Starnberg

Vom Anwalt zum Zimmerer: Christian Spielbauers Weg in den Holzbau

In einer bemerkenswerten beruflichen Wendung hat Christian Spielbauer, ein 45-jähriger Jurist aus Gilching, den Anwaltsberuf gegen eine Lehre im Zimmererhandwerk eingetauscht. Dieser Schritt wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen und Chancen, die eine berufliche Neuorientierung in der Lebensmitte mit sich bringt.

Der Wechsel: Von der Anwaltskanzlei zur Baustelle

Spielbauer hat 14 Jahre als Anwalt gearbeitet, wobei er vor allem im Miet- und Immobilienrecht tätig war. Nach Jahren im Büro und der Verteidigung von Straftätern merkte er, dass ihm die Identifikation mit seinem Beruf fehlte. „Ich wollte nicht mehr den ganzen Tag im Büro sitzen“, sagt Spielbauer. Seine Entscheidung, eine Zimmerer-Lehre zu beginnen, kam nicht über Nacht. Das handwerkliche Talent, das er beim Umbau seines eigenen Hauses entdeckte, war der ausschlaggebende Grund für diesen mutigen Schritt.

Handwerk als neue Leidenschaft

Von seinen Erfahrungen als Anwalt hat er vor allem die Erkenntnis mitgenommen, dass er Hände und Materialien für seine kreative Entfaltung braucht. „Wir schaffen Sachen mit den Händen“, betont Leopold Göring, sein Zimmerermeister. Diese Handwerkskunst bietet Spielbauer eine Möglichkeit, seine Kreativität auszuleben, etwas Sichtbares zu schaffen und dabei auch die positiven Auswirkungen eines Handwerks auf das Leben der Menschen zu erleben.

Reaktion der Gemeinschaft

Die Entscheidung von Spielbauer hat in seiner Umgebung gemischte Reaktionen hervorgerufen. Auf der einen Seite gibt es Bewunderung für seinen Mut, einen so drastischen Schritt zu wagen. „Die meisten fanden es cool, manche waren fast neidisch“, berichtet Spielbauer über die Resonanz seiner ehemaligen Kollegen. Dennoch gilt es zu beachten, dass solche Veränderungen auch Fragen über Stabilität und finanzielle Sicherheit aufwerfen können, vor allem in einer Zeit, in der viele Menschen an ihren Lebensperspektiven zweifeln.

Ein neuer Lebensabschnitt beginnt

Im September beginnt für Spielbauer offiziell die Zimmererlehre. Bis dahin hat er bereits praktische Erfahrungen gesammelt, indem er an Projekten wie dem Bau eines Gartenhauses in Starnberg teilnimmt. „Es ist toll zu sehen, wie schnell es vorangeht“, beschreibt er die Fortschritte auf den Baustellen. Der jüngste Kontakt mit der Handwerkswelt hat ihm gezeigt, dass die Arbeit körperlich fordernd, aber auch sehr befriedigend ist.

Challenges und Chancen für Späteinsteiger

Die Herausforderungen, die ein später Karrierewechsel mit sich bringt, sind vielfältig. Spielbauer wird in der Berufsschule mit vielen deutlich jüngeren Mitschülern zusammenarbeiten müssen, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Dennoch bleibt er zuversichtlich und zeigt Bereitschaft, sich auch in die theoretischen Aspekte des Handwerks einzuarbeiten.

Der Schritt von einem Bürojob zum handwerklichen Arbeiten ist ein mutiger, der für viele Menschen inspirierend sein könnte, die sich mit der Frage beschäftigen, ob sie ihre beruflichen Träume selbst verwirklichen können. Spielbauers Geschichte erinnert daran, dass es nie zu spät ist, Leidenschaft und Zufriedenheit im Beruf zu finden, selbst wenn sich das Lebensumfeld oder die Prioritäten ändern.

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