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Weimarer Kunstfest: Kulturelle Vielfalt und Widerstand gegen Revisionismus

Das Weimarer Kunstfest, das bis zum 8. September 2023 läuft, setzt ein Zeichen gegen Geschichtsrevisionismus und präsentiert zahlreiche künstlerische Höhepunkte zur Landtagswahl in Thüringen, während internationale Künstler und lokale Initiativen den Platz der Erinnerung und der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit betonen.

Das Weimarer Kunstfest 2023 bietet nicht nur eine Plattform für Kunst und Kultur, sondern hält auch entscheidende Themen gegen die Geschichtsverfälschung im Fokus, während die Landtagswahlen in Thüringen bevorstehen.

Ljuzem Madijin, Gründerin des Tjimur Dance Theatre aus Taiwan, durchstreift Weimar, inspiriert von Goethes Werken. Foto: Carolina Lecoq

WEIMAR taz | An einem klaren Augustsonntag in Weimar sind die Straßen von politischen Plakaten geprägt. Diese Plakate, die auf die Landtagswahlen am 1. September hinweisen, stammen von verschiedenen Parteien, darunter die Grünen, Linke und CDU. Die AfD bleibt erfreulicherweise im Hintergrund.

Das Kunstfest, das bis zum 8. September auf den Straßen und in den Kultureinrichtungen Weimars stattfindet, reflektiert diese politische Situation auf besondere Weise. Der künstlerische Leiter Rolf C. Hemke bezeichnet Weimar als eine „Enklave“ und setzt sich mit seiner Arbeit gegen den Aufstieg rechter Ideologien auseinander. Das Programm ist voll mit Veranstaltungen, die an die Schrecken der Geschichte erinnern und die Werte der Demokratie hochhalten.

Kunst und das Erinnern an die Geschichte

Ein bemerkenswerter Bestandteil des Festivals ist die Wanderausstellung „Das andere Russland“ von der Menschenrechtsorganisation Memorial. Seit ihrer Gründung im Jahr 1989 in der Sowjetunion setzt sich die Organisation für die Aufarbeitung des Stalinismus ein und leistet damit einen bedeutsamen Beitrag zur Erinnerungskultur. Diese Ausstellung ist besonders aktuell, da die politischen Repressionen unter Putin die Vergangenheit erneut lebendig werden lassen.

Im Bauhaus-Museum sind eindrucksvolle Fotos und Archivmaterial ausgestellt, die die Verfolgungen der Vergangenheit zeigen, und es wird an die Rolle Weimars während der nationalsozialistischen Herrschaft erinnert. Es ist ein zentraler Ort der Aufklärung über die dunklen Kapitel der Geschichte, in der auch „entartete Kunst“ ausgestellt wurde, was die Gefahr der Geschichtsverfälschung verdeutlicht.

Im Rahmen des Kunstfestivals wird auch die musikalische Darbietung von Schorsch Kamerun gefeiert. Sein originelles Projekt „Bevor wir umkippen“ beleuchtet Themen wie Rassismus und Geschlechterrollen, während die kreative Interaktion mit dem Publikum im Vordergrund steht. Am Nationaltheater, wo eine Mischung aus Punk und traditioneller Musik zu erleben ist, stellt Kamerun seine eigenen Werke vor.

Die Performances sind nicht nur kulturelle Ereignisse, sie haben auch eine kritische Perspektive. So wird während einer Veranstaltung das frauenfeindliche Bild der AfD hinterfragt, was das Kunstfest zu einem Raum für bedeutungsvolle Diskussionen macht.

Taiwan im Fokus

Ein weiterer Höhepunkt des Festivals ist der Aspekt der taiwanesischen Kultur. Die Tanzkompanie Cloud Dance Theater präsentiert „Sounding Light“, eine eindrucksvolle Darbietung, die klassische Elemente mit traditionellen Kampfkunstdarstellungen vereint. Die Performance wird von den Zuschauern begeistert aufgenommen und bringt die Zuschauer zum Staunen.

Das Tjimur Dance Theatre, angeführt von Ljuzem Madijin, bietet mit seiner Synthese aus indigenem Tanz und modernen Elementen eine weitere faszinierende Aufführung. Madijin, die in schamanischer Tracht Auftritt, führt das Publikum auf Goethes Spuren und verbindet so Kunst mit einem historischen Kontext.

Dieses Jahr zelebriert das Kunstfest auch den 275. Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe, was die Auftritte zusätzlich auflädt. Fast 200 Zuschauer folgen Madijin auf ihrem Weg und zeigen damit, wie tief die Wurzeln der Kultur Weimars in der Geschichte verankert sind.

Gerade in einem Jahr, das von politischem Wandel und der Bedrohung von demokratischen Werten geprägt ist, erweist sich das Weimarer Kunstfest als ein kraftvolles Forum für die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die Erhaltung einer offenen Gesellschaft.

Der Gedanke des „niemals Vergessens“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltungen. Die Erinnerungen an die Überlebenden, die nach wie vor mit den geopolitischen Herausforderungen von heute konfrontiert sind, sind Bestandteil dieser Erzählung. Ivan Ivanji, ein Überlebender des Konzentrationslagers Buchenwald, wird mit seinen Lebensgeschichten gewürdigt, während das Kunstfest die Bedeutung des Erinnerns in der aktuellen politischen Landschaft betont.

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