In Niedersachsen hat eine wichtige Initiative zur Wiederansiedlung des Feldhamsters begonnen. Im Raum Göttingen wurden 24 dieser Tiere in einem speziell präparierten Lebensraum ausgesetzt. Dieser Schritt stellt den Beginn eines langfristigen Plans dar, um die vom Aussterben bedrohte Art zurück in die Region zu bringen. Das Projekt wird vom Verein AG Feldhamsterschutz Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Heinz Sielmann Stiftung finanziell unterstützt.
Die neue Heimat der Feldhamster erstreckt sich über ungefähr einen Hektar und bietet aufwendig gestaltete Lebensbedingungen. Die Flächen sind mit vorgebohrten Löchern ausgestattet, die als Bauten dienen, und mit Wasserschüsseln sowie frischem Gemüse bestückt, um die Tiere willkommen zu heißen. Ein Elektrozaun schützt die Neulinge vor möglichen Feinden. „Das ist unsere erste und zugleich auch die erste Auswilderung überhaupt von Feldhamstern in Niedersachsen“, erklärt Nina Lipecki, die erste Vorsitzende des Vereins. Ohne diese Maßnahmen wäre es wahrscheinlich, dass die Population der Hamster in Göttingen gänzlich erlöschen würde.
Pionierarbeit mit Beobachtungen und Rücksicht
Doch die Auswilderung ist nicht der einzige Schritt in diesem zukunftsweisenden Projekt. Ein gesamtes Netzwerk von Wildkameras überwacht das Gelände kontinuierlich, um sicherzustellen, dass die Tiere sich in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden. Monatliche Besuche von Projektmitarbeitern und Freiwilligen aus Göttingen sorgen dafür, dass die Feldhamster regelmäßig überprüft werden. Zu Beginn sind große Käfige um die Ausgänge ihrer Baue angebracht, um den Tieren die Eingewöhnung zu erleichtern und sie vor Gefahren zu schützen.
Das Ziel ist es, innerhalb der nächsten zwei Jahre kontinuierlich weitere Feldhamster in dieser Region auszusetzen, mit der Hoffnung, eine selbsttragende Population zu etablieren. „Wir gehen davon aus, dass sich die Hamster noch in diesem Jahr reproduzieren“, fügt Lipecki hinzu. Die Bedingungen scheinen hierfür optimal, da die Auswilderungsfläche in einem Gebiet liegt, wo bereits ein Projekt zum Schutz von Rebhühnern besteht. Diese Maßnahmen kommen nicht nur den Feldhamstern zugute, sondern auch anderen bedrohten Arten, die in derselben Umgebung leben.
Der Weg vom Schädling zum geschützten Art
Eine interessante Wendung in der Geschichte des Feldhamsters ist sein Status von einem als Schädling betrachteten Tier zu einer Art mit besonderen Schutzrechten. Historisch gesehen wurden Feldhamster wegen ihrer territorialen Natur und ihrer Neigung, landwirtschaftliche Flächen zu beanspruchen, als Schädlinge angesehen. In der heutigen Zeit spielt dieser kleine Nager eine bedeutende Rolle im Ökosystem, indem er den Boden auflockert und dadurch anderen Pflanzen und Tieren zugutekommt.
Trotz ihrer Wichtigkeit in dem Ökosystem wurden diese Tiere stark zurückgedrängt und sind jetzt auf Schutz angewiesen. Die Wiederansiedlung der Feldhamster in Niedersachsen ist nicht nur ein lokaler Erfolg, sondern könnte als Modell für ähnliche Projekte in anderen Regionen Deutschlands dienen. In dieser Hinsicht spielen auch andere Akteure eine Rolle, denn die ausgewilderten Hamster stammen ursprünglich aus dem Tierpark Berlin, wobei der Zuchtstamm durch Tiere von der Universität Göttingen sowie einige Weibchen aus der Hildesheimer Börde genetisch aufgefrischt wurde.
