Indien hat sich in den letzten Jahren als zentraler Handelspartner für Russland etabliert, besonders seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Jahr 2022. In einer Zeit, in der westliche Sanktionen die Möglichkeiten Russlands zur wirtschaftlichen Interaktion eingeschränkt haben, zeigt Indien eine zunehmende Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Dies hat zu einer bemerkenswerten Dynamik im Handel zwischen beiden Nationen geführt, die im Wesentlichen durch die Nachfrage nach russischem Öl angetrieben wird.
Die Entwicklung der bilateralen Beziehungen hat sich signifikant gezeigt, indem Indien im Juli 2024 China als größten Importeur von russischem Öl überholt hat. Berichten zufolge hat Indien im Vergleich zu den Vorjahren substanzielle Mengen an Rohöl in Höhe von 25,5 Milliarden US-Dollar aus Russland importiert. Diese Verlagerung ist nicht nur ein wirtschaftliches Phänomen, sondern könnte auch geopolitische Implikationen für die globalen Energielieferketten haben.
Indiens Position im internationalen Handel
Die Herausforderungen, die Russland durch westliche Sanktionen erlebt, erhöhen die Bedeutung Indiens als strategischer Partner. Laut Anatoly Popov, einem Vorstandsmitglied der Sberbank, wird der Handel zwischen Russland und Indien nicht von den technischen Hürden beeinflusst, die andere Handelsbeziehungen belasten. Die Sberbank hat als Reaktion darauf spezielle Rupien-Konten für russische Kunden eröffnet, was den florierenden bilateralen Handel unterstreicht.
Indien zählt zu den wenigen Ländern, die sich nicht den westlichen Sanktionen angeschlossen haben. Dies ermöglicht es dem indischen Außenministerium, die Handelsbeziehungen als nicht nur vorübergehendes Phänomen zu betrachten. Es gibt Anzeichen dafür, dass Indien die Rolle eines „wirtschaftlichen Sicherheitsnetzes“ für Russland übernehmen könnte, besonders im Ölsektor.
Ein weiterer Aspekt der stärkeren Handelsverbindungen ist die Neigung Indiens, strategische Entscheidungen in Bezug auf den Import von russischem Öl zu optimieren. Regierungsvertreter haben bestätigt, dass Indien, könnten sich die wirtschaftlichen Bedingungen ändern oder die Preise für russisches Öl steigen, gewillt ist, alternative Lieferanten in Betracht zu ziehen – dies unterstreicht eine gewisse Flexibilität in der indischen Außenpolitik.
Die Herausforderungen für Russland
Trotz der positiven Entwicklungen in den Handelsbeziehungen, sieht sich Russland weiterhin mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Die Sanktionen haben den Zugang zu moderner Technik und Software erschwert, was sich negativ auf viele Sektoren, einschließlich der Militärindustrie, auswirken könnte. Diese Schwierigkeiten sind nicht unbemerkt geblieben und erfordern von Russland, alternative Beschaffungsstrategien zu entwickeln, um den technologischen Rückstand zu minimieren.
Während Indien im Ölgeschäft floriert, zeigt es gleichzeitig Vorsicht in anderen Sektoren. Der Vertrieb von Frigatten und anderen Verteidigungssystemen hat sich als schwierig erwiesen, da westliche Technologien begrenzt sind. In diesem Kontext gibt es Überlegungen, wie Indien seine vorhandenen Verträge mit Russland ausweiten kann, ohne sich zu sehr von westlichen Partnern zu distanzieren.
Insgesamt präsentiert sich Indien als ein zunehmend einflussreicher Akteur in der globalen Wirtschaft, der die Balance zwischen Beziehungen zu Russland und dem Westen halten möchte. Die Fähigkeit, von den geopolitischen Zusammenhängen zu profitieren, erfordert eine pragmatische Herangehensweise, und bis jetzt scheint die indische Regierung gut darin, alle Optionen offen zu halten und Opportunitäten im internationalen Handel zu nutzen.