Es ist die verrückteste Tennisreise des Jahres! Am Sonntag um 14:55 Uhr Ortszeit New York begeben sich Kevin Krawietz und Tim Pütz auf einen kaum vorstellbaren Flug. Mit Flug CX 831 der Cathay Pacific starten sie vom John-F.-Kennedy-Flughafen und sollen nach einer Reise von 15 Stunden und 55 Minuten in Hongkong landen. Um 18:50 Uhr am Montag, nach einer schweißtreibenden Passkontrolle und dem Gepäckabholen, geht es dann mit dem Shuttle ins benachbarte Zhuhai, wo sie am Dienstag um 14 Uhr im Davis-Cup gegen die Slowakei antreten müssen.
Diese Reise wird durch eine unglückliche Entscheidung des Weltverbandes ITF noch komplizierter. Nur zwei Tage nach dem Ende der US Open sollen die Spiele in China stattfinden, obwohl der Gastgeber selbst gar nicht dabei ist. Zhuhai ist zudem zwölf Stunden voraus, was die Situation für die beiden Tennisprofis zusätzlich erschwert.
Wie die Umstände die Planung beeinflussen
Am Samstag verloren Krawietz und Pütz das Doppel-Finale der US Open gegen die Australier Max Purcell und Jordan Thompson mit 4:6, 6:7 (4:7). Krawietz äußerte dazu: „Wir werden heute erstmal anstoßen auf den Final-Einzug. Wir werden wahrscheinlich ein, zwei Bierchen trinken und dann versuchen wir den Schalter einfach umzulegen. Dann sitzen wir morgen im Flieger nach China.“ Doch die Vorfreude wird von den belastenden Umständen getrübt.
Bundestrainer Michael Kohlmann musste gleich mehrere Absagen hinnehmen, darunter von den besten deutschen Spielern wie Alexander Zverev, Jan-Lennard Struff und Dominik Koepfer, die alle verletzungsbedingt fehlen. Diese unerfreuliche Nachricht hat die Stimmung im Team nicht gerade elektrisch steigen lassen. Krawietz sagt: „Das ist schwierig. Man muss fairerweise sagen: Die Planung ist eine Katastrophe. Wir können es leider nicht ändern, wir haben keinen Einfluss darauf.“
Die beiden Spieler zeigen zwar viel Enthusiasmus, aber die Erschöpfung nach einem intensiven Turnier und der lange Flug werden nicht spurlos an ihnen vorbeigehen. „Wir versuchen, so professionell wie möglich und so frisch wie möglich am Dienstag auf dem Platz zu stehen. Wir haben trotz allem Bock aufs Team, weil wir gern für Deutschland spielen und wir spielen gern Davis-Cup“, so Krawietz weiter.
Ob das DTB-Team gegen die Slowakei, Chile und die USA bestehen kann, bleibt fraglich. In ihrer Vierer-Gruppe muss der deutsche Davis-Cup-Kader mindestens den zweiten Platz erreichen, um in die nächste Runde zu kommen. „Irgendwann wollen wir das Ding auch holen. Aber dass es so nicht optimal ist, das sieht jeder“, gibt Krawietz zu, während er die Herausforderung mit einem gewissen Pragmatismus betrachtet.
Die Planung um den Davis-Cup-Spiele hat die Athleten vor die Wand gedrängt, und es bleibt zu hoffen, dass sie trotz der widrigen Umstände alles geben können. Denn trotz aller Widrigkeiten gilt: Die Leidenschaft für den Sport und das Spiel für die Nation stehen an erster Stelle. „Na dann: Guten Flug!“, wünschen wir den beiden Athleten auf ihrer spannenden Reise.