Tierheim-Krise in Schleswig-Holstein: Ein ganzjähriges Problem
Die Situation in den Tierheimen von Schleswig-Holstein erreicht zunehmend alarmierende Ausmaße. Der Deutsche Tierschutzbund erhebt klare Vorwürfe und sieht die Einrichtungen an ihren Belastungsgrenzen. Ellen Kloth, Vorsitzende des Landesverbands, beschreibt diese Entwicklung als langfristiges Problem, das jetzt in den Vordergrund rückt.
Die Ursachen des Überangebots an Haustieren
Die Probleme in den Tierheimen sind vielschichtig. Eine zentrale Ursache ist die steigende Zahl nicht kastrierter Katzen, besonders von solchen, die von privaten Haushalten aus als Freigänger gehalten werden. Diese Tiere vermehren sich in Kombination mit Straßenkatzen, was die Zahlen der Fundtiere erhöht. Vor der Coronapandemie konnte die Kastrationsaktion Erfolg verzeichnen, doch diese Erfolge scheinen nun durch die veränderten Umstände gefährdet. Der anhaltende Anstieg der Lebenshaltungskosten und die höheren Energiekosten, die mit dem Ukraine-Konflikt einhergehen, zwingen viele Tierhalter dazu, ihre Haustiere abzugeben.
Die Rolle der Kommunen und der Spenden
Ein weiterer kritischer Punkt ist die finanzielle Unterstützung durch die Kommunen. Diese tragen bislang lediglich 50 Prozent der Kosten für die Unterbringung von Fundtieren. Der restliche Betrag muss durch Spenden aufgebracht werden, was Kloth als unzureichend kritisiert. Spenden sollten ihrer Meinung nach in erster Linie für Tierschutzprojekte, wie Kastrationsaktionen und die Pflege von Wildtieren genutzt werden. Es sind Fördermittel für Reparaturen und Sanierungen von Tierheimen vorhanden, die jedoch nicht die gesamten Kosten decken.
Die Auswirkungen des Online-Tierhandels
Ein bedeutender Wendepunkt in der Geschichte der Tierheime trat mit dem Aufkommen des Online-Handels ein. Kloth erklärt, dass vor dieser Entwicklung die Sommerferien traditionell die Zeit waren, in der viele Tiere abgegeben oder ausgesetzt wurden. Heutzutage hingegen kann durch den Online-Kauf ein Überangebot entstehen, welches zu Fällen von „Animal Hording“ führt, bei denen unzumutbar viele Tiere in einem Haushalt leben.
Forderungen nach Reformen
Um die aktuelle Krise zu bewältigen, müssen laut Kloth umfassende Maßnahmen ergriffen werden. Der Tierschutzbund fordert eine kostendeckende Erstattung der Fundtier-Kosten. Diese könnte sich auf etwa 3 Euro pro Einwohner belaufen. Darüber hinaus ist die Einführung einer landesweiten Katzenschutzverordnung notwendig, die eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen sowie eine Pflicht zur Kennzeichnung und Registrierung vorsieht.
Ein Ausblick auf die Zukunft
Die Situation der Tierheime in Schleswig-Holstein ist ein Beispiel für eine landesweite Problematik, die sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Verantwortung erfordert. Kloth betont die Wichtigkeit eines Hundeführerscheins für Ersthundebesitzer und spricht sich für ein Verbot von Qualzucht aus. Es liegt an der Gesellschaft und den Politikern, diese Herausforderungen anzugehen und einer Überlastung der Tierheime entgegenzuwirken.