Die Diskussion um nachhaltige Geldanlagen hat in den letzten Jahren an Fahrt gewonnen, doch die neuesten Ergebnisse einer Umfrage zeigen einen besorgniserregenden Trend: Das Interesse der Deutschen an ökologischen und sozialen Investitionen scheint zu sinken. Laut einer repräsentativen Studie des Vergleichsportals Verivox, die im Juli 2023 durchgeführt wurde, investieren derzeit nur noch etwa 21 Prozent der Befragten aktiv in nachhaltige Finanzprodukte. Vor zwei Jahren waren es noch 24 Prozent.
Insgesamt zeigt die Umfrage, dass sich lediglich 69 Prozent der Teilnehmer für nachhaltige Geldanlagen interessieren, verglichen mit 79 Prozent im Jahr 2022. Diese Rückgänge werfen Fragen über das aktuelle Bewusstsein und den Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit auf. Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, führt diesen Rückgang teilweise auf eine veränderte Nachrichtenlage zurück, die maßgeblich zur gesellschaftlichen Wahrnehmung von Nachhaltigkeit beiträgt. Er beschreibt, dass vor zwei Jahren die gesellschaftliche Debatte stärker von umweltbezogenen Themen dominiert war, während heute andere Anliegen in den Vordergrund rücken.
Ethische Standards und individuelle Prioritäten
Im Kern der Diskussion um nachhaltige Geldanlagen steht die Frage nach den ethischen Standards, die Anleger bereit sind zu unterstützen. Ein bemerkenswerter Aspekt der Umfrage zeigt, dass 65 Prozent der Interessierten an nachhaltigen Investitionen bereit wären, eine niedrigere Rendite in Kauf zu nehmen, um sicherzustellen, dass ihr Geld in Projekte fließt, die strengen Nachhaltigkeitskriterien genügen. Im Gegensatz dazu sind 28 Prozent der Befragten nicht bereit, auf Rendite zu verzichten.
Ein wichtiger Aspekt der nachhaltigen Geldanlage ist die Priorität, die Anleger den verschiedenen ethischen Gesichtspunkten einräumen. So wird der Verzicht auf ausbeuterische und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen von 40 Prozent der Befragten als höchste Priorität genannt. Weitere wichtige Faktoren sind die Ablehnung von Tierversuchen (33 Prozent), der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen (32 Prozent) und Investitionen in erneuerbare Energien (30 Prozent). Zudem wünschen sich 22 Prozent der Befragten den Ausschluss bestimmter Branchen wie Rüstung und Waffen aus ihren Anlagen.
Diese unterschiedlichen Prioritäten verdeutlichen, dass es eine breite Spannweite an Ansichten über nachhaltige Geldanlagen gibt. Maier betont, dass es weder einheitliche Standards noch klare Definitionen für Nachhaltigkeit gibt. Anleger sollten daher sorgfältig prüfen, ob die gewählten Produkte ihren individuellen Ansprüchen gerecht werden und ob diese tatsächlich den nachhaltigen Kriterien entsprechen, die sie unterstützen möchten.
Die Umfrage wirft grundlegende Fragen über die aktuelle Wahrnehmung und die Zukunft der nachhaltigen Geldanlagen auf. Während sich das Interesse in den letzten Jahren gewandelt hat, bleibt abzuwarten, welche Entwicklungen und Veränderungen in der Finanzwelt und der breiteren gesellschaftlichen Debatte sich in den kommenden Jahren vollziehen werden.