Mitgliedern des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) liegt die aktuelle Regionalklassen-Statistik vor, die zeigt, wie die Kfz-Versicherungsbeiträge je nach Region variieren. Dies geschieht aufgrund von fünfjährigen Beobachtungen der Schadensentwicklung. In Regionen, in denen es häufig zu Unfällen und teuren Schäden kommt, wird die Regionalklasse schlechter eingestuft, was zu erhöhten Beiträgen für die Versicherten führt.
Insgesamt bleibt für etwa 33 Millionen Versicherte alles beim Alten. Während rund 4,7 Millionen Versicherte in 59 Bezirken von einer besseren Einstufung der Haftpflichtversicherungen profitieren, müssen sich etwa 9,4 Millionen in 49 Bezirken auf höhere Beiträge gefasst machen. Somit spielen Regionalklassen eine entscheidende Rolle bei der Festlegung der monatlichen Prämien.
Regionale Beitragsunterschiede
Die Unterschiede in der Regionalklasseneinstufung sind erheblich. Insbesondere in Großstädten wie Berlin, das als einer der teuersten Standorte gilt, zahlen Autofahrer bis zu 400 Euro mehr für ihre Versicherungsbeiträge im Vergleich zu Fahrern in anderen Städten. Eine Modellrechnung des Vergleichsportals Verivox veranschaulicht diesen Sprung: Ein 45-jähriger Fahrer in Berlin zahlt für die Vollkaskoversicherung seines VW Passat 59 Prozent mehr als ein Fahrer in Emden.
Diese Preisdifferenzen lassen sich durch verschiedene Faktoren wie die Unfallzahlen und die Häufigkeit von Diebstählen in einer Region erklären. Berlin hat eine hohe Anzahl an Autodiebstählen, im Gegensatz zu Emden, wo solche Fälle deutlich seltener sind. Laut den Polizeilichen Kriminalstatistiken gab es 2023 in Berlin 207 Autodiebstähle pro 100.000 Einwohner, während Emden nur 18 dieser Vorfälle aufwies.
Wohnort |
Haftpflicht |
Haftpflicht + Teilkasko |
Haftpflicht + Vollkasko |
Berlin-Mitte |
423,42 € |
628,20 € |
1.050,10 € |
Emden |
279,11 € |
408,25 € |
661,58 € |
Mehrbeitrag in Berlin in € |
144,31 € |
219,95 € |
388,51 € |
Mehrbeitrag in Berlin in % |
52% |
54% |
59% |
Diese Preisspannen verdeutlichen, wie wichtig der Wohnort für die Versicherungsprämie ist. Ebenso sind die Ergebniswerte der Regionalklassen unterschiedlich; während Berlin in der Haftpflichtklasse die schlechteste Einstufung erzielt, hat Garmisch-Partenkirchen die höchste Klasse in der Vollkaskoversicherung.
Einfluss auf Kasko-Versicherte
Die Regionalklassen haben auch Auswirkungen auf Vollkasko- und Teilkaskoversicherte. Von den insgesamt 5,8 Millionen Versicherten in diesen Kategorien müssen viele mit Nachtarife rechnen, was ihren Geldbeutel zusätzlich belastet. Die Einstufungen basieren darauf, wie oft Schäden durch Diebstahl oder Naturereignisse in einem bestimmten Gebiet auftreten.
Besonders die Region Wesermarsch in Niedersachsen zeigt sich vorteilhaft für Vollkasko-Versicherte, während die bayerische Region Bamberg die besten Karten für die Teilkaskoversicherung bietet. In Berlin sind die Werte jedoch besorgniserregend und demonstrieren, wie unterschiedlich die Schadensbilanz innerhalb Deutschlands sein kann.
Wohnort |
Haftpflicht |
Haftpflicht + Teilkasko |
Haftpflicht + Vollkasko |
Berlin-Nikolassee |
410,28 € |
609,39 € |
992,47 € |
Kleinmachnow |
306,45 € |
469,06 € |
749,21 € |
Mehrbeitrag in Berlin in € |
103,83 € |
140,33 € |
243,26 € |
Mehrbeitrag in Berlin in % |
34% |
30% |
32% |
Zusammengefasst zeigen die Regionalklassen deutlich, wie starke regionale Unterschiede bei Kfz-Versicherungen existieren. Diese Unterschiede erstrecken sich nicht nur über verschiedene Städte, sondern sogar innerhalb derselben Stadt. Die Anpassungen sind für Anbieter nicht bindend, weshalb es ratsam ist, die Versicherungsangebote regelmäßig zu vergleichen.
Die Regionalklassen der Kfz-Versicherung sind ein zentrales Element der deutschen Versicherungswirtschaft, das auf spezifischen regionalen Schadensdaten basiert. Diese Einstufungen wurden vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erstellt und helfen Versicherungsunternehmen, die Risikoquote in verschiedenen Regionen zu bewerten. Die Datenerhebung erfolgt über einen Zeitraum von fünf Jahren, was eine gründliche Analyse der Schadensentwicklung gewährleistet.
In der aktuellen Regionalklassen-Statistik zeigt sich ein stark regionalisiertes Bild: Während in manchen Gebieten, wie etwa Nordrhein-Westfalen, stabile oder attraktive Tarife bestehen, müssen Verbraucher in Städten wie Berlin mit gravierenden Preiserhöhungen rechnen. Diese Preisdifferenzen sind nicht nur auf die Schadenshäufigkeit zurückzuführen, sondern auch auf soziale Faktoren, Verkehrsdichte und das allgemeine Sicherheitsgefühl in den jeweiligen Stadtteilen.
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Konsequenzen
Die unterschiedlichen Prämien haben nicht nur finanziellen Einfluss auf die Versicherten, sondern auch auf die gesellschaftliche Mobilität. Insbesondere geringverdienende Haushalte in teuren Regionen könnte die veränderte Kostenlage in ihrer Alltagsmobilität stark einschränken. Dies könnte dazu führen, dass sie Fahrzeuge ganz abschaffen oder auf günstigere, ältere Modelle umsteigen, was sich wiederum auf die Verkehrssicherheit auswirken könnte.
Zusätzlich zeigen die aktuellen Daten, dass ein Anstieg der Versicherungskosten oftmals auch mit einer Verschlechterung der Lebensqualität in den betroffenen Regionen einhergeht. Hochpreisige Autoversicherungen können Familien dazu zwingen, ihre Mobilitätsbedürfnisse neu zu bewerten, was möglicherweise zu verstärkter Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel führt.
Statistische Entwicklungen im Kfz-Versicherungsmarkt
Gemäß dem GDV hat sich die Anzahl der Kfz-Versicherungen in Deutschland in den letzten Jahren verändert; im Jahr 2022 gab es insgesamt rund 48,6 Millionen Kfz-Versicherungen. Dies bedeutet einen leichten Rückgang um etwa 0,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil der Kaskoversicherungen stieg jedoch auf 56 %, was auf ein steigendes Sicherheitsgefühl der Autofahrer und eine erhöhte Sensibilität für Versicherungsthemen hinweist.
Eine aktuelle Umfrage des Versicherungsmarktplatzes Verivox ergab, dass etwa 40 % der Befragten in Großstädten ihre Kfz-Versicherung jährlich miteinander vergleichen, während in ländlichen Gebieten nur 27 % der Befragten dies tun. Der Grund dafür ist oft mangelndes Wissen über ihre Versicherungsoptionen und letztlich auch ein geringeres Bewusstsein für Kosteneinsparungen.