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Leipziger Markt: Kunstaktion erinnert an politische Häftlinge und ihre Stimmen

Auf dem Leipziger Marktplatz findet bis zum 4. September eine eindrucksvolle Kunstinstallation statt, die von der Szenografin Shahrzad Rahmani in Zusammenarbeit mit der Schaubühne Lindenfels und Amnesty International geschaffen wurde, um auf das Leid politischer Häftlinge, insbesondere weiblicher Gefangener in Einzelhaft, hinzuweisen und deren Stimmen durch das Lesen ihrer Briefe sichtbar zu machen.

In Leipzig sorgt im Moment eine eindrucksvolle Kunstinstallation für Aufsehen, die auf die prekäre Lage politisch inhaftierter Frauen weltweit aufmerksam macht. Diese Initiative, die von der Szenografin Shahrzad Rahmani ins Leben gerufen wurde, nutzt Briefe und Berichte aus Verbrennungsorten wie der Türkei, Kurdistan, Belarus und dem Iran, um den oft unverrückbaren Schrecken der Einzelhaft zu thematisieren. Hierbei werden die Ängste der Gefangenen besonders hervorgehoben, die aus ihrer Sicht oftmals mit der Furcht vor einer exekutiven Strafe verbunden sind.

Ziel der Installation ist es, den Stimmen von Frauen, die zu Unrecht inhaftiert sind, Raum zu geben und ihre Geschichten hörbar zu machen. „Es geht vor allem darum, dass die Stimmen von Frauen, die zu Unrecht in Gefangenschaft sind, gehört werden“, betont Rahmani.

Interaktive Erlebnisse und die Resonanz der Öffentlichkeit

Der Herzstück der Installation ist ein großer Kubus, der im Herzen des Leipziger Marktes aufgestellt wurde. Hier haben Passanten die Möglichkeit, rund um die Uhr Briefe zu lesen, die von Frauen in Einzelhaft verfasst wurden. Die Installation bietet nicht nur eine visuelle, sondern auch eine akustische Erfahrung, indem eine Einzelhaftzelle simuliert wird, sodass die Besucher ein Gefühl für diese beklemmende Situation bekommen.

Rahmani berichtet, dass die Kunstaktion positive Resonanz gefunden hat: „Die Leute bleiben stehen und lesen sich wirklich genau diese Briefe durch, auch für einen längeren Zeitraum.“ Viele Passanten scheinen von der Thematik berührt und zeigen großes Interesse an dem Dialog, den die Installation anregt. Einige Besucher trauen sich sogar, den kleinen Raum im Inneren des Kubus zu betreten – eine Entscheidung, die Mut erfordert, da man damit in die Einsamkeit einer Zelle eintaucht.

Zusammen mit der Schaubühne Lindenfels, dem Stadtgeschichtlichen Museum und Amnesty International möchte die Installation „Opfern von Willkür und Unrecht“ eine Stimme geben. Bis zum 4. September kann diese bewegende Ausstellung auf dem Marktplatz besucht werden.

Der Namen der Installation, „Hab keine Angst – Stimmen des Widerstands“, bezieht sich auf die eindringlichen Worte eines politischen Gefangenen aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis im Iran, der seine Botschaft in die Wand seiner Zelle ritzte. Dies bringt die drängende Relativierung der Menschenrechte und den Mut von Menschen, die Widerstand leisten, zum Ausdruck.

Ein historischer Ort

Besonders markant ist die Wahl des Standorts für diese Installation. Der Kubus ist genau an der Stelle platziert, an der vor 200 Jahren die letzte öffentliche Hinrichtung in Leipzig stattfand: die Exekution des Johann Christian Woyzecks. In der Entwicklung der Installation wurde die Rekonstruktion des Woyzeck-Schafotts, die bereits 2017 im Rahmen des Büchner-Festivals zu sehen war, konsequent weitergedacht, wodurch ein starkes historisches Echo erzeugt wird.

Die Schnittstelle zwischen historischen Ereignissen, wie beispielsweise der letzten öffentlichen Hinrichtung, und der Aktualität der Themen politischer Verfolgung und Ungerechtigkeit wird durch diese Installation intensiv beleuchtet. Die Künstler und Organisatoren streben nicht nur eine breitere Sensibilisierung für diese Themen an, sondern auch einen Raum für Empathie und Reflexion über die Zustände, denen viele Frauen in Gefangenschaft ausgeliefert sind.

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