MünchenWaiblingen

„Mobbing im Pausenhof: Die Rolle der Zuschauer und ihre Verantwortung“

In München bereut die 25-jährige Maria Huber, als Schülerin in der Schule nicht gegen das Mobbing eines Mitschülers eingeschritten zu sein, und betont die wichtige Rolle von Mitläufern, während Kinder- und Jugendpsychologin Birgit Klos auf die langfristigen psychologischen Folgen von Mobbing hinweist.

Die Rolle der Zuschauer: Ein unterschätzter Faktor im Schulumfeld

Wir leben in einer Zeit, in der Mobbing an Schulen zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Doch während die Täter und Opfer im Mittelpunkt stehen, geraten die stillen Zuschauer häufig in den Hintergrund. Ein Beispiel aus München zeigt, wie entscheidend die Haltung von Mitläufern ist und welche langfristigen Folgen Mobbing haben kann.

Schmerzhafte Erinnerungen aus der Schulzeit

Maria Huber, eine 25-jährige Doktorandin aus München, erinnert sich an eine prägende Episode aus ihrer Schulzeit in Waiblingen. In ihrer Klasse war Mobbing ein alltägliches Phänomen. „Ein Junge wurde ständig ausgeschlossen und verspottet, und wir haben zugesehen“, schildert sie. Ihre Rolle als Mitläufer, die aus Angst vor Ausgrenzung nicht eingriff, beschäftigt sie noch heute. „Es war nicht lustig für ihn, und ich wünschte, ich hätte etwas unternommen“, reflektiert Huber.

Psychologischer Hintergrund: Warum Kinder wegschauen

Die Psychologin Birgit Klos erklärt, dass Kinder oft vermeiden, sich mit Mobbingopfern zu solidarisieren, um nicht selbst ins Visier der Mobber zu geraten. Diese Dynamik führt dazu, dass viele Betroffene keine Unterstützung erhalten und die Mobber ungehindert weitermachen können. „Das soziale Umfeld wird für Kinder zu einem entscheidenden Faktor, und der Wunsch, dazuzugehören, kann sie dazu bringen, wegzuschauen“, so Klos.

Die Auswirkungen von Mobbing auf die Betroffenen

Die Auswirkungen von Mobbing sind tiefgreifend und können bei den Opfern langfristige psychische Probleme verursachen. Viele Kinder tragen die Traumas jahrelang mit sich, und in einigen Fällen ist therapeutische Hilfe notwendig, um die Erlebnisse zu verarbeiten. „Es sind oft die Kinder, die ohnehin schon ein geringes Selbstwertgefühl haben, die als Ziele ausgewählt werden“, betont Klos.

Fehlgeschlagene pädagogische Ansätze

Ein weiteres Beispiel aus Hubers Schulzeit illustriert, wie nicht-durchdachte Maßnahmen das Problem verstärken können. Die Lehrerin versuchte, den Jungen in den Mittelpunkt zu stellen, indem sie die Klasse beauftragte, ihn Fragen zu stellen. Dieses Vorgehen führte allerdings dazu, dass der Junge noch mehr zur Zielscheibe wurde. „Anstatt zu helfen, haben wir ihn nur noch mehr verletzt“, erklärt sie.

Lösungsansätze und die Bedeutung von Schulsozialarbeit

Um Mobbing mit einem nachhaltig positiven Ansatz zu begegnen, sollten Schulen auf präventive Maßnahmen setzen. Ein Schulsozialarbeiter könnte beispielsweise Workshops zu den Themen Mobbing und Gruppendynamik anbieten. „Das würde den Kindern helfen zu verstehen, dass ihr Verhalten gegenüber Mitschülern Konsequenzen hat“, sieht Klos als wichtige Maßnahme an.

Der Schulwechsel und seine Botschaft

Letztlich blieb der Klasse nur der Schulwechsel des gemobbten Jungen, um das Problem zu „lösen“. „Das gab uns die Botschaft, dass man einfach weglaufen kann, anstatt sich mit den Problemen auseinanderzusetzen“, sagt Huber. Dies ist ein falsches Signal, das verhindert, dass Kinder die Verantwortung für ihre Mitmenschen übernehmen.

Ein Aufruf zur Veränderung

Maria Huber hat aus ihren Erfahrungen gelernt. Heute ist sie entschlossener, ihre Stimme zu erheben und sich gegen Ungerechtigkeiten einzusetzen: „Ich hoffe, dass künftige Generationen von Kindern mutiger werden, damit Mobbing weniger Platz hat.“ Ihre Geschichte verdeutlicht die Dringlichkeit, die Rolle der Zuschauer in den Fokus zu rücken und sie zu befähigen, aktiv zu werden.

NAG

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"