Das Lutherhaus in Eisenach hat beschlossen, seine Sonderausstellung über das kontroverse „Entjudungsinstitut“ dauerhaft zu präsentieren. Diese Entscheidung folgt auf vielfache Anfragen von Besuchern und ist eine Reaktion auf das zunehmende Auftreten von völkischen und antisemitischen Tendenzen, besonders in Thüringen. Laut Direktor Jochen Birkenmeier ist es wichtiger denn je, die Öffentlichkeit über die dunklen Kapitel der NS-Zeit und die Gefahren des völkischen Nationalismus aufzuklären.
Die Ausstellung mit dem Titel „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche ‚Entjudungsinstitut‘ 1939-1945“ nimmt eine kritische Betrachtung des 1939 in Eisenach gegründeten Instituts vor. Initiiert von elf evangelischen Landeskirchen, hatte dieses Institut das Ziel, alle jüdischen Einflüsse aus dem kirchlichen Leben zu beseitigen. Auf einer Fläche von über 100 Quadratmetern zeigt die Ausstellung die Vorgeschichte, die Aktivitäten und die weitreichenden Auswirkungen dieses antisemitischen Projektes.
Einblicke in die Geschichte des Instituts
Ein besonders kritischer Aspekt der Ausstellung ist die Rolle Thüringens als Zentrum des Nationalsozialismus. Thüringen wurde zur Bühne für viele der völkischen Ideen und Bewegungen, die das landesweite Geschehen prägten. Das Lutherhaus beleuchtet dabei auch die Entstehung und das Wirken der nationalsozialistischen Gruppierung der „Deutschen Christen“, die aktiv versuchte, jüdische Spuren aus der evangelischen Kirche zu tilgen.
Die Sonderausstellung hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt; sie wurde bereits mehrfach verlängert und 2022 um neue Inhalte ergänzt, was die anhaltende Relevanz dieses Themas unterstreicht. In einer Zeit, in der antisemitische Äußerungen und völkische Rhetorik wieder präsenter werden, ist das Lutherhaus unternommen, ein Zeichen zu setzen und die bedeutenden historischen Zusammenhänge für ein breites Publikum verständlich zu machen.
Das Lutherhaus Eisenach hat sich somit zu einem wichtigen kulturellen Ort entwickelt. Es gilt nicht nur als eine der zentralen Stätten der Reformation in Europa, sondern auch als ein Ort der Aufklärung, an dem die Besucher etwas über die komplexe und oft schmerzhafte Geschichte des deutschen Christentums lernen können. Die Entscheidung, die Ausstellung zum „Entjudungsinstitut“ dauerhaft zu zeigen, zeugt von einem tiefen Verständnis für die Brisanz der Themen, die hier behandelt werden.
In Zeiten, in denen Geschichtswissen und kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit immer wichtiger werden, bleibt das Lutherhaus ein Ort der Bildung und des Dialogs. Die Ausstellung bietet nicht nur einen Einblick in die Geschichte, sondern fordert auch dazu auf, sich aktiv mit den Folgen von Antisemitismus und völkischem Denken auseinanderzusetzen und die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen.