In Magdeburg, wo die Zukunft der Technologie gestaltet werden soll, hat das Landesverwaltungsamt eine bedeutende Entscheidung getroffen. Die ersten Baugenehmigungen für das geplante Werk des US-amerikanischen Unternehmens Intel wurden erteilt. Damit steht dem Bau der Haupt- und Nebengebäude, die für die neue Halbleiterfabrik benötigt werden, nichts mehr im Weg. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Europäische Union der beantragten Förderung von mehreren Milliarden Euro zustimmen wird.
Die genehmigten Gebäude umfassen unter anderem zwei große Fabriken, Kühlaggregat-Gebäude sowie Lagerflächen für spezielle Gase. Auch ein Reinstwassergebäude wird errichtet, was für die Herstellung von Halbleitern von zentraler Bedeutung ist. Der Baustart für die Starkstromversorgung und die Logistik des Werks steht ebenfalls in den Startlöchern, aber offiziell hat Intel noch nicht mit dem Bau begonnen.
Bau von Intel in Magdeburg
Intel, ein Gigant in der Halbleiterindustrie, plant an seinem Standort in Magdeburg eine Investition von satten 30 Milliarden Euro. Dies könnte die Schaffung von etwa 3.000 Arbeitsplätzen zur Folge haben, zusätzlich entstehen weitere Stellen bei Zulieferern. Doch trotz dieser ambitionierten Pläne gibt es Ernüchterung: Der Konzern kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten und erreichte zuletzt im Fiskalquartal einen erheblichen Verlust von mehreren Milliarden Euro. Analysten erwarten auch in naher Zukunft negative Geschäftszahlen, was die Hoffnungen auf eine positive Wende trübt.
Um den finanziellen Druck zu verringern, kündigte Intel-CEO Pat Gelsinger massive Einsparungen an, die die Streichung von etwa 15.000 Arbeitsplätzen beinhalten. Das entspricht rund 15 Prozent der gesamten Belegschaft und ist Teil eines Plans, im kommenden Jahr über zehn Milliarden Dollar zu sparen. Die Mitarbeiter sehen sich also in unsicheren Zeiten.
Die Unsicherheiten könnten sich auf die Pläne für Magdeburg auswirken. Berichten zufolge zieht Intel sogar drastische Maßnahmen in Betracht, darunter die Möglichkeit einer Aufspaltung des Unternehmens oder der Abbruch von bereits angestoßenen Fabrikprojekten. Diese Entscheidungen werden derzeit intern erörtert und sollen im September dem Vorstand präsentiert werden. Trotz dieser Probleme haben die Behörden von Sachsen-Anhalt die Rückmeldung erhalten, dass Intel weiterhin an dem Magdeburger Projekt festhalten möchte, was Hoffnungen auf eine baldige Realisierung nährt.
Die Baugenehmigung, die Intel nun erteilt wurde, betrifft nur die Gebäude der Halbleiterfabrik, nicht jedoch die eigentlichen Produktionsanlagen. Für diese sind weitere Genehmigungsverfahren nötig. In der Zwischenzeit erteilte das Landesverwaltungsamt bereits zuvor grünes Licht für einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn, was bedeutet, dass jetzt erste Vorarbeiten auf dem Gelände durchgeführt werden können.
Die Entwicklung in Magdeburg steht für einen dramatischen Wandel in der Halbleiterindustrie und die Ambitionen Deutschlands, sich als Hub für Technologien der Zukunft zu etablieren. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die finanziellen Herausforderungen und die umfassenden Änderungen bei Intel die Pläne für die neue Fabrik gefährden oder ob sie letztlich die Vision eines der größten Halbleiterwerke Europas Realität werden lassen.
dpa, reuters, MDR (Hannes Leonard)