Die Münchner S-Bahn hat seit Dezember 2023 ein neues System eingeführt, das die Pünktlichkeit der Züge auf der Stammstrecke erheblich verbessert. Die Maßnahme wurde als Pilotprojekt ins Leben gerufen und hat das Ziel, die hohen Fahrgastzahlen effizienter zu bewältigen.
Verbesserte Pünktlichkeit auf der Stammstrecke
Dank des innovativen Ansatzes der flexiblen Abfahrtszeiten konnte der Anteil der Züge, die pünktlich abfahren, um über ein Fünftel gesteigert werden. Dies ist besonders wichtig auf der überlasteten Stammstrecke, die als „Europas meistbefahrene Eisenbahngleise“ gilt und regelmäßig mit massiven Verkehrsanforderungen konfrontiert wird. Ein Bahnsprecher betonte die Bedeutung dieses Projekts: „Wir möchten diese Verbesserungen als bundesweit einmaliges Beispiel fortsetzen.“
Flexible Zeitfenster statt strikter Fahrpläne
Ein Hauptmerkmal des neuen Systems ist die Tatsache, dass die S-Bahnen nicht mehr an minutengenauen Fahrplänen gebunden sind. Das bedeutet, dass Züge nicht mehr auf verspätete Züge warten müssen, wenn sie die Stammstrecke erreichen. Stattdessen können sie in einem zweiminütigen Zeitfenster abfahren, was die Nachfolgezüge entlastet und kleinere Verspätungen vermindert.
Anpassung der Informationssysteme für Fahrgäste
Mit der Umstellung auf flexible Fahrzeiten wurden auch die Anzeigetafeln an den Bahnhöfen angepasst. Anstelle eines minutengenauen Countdowns wird nun ein Stoppuhr-Symbol angezeigt, das den Fahrgästen signalisiert, dass die Abfahrt innerhalb der nächsten zwei Minuten stattfindet. Außerdem wurden die Zeiten im Bahn-Navigator um zwei Minuten nach vorne verschoben, damit Reisende rechtzeitig am Bahnsteig sind.
Mögliche Erweiterung auf andere Strecken
Die positiven Ergebnisse in München werfen die Frage auf, ob ähnliche Lösungen auch für andere S-Bahn-Strecken in Deutschland denkbar sind. Ein Sprecher der Bahn kündigte an, die Möglichkeit zu prüfen, betont jedoch, dass die spezifische Leittechnik, die für die Flexibilität der Münchner Stammstrecke notwendig ist, nicht überall vorhanden ist.
Langfristige Lösungen für die Überlastung
Trotz der erfolgreichen Implementierung des flexiblen Fahrplans steht die Münchner S-Bahn weiterhin vor der Herausforderung einer chronischen Überlastung. Um dieses Problem zu adressieren, wird seit einigen Jahren an einer zweiten Stammstrecke gearbeitet, deren Bau mindestens sieben Milliarden Euro kosten soll. Diese zusätzliche Tunnelroute wird entscheidend sein, um den steigenden Verkehr zu bewältigen und die Pünktlichkeit weiterhin zu genügen.
Die neuen flexible Abfahrtsregelungen könnten Vorbildcharakter haben und dazu beitragen, das S-Bahn-System in anderen Städten zu stärken. Damit könnte ein Schritt in Richtung eines effektiveren und benutzerfreundlicheren Nahverkehrs in Deutschland getan werden.