Schleswig-Holstein

Zukunft des Hamburger Hafens: MSC steigt bei HHLA ein – Chancen und Sorgen

Die Hamburgische Bürgerschaft hat am 4. September 2024 dem umstrittenen Einstieg der weltgrößten Reederei MSC bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) mit einer Zweidrittel-Mehrheit zugestimmt, was sowohl Chancen für die maritime Wirtschaft bietet als auch Sorgen bei Hafenarbeitern wegen möglicher Kündigungen und des niedrigen Kaufpreises für die städtischen Anteile aufwirft.

Die jüngste Entscheidung der Hamburgischen Bürgerschaft, die Partnerschaft mit der weltgrößten Reederei MSC (Mediterranean Shipping Company) beim Hafenlogistiker HHLA zu zementieren, hat mediale Wellen geschlagen. Mit einer überwältigenden Mehrheit von 40 Stimmen stimmten die vorherrschenden rot-grünen Mitglieder für den langfristigen Deal, welcher mindestens 40 Jahre umfassen soll. Die Opposition ist jedoch unzufrieden und warnt vor potentiellen Gefahren für die Hafenwirtschaft.

Die HHLA, als bedeutender Akteur im internationalen Containerumschlag, hat im vergangenen Jahr den Großteil des Hamburger Gesamtumschlags von rund 7,7 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Units) abgewickelt. Mit fast 6.800 Mitarbeitern ist das Unternehmen nicht nur lokal aktiv, sondern hat auch internationale Interessen in Ländern wie der Ukraine oder Italien. Trotz der beeindruckenden Umschlagszahlen führte das vergangene Jahr für die HHLA zu einem bescheidenen Gewinn von nur 20 Millionen Euro angesichts eines Umsatzes von 1,45 Milliarden Euro, was die Herausforderungen unterstreicht, vor denen die Hamburger Hafen- und Logistik AG steht.

Die Rolle der MSC im Deal

Die MSC wird durch den Einstieg in die HHLA eine bedeutende Rolle in der Entwicklung des Hamburger Hafens spielen. Geplant ist, dass die Reederei ihr Ladungsvolumen an den HHLA-Terminals von 2025 an signifikant steigern und bis 2031 auf eine Million TEU pro Jahr erhöhen wird. Zudem sollen 700 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, wodurch sich die Mitarbeiterzahl in Hamburg nahezu verdoppeln könnte. Diese Maßnahmen können potenziell zur Stabilisierung der HHLA beitragen und gleichzeitig die Position des Hafens in einem sich verändernden Markt stärken.

Wenn wir einen Blick auf die Geschichte von MSC werfen, sehen wir, dass das Unternehmen über 760 Schiffe und Beteiligungen an etwa 70 Terminals weltweit verfügt. Trotz dieser beeindruckenden Zahlen bleibt es ein gewisses Geheimnis um MSC – Umsatz und Gewinn sind weitgehend unbekannt, was die Transparenz und Vertrauen in die Reederei auf die Probe stellt. Kritiker befürchten, dass die MSCS in der Vergangenheit nicht für ihre Mitbestimmungspraktiken bekannt war, was Fragen zur künftigen Mitarbeiterbeteiligung aufwirft.

Kritik und Bedenken der Hafenarbeiter

Die Antwort der Hafenarbeiter auf die Entscheidung des Senats war vehement. Proteste und wütende Demonstrationen hielten an, mit der klaren Botschaft, dass der Deal potenziell katastrophale Folgen für die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze haben könnte. Die Gewerkschaft Verdi sowie Betriebsräte äußerten in Anhörungen Besorgnis und wiesen darauf hin, dass die Übernahme möglicherweise zu betriebsbedingten Kündigungen führen könnte, sobald die vertraglichen Schutzbedingungen auslaufen. In dieser Schneiderung steht unter anderem, dass wesentliche Änderungen der Mitarbeiterzahl erst nach fünf Jahren in Betracht kämen, jedoch gibt es Vermutungen, dass künftige Maßnahmen die Belegschaft betreffen werden.

Ein weiterer kritischer Punkt dreht sich um den Preis: Mit 16,75 Euro pro Aktie für die Anteile an der HHLA halten viele den Preis für stark unterbewertet. Die Kritiker schreiben dem Land Hamburg vor, das Unternehmen und seine Werte nicht angemessen berücksichtigt zu haben, was Bedenken hinsichtlich der Fairness der Verhandlungen aufwirft. Sogar der hafenpolitische Sprecher der CDU hat bereits eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht, da er glaubt, dass die Vorgehensweise undurchsichtig war und nicht den Standards der Wirtschaftstransparenz entsprochen hat.

Mit dieser Entscheidung hat die Hamburger Bürgerschaft nicht nur einen Pokerspiel seitens der Regierung aufgegriffen, sondern auch das Schicksal von tausenden von Beschäftigten in der Hafeneconomie in die Handschuhe einer ausländischen Reederei gelegt. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich diese Partnerschaft entwickelt und welche Auswirkungen sie auf die HHLA und die gesamte Hafenlandschaft in Hamburg haben könnte.

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