Wesermarsch

Bürgermeisterin Christina Winkelmann: Herausforderungen und Chancen in Lemwerder

Christina Winkelmann, eine der wenigen Bürgermeisterinnen in der Wesermarsch, steht vor Herausforderungen im Rat, wo sie mit männlichen Widerständen konfrontiert wird, und thematisiert die Schwierigkeiten hybrider Sitzungen sowie die Notwendigkeit, mehr Frauen in die Kommunalpolitik einzubeziehen.

In der Wesermarsch, einer Region, die mit einer geringen Anzahl weiblicher Führungskräfte zu kämpfen hat, spielt Christina Winkelmann aus Lemwerder eine entscheidende Rolle als eine von nur zwei Bürgermeisterinnen. Ihre Präsenz im Rathaus bringt nicht nur frischen Wind, sondern beleuchtet auch die Herausforderungen, mit denen Frauen in politischen Ämtern konfrontiert sind.

Christina Winkelmann, die 2020 als parteilose Kandidatin mit über 55 Prozent der Stimmen gewählt wurde, hat einen unkonventionellen Weg in die Politik gewählt. Zuvor war sie mehr als 20 Jahre im Vorstand des Lemwerder Turnvereins aktiv und engagierte sich in Kindergärten sowie Schulen als Sprecherin der Elternvertretungen. Diese vielfältige Erfahrung brachte sie dazu, von ihrem Umfeld als geeignete Bewerberin für das Bürgermeisteramt vorgeschlagen zu werden. „Eine andere Perspektive“ zu bieten, scheint ein Schlüsselfaktor in ihrer Wahl gewesen zu sein.

Die Rolle der Bürgermeisterin und der Umgang mit Widerständen

Winkelmann versteht ihr Amt als Moderatorin, die alle Beteiligten an einen Tisch bringt, um gemeinsam Lösungen zu finden. Diese besonnene Herangehensweise wird jedoch von einigen männlichen Ratsmitgliedern als Schwäche ausgelegt. Sie äußern Zweifel an ihrer Durchsetzungsfähigkeit und werfen ihr vor, ihre „Leute“ nicht im Griff zu haben. „Es wird mir Unerfahrenheit und Unwissenheit unterstellt“, berichtet Winkelmann. Doch für sie bedeutet effektive Führung nicht, mit harter Hand zu regieren, sondern zuzuhören und alle Stimmen zu hören, ein Ansatz, der vielleicht sogar in stark patriarchal geprägten Strukturen als unkonventionell gilt.

Obwohl die Bürgermeisterin mit einer Vielzahl von unsachlichen Kommentaren konfrontiert wird, betont sie, dass nur einige wenige Ratsmitglieder ein unverhältnismäßig patriarchales Klima schaffen. Viele ihrer Kollegen respektieren ihre Position und ihr Geschlecht spielt für sie keine Rolle, zumal sie die erste Frau war, die dieses Amt nach ihrer Vorgängerin Regina Neuke innehat.

Ein Blick auf die Herausforderungen für weibliche Führungskräfte

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist auch für Winkelmann von großer Bedeutung. Als Mutter von zwei Töchtern erkennt sie die Herausforderungen, die der Spagat zwischen politischen Verpflichtungen und dem Familienleben mit sich bringt. Oft ist sie abends spät zu Hause, was die Familienzeit einschränkt. Sie rät anderen Müttern, flexibel zu bleiben und sich nicht übermäßig unter Druck zu setzen, immer alle Verpflichtungen vollkommen zu erfüllen. Anstatt zu versuchen, alles zu perfektionieren, sei es wichtiger, organisatorische Fähigkeiten zu entwickeln und Zeitfresser im Alltag zu identifizieren.

Eine weitere Hürde stellt für sie die Organisation von hybriden Sitzungen dar, bei denen Ratsmitglieder sich online zuschalten können. Diese Idee wird von ihr skeptisch betrachtet, zumal nichtöffentliche Sitzungen auch durchgeführt werden und somit Bedenken hinsichtlich der Vertraulichkeit bestehen. Zudem muss ein solcher Ansatz in der Geschäftsordnung formal beschlossen werden, was zusätzliche Hürden aufwirft.

Ein weiteres Thema, das Winkelmann beschäftigt, ist die Frage der Frauenquote in der Politik. Sie setzt sich nicht für eine solche Quote ein, da ihrer Ansicht nach immer die Qualifikationen im Vordergrund stehen sollten. „Es sollte um Fähigkeiten und Qualitäten gehen“, sagt sie und plädiert dafür, Frauen zu ermutigen, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. „Ein Rat sollte die gesamte Gesellschaft widerspiegeln“, so Winkelmann. Es sei entscheidend, unterschiedliche Perspektiven in die politische Diskussion einzubringen, um zu fundierten Ergebnissen zu gelangen.

Im kommenden Jahr wird in der Wesermarsch erneut das Mentoring-Programm „Frau.Macht.Demokratie“ ins Leben gerufen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um den Frauenanteil in der Kommunalpolitik zu erhöhen und Frauen dabei zu unterstützen, in der politischen Landschaft Fuß zu fassen. Die Vorbereitungen beginnen bereits in diesem Herbst, wobei interessierte Frauen die Möglichkeit haben, sich um einen Platz in diesem knapp anderthalbjährigen Programm zu bewerben. Dieses Programm wird von der Vernetzungsstelle für Gleichberechtigung betreut und bietet den Teilnehmerinnen wertvolle Einblicke in den politischen Alltag und fördert die Entwicklung eines eigenen politischen Profils.

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