Reinhold Henß: Ein Leben in Würde als schwuler Rentner
Reinhold Henß, ein aktiver Rentner und Ehrenamtler, hat viele Meilensteine in der Geschichte der Schwulen- und Lesbenbewegung miterlebt. Nun steht er vor der gesellschaftlichen Herausforderung des schwulen Altwerdens.
Die Bedeutung von Toleranz im Pflegesystem
In einem Gespräch betont Henß, dass das Altern an sich nicht glamourös ist. Zusammen mit seinem Partner Matthias lebt der 71-jährige ehemalige Kinder- und Jugendpsychiater in Saarbrücken. Die Frage nach der Pflege im Alter wurde durch eine überstandene Hirnblutung aufgeworfen.
Seine Erfahrungen in Alters- und Pflegeheimen durch ehrenamtliches Engagement haben Henß gezeigt, dass er in solchen „Kasernierungen“ nicht leben möchte. Er wünscht sich, zu Hause oder in einer Wahlfamilie alt zu werden, fernab von ständigen Erklärungen über seine Sexualität.
Die Herausforderung der sexuellen Orientierung im Alter
Für Henß ist sein Schwulsein eine lebensbestimmende Identität, die sein Leben und Umfeld prägt. Er möchte nicht in ständigen Diskussionen über seine Homosexualität gefangen sein und sucht daher nach einem Umfeld, in dem er akzeptiert wird.
Seine Geschichte des Schwulseins begann in den 70er-Jahren, als er sich in den politischen Diskurs einbrachte. Trotz schmerzhafter Erfahrungen während der Aids-Krise kämpfte er für die Rechte und Unterstützung von Betroffenen. Henß gründete die „Aidshilfe Saar“ und setzte sich für die Akzeptanz von HIV-Tests ein.
Der Einsatz für Akzeptanz und Gleichberechtigung
Henß ist seit jeher ein Kämpfer für die Rechte queerer Menschen. Er war politisch aktiv, als Begriffe wie „queer“ und „LGBTQ“ noch nicht existierten, und setzt sich bis heute für eine offene und tolerante Gesellschaft ein.
Die Bedeutung der Ehe für alle und die Sichtbarkeit nicht-heterosexueller Lebensweisen sind Kernpunkte seines Engagements. Trotz Fortschritten in der Akzeptanz mahnt Henß dazu, nicht nachzulassen im Kampf um Gleichberechtigung.
Reinhold Henß ermutigt nicht-heterosexuelle Paare zur Ehe, um ihre Lebensweise sichtbar zu machen. Er betont die Notwendigkeit, nicht nur keine Diskriminierung zu erfahren, sondern auch aktiv für eine tolerante Gesellschaft einzutreten.
– NAG