In der Stadt Schweinfurt stehen bedeutende Veränderungen in der Notfallversorgung bevor. Mit der geplanten Schließung des St. Josef-Krankenhauses zum Jahresende müssen sich die Anwohner und das medizinische Personal darauf einstellen, dass die zentrale Notaufnahme am Leopoldina-Krankenhaus eine entscheidende Rolle übernehmen wird. Diese Umstellung erfordert besondere Vorbereitungen, um den ansteigenden Patientenzustrom bewältigen zu können. Veit-Maria Oertel, der Pressesprecher des Leopoldina-Krankenhauses, und Chefarzt Dr. Benedikt Stubner erläutern, welche Maßnahmen in die Wege geleitet werden, um die Qualität der Versorgung sicherzustellen.
Die Notaufnahme am Leopoldina-Krankenhaus wurde 2019 neu eröffnet und zeichnet sich durch moderne medizinische Ausstattung aus. Auf einer Fläche von 1450 Quadratmetern stehen 23 Behandlungsplätze bereit, sowie zwei spezielle Schockräume für akute Notfälle. Zusätzlich gibt es eine Beobachtungsstation mit sechs Betten sowie separate Isolationsräume für die Behandlung von infektiösen Patienten. Ein spezielles Untersuchungszimmer für gynäkologische und proktologische Untersuchungen komplettiert die Einrichtung.
Patientenaufkommen und Triage-System
Die Zahl der behandelten Patienten ist in den letzten Jahren stetig angestiegen. Während 2022 noch 29.561 Patienten in der Zentrale Notaufnahme versorgt wurden, stieg diese Zahl im Jahr 2023 auf 31.792. Bereits in den ersten Monaten des Jahres 2024 verzeichnet das Krankenhaus einen Anstieg um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Prognosen deuten darauf hin, dass bis Ende 2024 die Zahl der Patienten auf bis zu 40.000 ansteigen könnte. Dieses steigende Aufkommen erfordert eine umfangreiche Planung und Personalerhöhung, insbesondere für die medizinischen Fachkräfte, die in der Notaufnahme tätig sind.
Die Zuteilung und Betreuung der Patienten erfolgt nach einem sogenannten Triage-System, das die Dringlichkeit der Behandlung festlegt. Innerhalb der ersten zehn Minuten nach Ankunft werden die Patienten von geschultem Personal einer Ersteinschätzung unterzogen, um ihre akuten Bedürfnisse zu bestimmen. Diese Klassifizierung ist entscheidend, um den Patienten entsprechend ihrer Gesundheitsgefährdung priorisiert zu behandeln.
Das Triage-System funktioniert nach einem fünfstufigen Verfahren. Stufe eins beinhaltet Patienten mit höchster Dringlichkeit, die unverzüglich behandelt werden müssen, während Stufe zwei risikobehaftete Patienten sind, die schnellstens einem Arzt vorgestellt werden sollten. Für weniger dringliche Fälle (Stufen drei bis fünf) sind längere Wartezeiten möglich, abhängig von der allgemeinen Patientenzahl und der Schwere der Erkrankungen anderer Patienten.
Notwendige Spezialisierung der Mitarbeiter
Für einen reibungslosen Betrieb der Notaufnahme ist eine spezifische Qualifikation des medizinischen Personals unerlässlich. Ärzte und Pflegekräfte müssen spezielle Zusatzausbildungen absolvieren, um in der Notaufnahme arbeiten zu können. Die Ausbildung für Ärzte dauert in der Regel zwei Jahre und umfasst spezielle Notfallweiterbildungen. Für Pflegekräfte existiert die Fachweiterbildung „Notfallpflege“, die ebenfalls auf die Arbeit in der Notaufnahme abzielt. Das Leopoldina-Krankenhaus fördert zusätzlich die Fortbildung des Stammpersonals durch eigene Programme.
Um die steigende Patientenzahl bewältigen zu können, plant das Krankenhaus, das Personal entsprechend aufzustocken. Dennoch sind genaue Zahlen über den notwendigen Personalschlüssel zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verfügbar, da die Planungen noch in vollem Gange sind. Das Leopoldina ist bereits im Austausch mit Experten des St. Josef-Krankenhauses, um sich auf die bevorstehenden Veränderungen einzustellen.
Die koordinierte Zusammenarbeit und die geteilte Verantwortung zwischen den bestehenden Einrichtungen sind entscheidend, um eine qualitativ hochwertige Versorgung aufrechtzuerhalten, während gleichzeitig die neuen Herausforderungen gemeistert werden.
Die Veröffentlichung eines Integrierten Notfallzentrums (INZ) könnte ebenfalls bald in Schweinfurt Realität werden. Dieses Konzept soll eine engere Verzahnung zwischen der Notaufnahme und den Bereitschaftsdiensten der Kassenärztlichen Vereinigung ermöglichen, um weniger dringende Fälle an andere Stellen zu verweisen. Allerdings ist der Zeitrahmen für die Eröffnung eines solchen Zentrums noch unklar, und konkretisierte Informationen hierzu stehen noch aus.
Für die Patienten bedeutet die bevorstehende Umstellung auf die zentrale Notaufnahme eine signifikante Änderung in der Art und Weise, wie medizinische Notfälle behandelt werden. Die Notaufnahmen stehen vor der Herausforderung, eine angemessene Versorgung bei gleichzeitig zunehmendem Patientenaufkommen zu gewährleisten, was mit ebenso neuen wie umfassenden Strategien geschehen muss.