Ein Lichtblick für bedrohte Arten
Die Initiative zur Wiederansiedlung und der Schutz der Feldhamster könnte als Hoffnungsschimmer für viele andere gefährdete Arten dienen. Das Projekt bei Göttingen stellt einen mutigen Schritt dar, um das Bewusstsein für den Naturschutz zu schärfen und zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen ist, wenn es darum geht, den Erhalt unserer natürlichen Ressourcen zu gewährleisten. Die Heinz Sielmann Stiftung hat nicht nur finanzielle Mittel bereitgestellt, sondern engagiert sich auch weiterhin aktiv für den Schutz des Feldhamsters in Niedersachsen.
Hintergrund des Projekts
Die Rückkehr des Feldhamsters nach Niedersachsen ist Teil einer umfassenden Strategie zur Wiederherstellung bedrohter Arten. Feldhamster (Cricetus cricetus) zählen zu den eindrucksvollsten Vertreter der heimischen Kleinsäuger, deren Bestände in den letzten Jahrzehnten dramatisch gesunken sind. Wirtschaftliche Aktivitäten, insbesondere die Intensivierung der Landwirtschaft, haben ihren Lebensraum erheblich eingeschränkt. Der Einsatz von Pestiziden und die Monokulturen auf Äckern haben nicht nur die Nahrungsgrundlage der Hamster verringert, sondern auch deren Lebensräume zerstört.
Um dem Artensterben entgegenzuwirken, engagieren sich neben der AG Feldhamsterschutz Niedersachsen auch zahlreiche Umweltschutzorganisationen und Institutionen für den Erhalt der Biodiversität. Zu den wesentlichen Zielen dieses Projekts gehört es, nachhaltige Lebensraumstrukturen zu schaffen, die sowohl den Feldhamstern als auch anderen bedrohten Arten zugutekommen können.
Aktuelle Statistiken zur Feldhamsterpopulation
Laut der Roten Liste gefährdeter Arten des Bundesamtes für Naturschutz ist der Feldhamster bundesweit als „stark gefährdet“ eingestuft. In Niedersachsen sind die Bestände in den letzten 30 Jahren um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Dies wird durch technische Statistiken untermauert: Eine Zählung ergab im Jahr 2019 weniger als 100 Populationen in ganz Deutschland, mit nur wenigen verbliebenen in Niedersachsen.
Ein weiteres wichtiges Datum zur Situation des Feldhamsters stellt die Heuschrecken-Studie von 2020 dar, die aufzeigt, dass die Bodenvegetation in Gebieten, in denen Feldhamster leben, signifikant zurückgegangen ist, was zu einer weiteren Bedrohung ihrer Nahrungsquellen führt. Da der Feldhamster auch Umgebungseffekte auf andere Arten hat, zeigen Untersuchungen, dass auch Rebhühner und andere Arten negativ betroffen sind, wenn der Feldhamster verschwindet.
Durch die reaktive Rückansiedlung von Feldhamstern in Niedersachsen könnte nicht nur der Fortbestand dieser Art gesichert werden, sondern auch die ökologische Balance in den betroffenen Gebieten wiederhergestellt werden. Studien haben gezeigt, dass Feldhamster durch ihre Bodenbearbeitung und die Schaffung von Lebensräumen für andere Arten von großer Bedeutung sind.
Engagement und Zusammenarbeiten
Das Wiederansiedlungsprojekt zeigt, wie wichtig Kooperationen in der Erhaltungsarbeit sind. Die AG Feldhamsterschutz Niedersachsen arbeitet eng mit der Heinz Sielmann Stiftung zusammen, die nicht nur finanzielle Unterstützung bietet, sondern auch Fachwissen im Bereich Naturschutz einbringt. Die Stiftung hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 dem persönlichen Engagement für denUmweltschutz und die Artenvielfalt verschrieben und bietet zahlreiche Programme zur Förderung dieser Werte an.
Die Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Tierpark Berlin und der Göttinger Universität sowie lokalen Landwirten ist ebenfalls entscheidend. Diese Kooperationen tragen dazu bei, die genetische Diversität der wiederangesiedelten Tiere zu erhöhen und langfristige Erhaltungsstrategien zu entwickeln. Der Austausch von Wissen und Ressourcen ist für die Erreichung der Projektziele unabdingbar.
Für weitere Informationen zu diesem wegweisenden Projekt sowie zu den Engagements der Heinz Sielmann Stiftung können Sie die Webseite besuchen: Heinz Sielmann Stiftung.