Wiesbaden

Nilgänse in Frankfurt: Experten warnen vor ungebremster Ausbreitung

In Frankfurt wird eine radikale Lösung gegen die Überpopulation der Nilgänse empfohlen, nachdem Experten festgestellt haben, dass eine dauerhafte Bejagung notwendig ist, um die Anzahl dieser nicht heimischen Vögel zu kontrollieren und somit die Lebensqualität der Frankfurter zu verbessern; dieser Vorschlag stammt von Ornithologe Oliver Weirich und wurde am 06.09.2024 veröffentlicht.

In Frankfurt sind die Nilgänse längst zum Gesprächsthema geworden. Die aufdringlichen Vögel, die sich in der Stadt zunehmend ausbreiten, bringen einige Anwohner zur Verzweiflung. Während im Ostpark eine Kontrollmaßnahme zumindest teilweise erfolgreich war, herrscht nun im Licht- und Luftbad in Niederrad eine regelrechte Gänseplage, die nur schwer einzudämmen scheint. Hier ist kein Zaun möglich, der die Vögel davon abhalten könnte, sich niederzulassen. Der Ornithologe Oliver Weirich, der mit einem zweijährigen Monitoring in Wiesbaden wertvolle Daten gesammelt hat, sieht den Experten wichtig und fordert radikale Maßnahmen, einschließlich der Bejagung.

Die Gänse werden gelegentlich als „heilige Kühe” der Natur betrachtet, und es gibt in Teilen der Öffentlichkeit und Politik eine überwiegend positive Einstellung zu ihnen. Diese Wahrnehmung steht jedoch im Widerspruch zu den aktuellen Herausforderungen, die die Nilgänse für die städtische Natur und das Ökosystem darstellen. Weirich ist sich sicher, dass die vermeintliche Harmlosigkeit der Nilgänse irreführend ist. Seine Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich die Population der Nilgänse in den Parks etabliert hat und sich auf Kosten der heimischen Vogelarten ausbreitet.

Die Notwendigkeit von „letaler Vergrämung”

Er hat festgestellt, dass eine einmalige Intervention in Form von Bejagung oft nicht ausreicht. Obwohl man an einem Ort die Anzahl der Nilgänse zeitweise verringern könnte, sei dies kein langfristiger Erfolg, da bald darauf neue Gänse aus anderen Gebieten nachrücken würden. Weirich schlägt deshalb eine dauerhafte Strategie vor, die als „letale Vergrämung” bezeichnet wird. Diese würde bedeuten, dass regelmäßig ausgewählte Individuen erlegt werden, um die Ansiedlung an bestimmten Orten unattraktiv zu machen.

Seine Argumentation ist einfach: Durch konstante Präsenz eines Jägers, der regelmäßig einen Gans erlegt, lernen die übrigen Tiere, dass diese Gegend gefährlich ist. Gänse reagieren sensibel auf Bejagung und neigen dazu, ihr Brutverhalten zu verändern, wenn sie in Gebieten verfolgt werden, wo sie als störend empfunden werden. Dadurch könnte langfristig die Population an diesen Stellen reduziert werden.

Ein weiterer Ansatz zur Bekämpfung der Nilgansplage, den Weirich anführt, ist die Gestaltung des Lebensraums. Nilgänse bevorzugen Rasenflächen in der Nähe von Gewässern für die Aufzucht ihrer Küken. Indem man diesen Bereich natürlichen Verhältnissen anpasst, etwa durch die Anpflanzung von Hochstauden und Sträuchern, kann man die Attraktivität dieser Plätze für die Gänse verringern und gleichzeitig die Biodiversität verbessern.

In Wiesbaden hat man bereits Fütterungsverbotsschilder aufgestellt, um der Bevölkerung die Nachteile der Fütterung von Nilgänsen nahezubringen. Das Füttern mit Brot fördert die Gänse und schadet den heimischen Stockenten-Küken. Doch trotz Aufklärung gibt es immer wieder Menschen, die gegen die Fütterungsverbote verstoßen, was die Bemühungen zur Kontrolle der Nilgans-Population sabotiert. Weirich ist überzeugt, dass die Aufklärung über die Folgen des Fütterns entscheidend ist, auch wenn er die Hoffnung hat, dass dieses Verhalten irgendwann zurückgeht.

Die Frage bleibt, ob die Nilgänse im Winter in den Süden ziehen. Weirich berichtet von seiner eigenen Beobachtung in Wiesbaden, wo er über das Jahr hinweg verschiedene Populationszahlen festgestellt hat. Es ist tatsächlich so, dass Nilgänse im Winter in der Umgebung verweilen und nicht in südliche Gefilde ziehen. Stattdessen nutzen sie die nahrhaften Flächen, die in der kalten Jahreszeit zur Verfügung stehen.

Und so bleibt abzuwarten, wie die Stadt Frankfurt, unterstützt durch Experten wie Weirich, auf das Nilgans-Problem reagiert. Klar ist, dass ein Umdenken nötig ist, um eine Balance zwischen städtischem Leben und natürlichem Verhalten zu finden und gleichzeitig die Biodiversität der Region zu schützen.

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