Wissenschaft

Langfristig denken: Der Weg zur Zivilisation des langen Jetzt

In der Buchkritik zu Roman Krznarics Werk »Der gute Vorfahr«, erschienen 2024 im DuMont Verlag, wird eindringlich gefordert, unser Denken über einen langfristigen Horizont von 100 Jahren hinaus zu erweitern, um Krisen wie den Klimawandel und soziale Ungleichheit zu bewältigen und zu einer nachhaltigen Zivilisation zu gelangen.

Ein Aufruf zum langfristigen Denken: Der Beitrag von Roman Krznaric zu einer nachhaltigen Zukunft

Roman Krznaric, ein renommierter Sozialphilosoph und Autor, behandelt in seinem Buch »Der gute Vorfahr« die drängende Notwendigkeit, langfristiger zu denken, um das Überleben unserer Zivilisation zu sichern. Die zentrale Botschaft ist klar: In einer Zeit, in der kurzfristige Entscheidungen oft dominieren, ist es wichtig, den Horizont unseres Denkens zu erweitern.

Langfristiges Denken als gesellschaftliche Herausforderung

Die Vorstellungskraft zuzulassen, wie unser Leben und das unserer Nachkommen in mehreren Jahrzehnten aussieht, ist eine Herausforderung, der sich viele Menschen, insbesondere in der heutigen schnelllebigen Welt, nicht stellen. Krznaric argumentiert, dass wir oft in den engen Zeitfenstern von Tagen oder Wochen denken, ohne die Auswirkungen auf die langfristige Zukunft zu berücksichtigen. Insbesondere in den Bereichen Konsumverhalten und Politik führt diese Denkweise dazu, dass wir nicht angemessen auf globale Krisen wie den Klimawandel oder die Ungleichheit reagieren können.

Das Vermächtnis verstehen

Ein zentraler Punkt der Argumentation von Krznaric ist, dass wir über unser persönliches Vermächtnis nachdenken sollten. Vermächtnis ist nicht nur das, was wir materiell hinterlassen, sondern auch die Werte und Prinzipien, die wir zur Gestaltung einer besseren Zukunft beitragen. Um dies zu veranschaulichen, ermutigt der Autor dazu, Gespräche über den Tod und die eigene Sterblichkeit zu führen – Themen, die oft gemieden werden.

Krisenbewältigung und Gerechtigkeit für kommende Generationen

Der Autor bezieht sich auf das Konzept der Generationengerechtigkeit, also die Überlegung, wie unsere heutigen Entscheidungen die kommenden sieben Generationen beeinflussen werden. Ein solches Denken könnte uns helfen, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten zu fördern.

Kathedralendenken als langfristige Vision

Ein weiteres Konzept, das Krznaric vorstellt, ist das »Kathedralendenken«. Damit bezeichnet er die Praxis, langfristige Projekte ins Auge zu fassen – ähnlich den historischen Kathedralen, die über Lebensspannen vieler Generationen gebaut wurden. Diese Denkweise erfordert, die Ziele der Menschheit als einen fortlaufenden Prozess zu verstehen, der über die Zeit hinweg wachsen und sich entwickeln muss.

Der bedeutende Einfluss von Ideen

Krznaric, der auch als Research Fellow bei der »The Long Now Foundation« und Mitglied des »Club of Rome« aktiv ist, illustriert seine Thesen mit Beispielen aus Geschichte, Soziologie und Politik. Er ermutigt die Leser dazu, über ihre eigenen Lebensweisen nachzudenken und zu fragen: »Wie können wir gemeinsam etwas bewirken?«

Ein Plädoyer für gemeinschaftliche Veränderung

Abschließend erinnert Krznaric die Leser daran, dass es nicht nur darum geht, individuelle, kurzfristige Lösungen zu finden. Vielmehr ist es entscheidend, ein gemeinschaftliches Bewusstsein für langfristige Veränderungen zu schaffen. Das Buch vermittelt nicht nur Wissen, sondern inspiriert und fordert dazu auf, über alltägliche Herausforderungen hinauszudenken und sich aktiv für eine nachhaltigere Zukunft zu engagieren.

Diesen Artikel hat verfasst: Fenja De Silva-Schmidt, Journalistin und Kommunikationswissenschaftlerin aus Hamburg.

NAG

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