Uckermark

Die Tragödie der Wolgadeutschen: Erinnerungen an Prenzlau 1929

Vor 100 Jahren, zwischen 1929 und 1930, kamen etwa 5.677 Wolgadeutsche, die vor der Kollektivierung in Russland geflohen waren, in die Uckermark, wo ihre ersten Wochen im Flüchtlingslager in Prenzlau von großen Entbehrungen geprägt waren und tragischerweise 66 Kinder und 3 Erwachsene starben, was die Herausforderungen und das Schicksal dieser deutschen Aussiedler verdeutlicht.

Die Schicksale der Wolgadeutschen, die in der Uckermark Zuflucht suchten, werfen ein Licht auf die Schatten der Geschichte und das menschliche Leid, das mit Flucht und Vertreibung verbunden ist. Ein Grabstein im Prenzlauer Friedhof, der die Namen von drei Erwachsenen und 66 Kindern trägt, erzählt von der Tragödie, die diesen Flüchtlingen zwischen 1928 und 1930 widerfahren ist.

Die Ankunft in Prenzlau

Am 15. Dezember 1929 kam eine Gruppe von Wolgadeutschen in Prenzlau an, nachdem sie zuvor in Überbevölkerung lebten und unter extremen Bedingungen litten. Die Gemeinschaft war aus Russland geflohen, um in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. In der ehemaligen Roten Kaserne wurden etwa 1800 von ihnen vorläufig untergebracht, nachdem sie zuvor von Hammerstein in das Flüchtlingslager transportiert worden waren.

Herausforderungen und Krankheiten

Die ersten Monate in Prenzlau waren von vielen Schwierigkeiten geprägt. In einem Bericht wurde bekanntgegeben, dass zahlreiche Kinder im Lager an Masern erkrankt waren. Um eine Ausbreitung der Krankheit unter den übrigen Bewohnern zu verhindern, wurden Isolierbaracken errichtet. Zudem litt die Bevölkerung unter Unterernährung, was die gesundheitliche Lage zusätzlich verschlechterte.

Ein trauriges Ende

Die Strapazen der langen Reise und die schlechten Lebensbedingungen forderten ihren Preis: 66 Kinder und drei Erwachsene starben im Flüchtlingslager. Diese tragischen Verluste wurden in einem Massengrab auf dem Prenzlauer Friedhof beigesetzt, ein stummer Zeuge des Leids, das viele Familien erlitten hatten.

Soziale Spannungen und Dankbarkeit

Während die Wolgadeutschen in Prenzlau ankamen, gab es gesellschaftliche Spannungen. Die lokale kommunistisch orientierte Bevölkerung zeigte sich gegenüber den Neuankömmlingen feindlich, da sie die Berichte der Flüchtlinge als Bedrohung für das Ansehen der Sowjetunion ansah. Trotz dieser feindlichen Atmosphäre fand eine Weihnachtsfeier für die Flüchtlinge statt, die vom Deutschen Roten Kreuz organisiert wurde. Diese Feier war ein Akt der Dankbarkeit und Hoffnung der Wolgadeutschen, die sich mit beeindruckenden Kunstwerken und einem großen Banner mit dem Schriftzug „Dank Dir, Deutschland“ bedankten.

Die letzten Monate im Lager

Trotz aller Bemühungen konnte die Regierung des Deutschen Reiches aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Situation und der weltweiten Krise keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen. Die letzte Zuflucht bot schließlich Paraguay, wohin die ersten Mennoniten am 15. März 1930 über den Hamburger Hafen aufbrachen. Im März 1930 wurde das Lager in Prenzlau endgültig aufgelöst, und die verbliebenen Bewohner waren gezwungen, ihre Hoffnung auf ein besseres Leben und ein sicheres Zuhause erneut aufzugeben.

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