Das Vertrauen der Mitarbeiter in den Software-Riesen SAP schrumpft verderblich, während das Unternehmen gleichzeitig von einem umfangreichen Restrukturierungsprogramm betroffen ist. Diese Entwicklungen werfen nicht nur ein Licht auf die internen Abläufe, sondern deuten auch auf tiefere Probleme in der Unternehmenskultur hin.
Vertrauen in die Unternehmensführung schwindet
Eine aktuelle Mitarbeiterbefragung zeigt, dass nur noch 56 Prozent der SAP-Mitarbeiter Vertrauen in die Unternehmensleitung haben. Das ist ein Rückgang von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen verdeutlichen eine kritische Stimmung innerhalb des Unternehmens, was auf viele laufende Veränderungen zurückzuführen ist. Insbesondere die Rückkehr zur Präsenzpflicht in den Büros hat Unmut geschürt, und die Arbeitnehmer fühlen sich von der Unternehmensführung im Stich gelassen, nachdem sie zuvor zur Arbeit im Homeoffice ermutigt wurden.
Steigende Kosten durch ungeplante Abfindungen
Im Rahmen des Restrukturierungsprogramms plant SAP, bis zu 10.000 Stellen abzubauen. Eine höhere Zahl als zunächst prognostiziert, deren Hauptursache eine unerwartet hohe Zahl von 5.300 Anmeldungen für ein Freiwilligen- und Vorruhestandsprogramm bis Ende Juni ist. Ursprünglich war mit lediglich rund 2.600 Anmeldungen gerechnet worden, was die Kosten des Programms von erwarteten 2,2 Milliarden Euro auf schätzungsweise 3 Milliarden Euro steigen lässt.
Unzufriedenheit durch alte Praktiken
Mit der Wiedereinführung von Präsenzpflichten und einem Bewertungssystem, das Leistungsträger und -schwächlinge kategorisiert, kehren alte Methoden zurück. Solche Systematiken führten in der Vergangenheit zu einem schlechten Betriebsklima, welches nun erneut aufgebrochen wird. Der Mitarbeiterbestand zeigt sich alarmiert, da sie die Transparenz und die Anreize zur Zusammenarbeit vermissen. In internen Mitteilungen wird das Gefühl vermittelt, dass SAP seine Mitarbeiter nicht mehr wertschätzt.
Wirtschaftliche Erfolge im Schatten interner Probleme
Trotz der schwindenden Mitarbeiterzufriedenheit kann SAP positive Quartalsergebnisse präsentieren. Der operative Gewinn stieg um 35 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro, was vor allem dem florierenden Cloud-Geschäft zu verdanken ist. Doch diese Erfolge scheinen auf einem wackeligen Fundament zu stehen, und es bleibt abzuwarten, wie die internen Unruhen die langfristigen Ziele des Unternehmens beeinflussen werden.
Politischer Einfluss und geplante Vorteile für Väter
Ein weiterer Punkt der Unzufriedenheit ist das Scheitern des Gesetzesentwurfs für eine geplante Väterzeit, die für mehr Planungssicherheit bei werdenden Vätern sorgen sollte. Der Betriebsrat zeigte sich enttäuscht, da SAP sich diese Maßnahmen hätte leisten können, und der Rückzug von dieser Initiative unterstreicht die derzeitige Unsicherheit im Unternehmen. Das Scheitern der Ampelkoalition, die Väterzeit zu regulieren, spiegelt die Schwierigkeiten wider, die auch in großen Unternehmen wie SAP vorherrschen.
Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob SAP das Vertrauen seiner Mitarbeiter zurückgewinnen kann, denn der Erfolg eines Unternehmens hängt maßgeblich von der Motivation und Zufriedenheit seiner Angestellten ab.
– NAG