In der Schweriner Innenstadt gibt es ein ganz besonderes Geschäft, das nicht nur eine lange Geschichte hat, sondern auch tief in das kulturelle Leben der Stadt eingewoben ist. Das Zigarrenhaus Preussler, das schmalste Haus der Stadt, feiert in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen. Gegründet wurde das Geschäft im Jahr 1924 von Zigarrenhändler Otto Preussler, und seit 20 Jahren wird es von Matthias Fischer weitergeführt. Das Jubiläum wird am 10. August gebührend gefeiert, mit frischen Bratwürsten und erfrischenden Getränken unter freiem Himmel.
Einblicke in die Zeitgeschichte
Beim Betreten des Zigarrenhauses fühlt man sich in die 1920er-Jahre versetzt. Die stilvolle Inneneinrichtung mit nostalgischen Holzregalen und der klassischen Kasse aus vergangener Zeit schaffen eine unverwechselbare Atmosphäre. Neben einer großen Auswahl an Pfeifentabak, Zigarren und Zigaretten bietet Fischer auch erlesene Whiskys und andere Spirituosen an. Als leidenschaftlicher Pfeifenraucher hat er außerdem die Möglichkeit, seinen Kunden köstliche Kaffee-Spezialitäten aus einer traditionellen Siebträgermaschine anzubieten. Im Sommer ist die Bank vor dem Laden ein beliebter Platz für Schweriner und Touristen, um bei einem Espresso ins Gespräch zu kommen.
Der historische Hintergrund des Zigarrenhauses
Das Gebäude selbst hat eine beeindruckende Geschichte. Es wurde 1866 erbaut und ursprünglich für den Stadtwachtmeister Herricht konzipiert. Im Laufe der Jahre erlebte das Haus verschiedene Transformationen und wurde schließlich von Otto Preussler in einen Zigarrenladen umgewandelt. Die Fassade erhielt 1927, nach einem Entwurf des Architekten Erich Bentrup, ein frisches Aussehen, da Preussler kein großes Ladenschild genehmigt bekam.
Herausforderungen und Erfolge im heutigen Geschäft
Matthias Fischer, der das Zigarrenhaus nun schon zwei Jahrzehnten führt, erklärt, dass der Betrieb in der DDR-Zeit „eine Goldgrube“ war. Damals wurden neben Tabakwaren auch alkoholische Getränke verkauft. Fischer, der ursprünglich Heizungsinstallateur gelernt hat, kam 1992 ins Zigarrenhaus und entdeckte dort seine Leidenschaft für das Geschäft. Heute weiß er, dass es viel Engagement und Idealismus erfordert, um einen kleinen Laden erfolgreich zu führen. „Ich arbeite, solange es mir Spaß macht“, erzählt der 66-Jährige und zeigt damit seine Verbundenheit mit der Tradition des Zigarrenhauses.
Wichtigkeit für die lokale Gemeinschaft
Das Zigarrenhaus Preussler ist mehr als nur ein Geschäft – es ist ein Teil des kulturellen Erbes Schwerins und trägt zur identitätsstiftenden Atmosphäre der Stadt bei. Mit seinem reichen Angebot und der gemütlichen Atmosphäre ist es ein beliebter Anlaufpunkt. Das bevorstehende Jubiläum zeugt nicht nur von der Langlebigkeit des Unternehmens, sondern auch von der Bedeutung kleiner, traditionsreicher Läden in einer sich ständig verändernden Welt.