In den letzten Jahren hat das Thema der nachhaltigen Aquaristik zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ein neues Unternehmen in Wilhelmshaven setzt mit seiner innovativen Herangehensweise einen wichtigen Akzent in dieser Branche. Das Start-up SciReef, gegründet von den beiden Biologen Mareen Möller und Samuel Nietzer, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Korallen auf natürliche Weise zu züchten und damit zur Schonung von marinen Lebensräumen beizutragen.
Hintergrund der Korallenvermehrung
Weldweit gibt es nur wenige Forschungsinstitute, die die technischen Fähigkeiten zur Zucht von Korallen besitzen. Möller und Nietzer, beide am Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg tätig, haben nach zehn Jahren Forschung dieses Know-how in ihrer Aufzuchtstation erfolgreich angewendet. Anstatt Korallen durch das Pflanzen von genetischen Klonen zu vermehren, haben sie eine Methode entwickelt, die es ermöglicht, Korallen zum Ablaichen zu bringen. Dies geschieht durch die exakte Nachstellung ihrer natürlichen Lebensbedingungen, die für das Laichen entscheidend sind.
Ökonomische Herausforderungen
Die Gründung des Unternehmens stellte die beiden Wissenschaftler vor neue Herausforderungen. Um im geschäftlichen Umfeld bestehen zu können, mussten sie ihre Kenntnisse in der Wirtschaft erweitern. Dazu gehörte das Erstellen eines Businessplans, die Gewinnung von Investoren sowie die Beantragung von Krediten. „Es war, als müsste man ein zusätzliches Studium absolvieren“, erinnert sich Möller. Ihre Bemühungen blieben nicht ohne Erfolg: Im Frühjahr erhielten sie eine Existenzgründungsförderung in Höhe von etwa 920.000 Euro vom Bundeswirtschaftsministerium, was ihnen den nächsten Schritt in der Entwicklung ihres Unternehmens ermöglichte.
Unterstützung der lokalen Wirtschaft
Mit der Gründung von SciReef wird nicht nur die Aquaristik in Deutschland gefördert, sondern auch die lokale Wirtschaft in Wilhelmshaven. Die Wahl der Räumlichkeiten in einer ehemaligen Molkerei zur Zucht und zum Verkauf von Korallen signalisiert zudem eine sinnvolle Nutzung alter industrieller Strukturen. Es stehen etwa zwei Millionen Aquarien in deutschen Haushalten, was das Potenzial für das Start-up deutlich erhöht.
Nachhaltigkeit im Fokus
Das Geschäftsmodell von SciReef zielt darauf ab, eine nachhaltige Alternative zur herkömmlichen Korallenbeschaffung zu bieten, die oft mit der Zerstörung von Riffen und dem Transport über weite Strecken verbunden ist. Der Umsatz mit Korallen in Europa ist beträchtlich: Jährlich werden über 30 Millionen Euro erwirtschaftet. Leider stammen viele dieser Korallen aus ohnehin bereits geschädigten Riffen. „Mit SciReef schaffen wir eine nachhaltige Alternative dazu: Tropenkorallen made in Wilhelmshaven“, erklärte Nietzer und hebt die Bedeutung dieses Ansatzes hervor.
Ausblick und Herausforderungen
Die künftigen Pläne des Start-ups sehen den baldigen Verkaufsstart der selbst gezüchteten Korallen vor. Beide Wissenschaftler zeigen sich optimistisch, dass sie bald weitere Meilensteine erreichen werden. Die Kombination aus wissenschaftlicher Expertise und einer klaren Vision für nachhaltige Aquaristik könnte SciReef zu einem Vorreiter in der Branche machen. „Der Weg vom Büro am Jadebusen bis in den Südpazifik ist zwar lang, aber unser Ziel ist klar“, sagt Möller. Die nächsten Schritte in der Entwicklung des Unternehmens könnten entscheidend für die Zukunft der Aquaristik und den Schutz der Ozeane sein.
– NAG