Wissenschaft

Alarm am Wattenmeer: Klimawandel bringt Artenvielfalt in Gefahr

Die Nordsee erwärmt sich aufgrund des Klimawandels in einem alarmierenden Tempo, was dramatische Veränderungen im Wattenmeer zur Folge hat, darunter das Leiden heimischer Fischarten und die Ausbreitung invasiver Arten, warnen Forscher des Alfred-Wegener-Instituts auf Sylt in einem neuen Bericht.

In der Nordsee vollzieht sich eine dramatische Veränderung, die nicht nur das Ökosystem, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt des Wattenmeeres betrifft. Wissenschaftler warnen, dass das Wattenmeer aufgrund des Klimawandels sich in einer Geschwindigkeit wandelt, die kaum für möglich gehalten wurde. Diese Erkenntnisse stammen aus einer umfassenden Untersuchung von etwa 30 Forscherinnen und Forschern des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) und lassen aufhorchen. Die Herausforderung für viele Meeresbewohner ist dabei groß, denn die erreichten Temperaturerhöhungen setzen zahlreiche Arten unter Druck.

Die Klimaforschung hat gezeigt, dass die Nordsee sich nahezu doppelt so schnell erwärmt wie andere Meere in der Welt. Über die letzten sechzig Jahre ist die Oberflächentemperatur des Wassers um beinahe zwei Grad gestiegen. Diese Veränderung geht mit einem Anstieg des Meeresspiegels einher, der nicht nur die Küstenlinie beeinflusst, sondern auch das Sedimentverhalten in der Region durcheinanderbringt. Das Wattenmeer, das in der südöstlichen Nordsee liegt, wird durch milde Winter und extrem warme Sommertage zusätzlich belastet.

Der Einfluss auf das marine Ökosystem

Besonders betroffen ist das Ökosystem im Wattenmeer, wo milde Temperaturen sowie häufigere Hitzewellen die heimischen Arten bedrohen. So leiden beispielsweise der Kabeljau unter den veränderten Lebensbedingungen und sind darüber hinaus auch von Überfischung betroffen. Ein besorgniserregender Anstieg an invasiven Arten, die wärmeliebend sind, führt zusätzlich zu einer Umgestaltung des Lebensraumes. Diese neuen Arten, wie exotische Algen aus Fernost und große Riffe pazifischer Austern, sind bereits für jeden Wattwanderer sichtbar.

Die Co-Erstautoren der Studie, Christian Buschbaum und Lisa Shama, betonen, dass solche Veränderungen des Lebensraumes nicht nur für die Fischer von Bedeutung sind, sondern auch die gesamte Nahrungsnetze beeinflussen. Arten wie der Hering und Vögel wie die Austernfischer sind auf das Wattenmeer als Kinderstube und Rückzugsort angewiesen. Diese ökologischen Beziehungen sind entscheidend für das Überleben vieler Tiere, die auf die Benchmarks dieses Lebensraumes angewiesen sind.

Die Forscher haben festgestellt, dass viele Organismen im Wattenmeer sich anpassen könnten. So haben einige Spezies die Fähigkeit entwickelt, ihr Verhalten zu ändern – sie sind eventuell aktiver zu anderen Tageszeiten oder passen ihre Fortpflanzung an, um mit den Bedingungen besser umgehen zu können. Dies könnte einen entscheidenden Vorteil in einer Zeit bringen, in der sich die Umweltbedingungen so rasch ändern.

Doch der Klimawandel bringt nicht nur Veränderungen für die marine Fauna mit sich. Auch der Mensch steht vor Herausforderungen: Küstenschutzmaßnahmen sowie Tourismuskonzepte müssen überdacht und an die sich verändernden Gegebenheiten angepasst werden. Die Auswirkungen des Wandels reichen weit, nicht nur für die Natur, sondern auch für die Menschen, die an den Küsten leben und von ihnen abhängig sind. Die Dringlichkeit, diese Prozesse zu beobachten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, könnte nicht größer sein.

Insgesamt zeigt dieser Bericht eindringlich, dass wir uns in einem kritischen Moment befinden. Die Geschwindigkeit, mit der das Wattenmeer sich wandelt, bringt eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich. Der Handlungsbedarf wird immer drängender, wenn man bedenkt, wie tief diese Veränderungen in das bestehende Ökosystem eingreifen können. Das Zukunftsbild des Wattenmeeres, mit seinen komplexen Wechselwirkungen und der Rolle als Lebensraum für zahlreiche Arten, steht auf der Kippe.

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