UmweltWissenschaft

„Entdeckungen in der Tiefsee: Neue Arten vor der Küste Südamerikas“

Auf einer Expedition des Schmidt Ocean Institute vor der Küste Südamerikas wurden rund 20 unbekannte Tierarten, darunter der seltene Promachoteuthis-Kalmar und skurril aussehende Seekröten, entdeckt, während ein neuer Unterwasser-Berg kartiert wurde, was die Bedeutung der dortigen Ökosysteme und den Schutz der Tiefsee unterstreicht.

Vor der malerischen Küste Südamerikas sorgten Meeresforscher kürzlich für großes Aufsehen, als sie auf eine erstaunliche Vielfalt an unbekannten Tierarten stießen. Die neuesten Entdeckungen werfen ein Schlaglicht auf die unerforschten Tiefen des Ozeans, die reich an Leben sind und nur darauf warten, entdeckt zu werden. Solche Expeditionen sind von entscheidender Bedeutung, um unser Verständnis über die Biodiversität der Meere zu erweitern.

Die Wissenschaftler des Schmidt Ocean Institute setzten bei ihrer Erkundungsreise moderne Technik ein, um die Meereswelt genauer zu beobachten. Dabei gelang ihnen die erstmalige Dokumentation eines lebenden Promachoteuthis-Kalmars, einer Spezies, die extrem selten ist. Nur wenige Exemplare wurden in der Vergangenheit aufgezeichnet, oft zusammengestört in Fischernetzen, und datiert auf die späten 1800er-Jahre. Das macht dieses lebende Exemplar zu einem erstaunlichen Fund.

Neue Arten und Sehenswürdigkeiten

Zusätzlich zu den Kalmaren fanden die Forscher unzählige andere Geschöpfe in den Tiefen. Dazu gehören die neuentdeckten seelenlosen Caspar-Kraken, die erstmals im südlichen Pazifik gesichtet wurden. Für den Laien mag ein Kraken unscheinbar erscheinen, doch diese Spezies hat ganz besondere Merkmale, die sie von anderen unterscheiden. Auch die Beobachtungen von Bathyphysa-Staatsquallen, die in der Popkultur als „fliegende Spaghettimonster“ bezeichnet werden, erweitern den Horizont der Erforschung.

Die Forscher entdeckten auch skurril aussehende Seekröten, die durch ihre auffällig roten, orangefarbenen oder pinken Farben auffallen. Diese faszinierenden Fische gehören zu den Tiefsee-Anglerfischen und leben in den kühlen Gewässern an den Kontinentalhängen. In den Gewässern des südöstlichen Pazifiks gibt es eine außergewöhnliche biologische Vielfalt, die offenbar nur an wenigen Orten zu finden ist.

Die Expedition entblätterte zudem die Geheimnisse eines neuen Unterwasser-Berges. Diese noch namenlose Erhebung wurde auf einer Fläche von rund 70 Quadratkilometern kartiert, mit einem Gipfel, der etwa 3109 Meter über dem Meeresboden thront. Diese Entdeckung ist nicht nur geologisch von Interesse, sondern bietet auch Lebensraum für zahlreiche Organismen.

Mithilfe des Fächerecholots, eines hochmodernen Gradmessgerätes, wurden die Konturen des Berges genau kartiert. Er liegt etwa 700 Seemeilen westlich von Chile und ist in internationalen Gewässern verankert. Das Team hat bereits Vorschläge für einen Namen eingereicht, die jetzt von einem zuständigen Komitee bewertet werden.

Ein Blick in die Zukunft

Die Erkenntnisse der Expedition sind nicht nur ein Triumph für die Wissenschaft, sondern sie verdeutlichen auch, wie wenig wir über die marine Biodiversität wissen. Tomer Ketter vom Schmidt Ocean Institute erläuterte, dass die Ergebnisse zeigen, wie vielfältig und komplex die dortigen Ökosysteme sind. Es müsse jedoch auch in Betracht gezogen werden, dass es noch große Wissenslücken gibt, die es zu schließen gilt.

Die Falcon, das Forschungsschiff des Instituts, hat in diesem Jahr bereits drei Expeditionen durchgeführt. Bereits in den ersten beiden Erkundungsfahrten waren über 150 bis dahin unbekannte Arten dokumentiert worden, und jetzt kommen weitere 20 mutmaßlich neue Arten hinzu. Diese Funde bieten nicht nur Einblicke in das Leben der Meeresbewohner, sondern liefern auch wertvolle Daten, um Schutzstrategien für diese unberührten Ökosysteme zu entwickeln.

Die Entdeckungsreise zeigt auf beeindruckende Weise, wie wichtig es ist, die Ozeane zu erforschen und unsere Kenntnisse über unterseeische Lebensräume zu erweitern. Jede neue Art und jeder neue Lebensraum tragen dazu bei, das Puzzle der marinen Biodiversität zu vervollständigen und den kommenden Generationen ein besseres Erbe zu hinterlassen.

dpa/sk

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