eine potentielle Gefährdung der medizinischen Standards und der Patientenversorgung. „Die zuverlässige Trennung zwischen Arzt und Apotheke wird hier gefährdet“, äußert sich die Kammer hierzu besorgt. Fachleute befürchten, dass Patienten nicht mehr klar zwischen medizinischer Empfehlung und kommerziellen Interessen unterscheiden können.

Eine der größten Sorgen bezieht sich auf die Handhabung von Gesundheitsdaten. Diese sind besonders schützenswert und unterliegen strengen Datenschutzgesetzen. Der Berliner Anwalt und Datenschutzexperte Jan Mönikes zeigt sich jedoch teilweise optimistisch: „Es gibt keine Form von Datenfluss, die strenger reguliert wird als jener von Gesundheitsdaten.“

Nichtsdestotrotz bleibt die Diskussion um mögliche Datenschwierigkeiten und Interessenskonflikte präsent. Die Sorge um den Austausch von Daten zwischen TeleClinic und DocMorris wird von verschiedenen Seiten geäußert. TeleClinic sichert zwar zu, dass keine Nutzerdaten an DocMorris übermittelt werden, doch das Vertrauen in solche Zusagen ist in der Branche oft gering.

Vorangegangene Kooperationen und ihr Einfluss

Die Techniker Krankenkasse hat in der Vergangenheit bereits problematische Kooperationen erlebt, wie etwa mit Ada Health. Die Zusammenarbeit endete, nachdem Vorwürfe laut wurden, dass Nutzerdaten ohne Einverständnis an Drittanbieter weitergegeben wurden. Diese Erfahrung lässt den kritischen Blick auf die neue Partnerschaft mit TeleClinic noch intensiver werden.

Die TK hingegen sieht in der neuen Kooperation nur Vorteile und hebt hervor, dass alle personenbezogenen Daten in verschlüsselter Form und auf Servern in Deutschland gespeichert werden. Die Krankenkasse ist überzeugt, dass die vertraglichen Vereinbarungen eingehalten werden und sieht keine Probleme, während Kritiker vor möglichen Wettbewerbsverzerrungen warnen und auf eine Quersubventionierung durch DocMorris hinweisen.

Die Skepsis in der Apothekerschaft wird zusätzlich durch ein nicht rechtskräftiges Urteil des Landgerichts München verstärkt, das TeleClinic in bestimmten Fällen die Zusammenarbeit mit DocMorris untersagte. Die Apothekerkammer, die den Rechtsstreit angestoßen hat, äußert sich deutlich: „Der Rechtsbruch ist Teil der DNA von DocMorris“ und fordert mehr Transparenz in den Geschäftsmodellen der Anbieter.

So bleibt abzuwarten, wie sich die Partnerschaft zwischen der Techniker Krankenkasse und TeleClinic entwickeln wird. Die anhaltenden Bedenken der Apothekerschaft und der Datenschützer könnten den Weg für die dringend benötigte digitale medizinische Versorgung in Deutschland erschweren.

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