Wissenschaft

NASA plant Rückkehr der Astronauten mit SpaceX – Starliner bleibt am ISS

Die NASA kündigt an, dass die Astronauten Butch Wilmore und Suni Williams, die seit Juni 2024 an Bord der Internationalen Raumstation ISS ausharren, wegen technischer Probleme mit der „Starliner“-Kapsel nun erst im Februar 2025 mit einem SpaceX „Crew Dragon“ zur Erde zurückkehren werden.

Aktuell muss die Nasa die Rückkehr ihrer Astronauten neu planen, und zwar unter eher problematischen Umständen. Die beiden Astronauten, Barry „Butch“ Wilmore und Sunita „Suni“ Williams, verbringen seit dem 5. Juni 2024 Zeit an Bord der Internationalen Raumstation (ISS), nachdem sie mit dem neuen „Starliner“ von Boeing dorthin gelangten. Ursprünglich sollte ihr Aufenthalt lediglich acht Tage dauern, doch die Rückkehr wurde auf den Februar 2025 verschoben, was dazu führt, dass sie fast ein dreiviertel Jahr länger im All bleiben müssen.

Der unsichere Status des „Starliner“ ist der Grund für diese Verzögerung. Bei der Kapsel zeigten sich schwerwiegende technische Mängel, etwa Lecks und Probleme im Antriebssystem, die eine sichere Rückkehr der Astronauten unmöglich machten. Diese technischen Defekte könnten dazu führen, dass die Kapsel in einem falschen Winkel auf die Erdoberfläche trifft, was im schlimmsten Fall katastrophale Folgen nach sich ziehen könnte. Mangels einer gesicherten Landetechnik will die Nasa daher auf das bewährte „Crew Dragon“-Raumschiff von SpaceX zurückgreifen, das seit über vier Jahren zuverlässig Menschen zur ISS und zurück bringt.

Rückzug und Umstellung der Pläne

Chris Ferguson, ein erfahrener Astronaut mit drei Space-Shuttle-Flügen, wollte ursprünglich den ersten bemannten Flug des „Starliners“ leiten. Nachdem die erste unbemannte Testmission im Jahr 2019 jedoch viele Komplikationen aufwies, verzichtete er im Jahr 2020 auf den Posten des Kommandanten aus privaten Gründen. In den darauffolgenden Jahren erlebte die „Starliner“-Mission zahlreiche Verzögerungen, bis die Astronauten schließlich im Jahr 2024 gegen alle Erwartungen die ISS erreichten. Jetzt muss die Nasa den Rücktransport mithilfe eines Konkurrenzprodukts neu organisieren.

Boeings „Starliner“ steht aufgrund dieser Entwicklungen nicht nur innerhalb der Nasa unter Druck, sondern muss sich auch dem Aufschrei der Konkurrenz stellen. SpaceX, unter der Leitung von Elon Musk, konnte seine „Crew Dragon“-Kapsel erfolgreich beweisen und die Rückkehrmissionen ohne größere Probleme durchführen. Diese Konkurrenzsituation hat somit eine Weise, in der Boeing in die Defensive gedrängt wird, da ihr Image erheblich darunter leidet.

Die Situation wird nicht nur durch technische Mängel belastet, sondern auch durch kritische Stimmen, die darauf hinweisen, dass die Unternehmensführung bei Boeing in den letzten zwei Jahrzehnten stärker auf Profitmaximierung als auf technische Exzellenz fokusiert war. Fabian Eilingsfeld, ein Unternehmensberater, äußerte, dass die Ingenieure bei Boeing durch kaufmännische Überlegungen unter Druck gesetzt wurden, was zu suboptimalen Entscheidungen führte.

Darüber hinaus hat die Nasa angekündigt, dass Wilmore und Williams in den kommenden Monaten bis zur geplanten Rückkehr weiterhin auf der ISS tätig sein werden, wo sie diverse Experimente und Wartungsarbeiten durchführen. Diese Aufrechterhaltung der Forschungsaktivitäten sichert, dass die Astronauten trotz der unglücklichen Umstände produktiv bleiben können.

Die technische Herausforderung des „Starliners“

Ein weiteres Problem besteht in der Tatsache, dass der „Starliner“ derzeit nicht autonom zurückfliegen kann. Eine notwendige Software, die für den automatisierten Rückflug zuständig ist, wurde nach unbemannten Testflügen aus dem System entfernt. Um die Kapsel in eine selbstständige Rückkehr zu versetzen, müsste die Software erneut aufgespielt werden. Für Boeing und die Nasa bedeutet dies eine weitere Verzögerung und eine zusätzliche technische Hürde.

Trotz all dieser Rückschläge bleibt die Nasa optimistisch, dass der „Starliner“ eines Tages flugtauglich wird. Einige betonen jedoch, dass die Verzögerungen bedeuten, dass nicht klar ist, ob die vertraglich zugesicherten Versorgungsflüge erfüllt werden können, bevor die ISS, aktuell für das Jahr 2030 geplant, ihren Betrieb einstellt. Dies wirft die Frage auf, wie viele erfahrene Astronauten sich dazu bereit erklären werden, in einem Raumschiff zu fliegen, dessen Zuverlässigkeit weiterhin in Frage gestellt wird.

Die unerwartete Verzögerung bei der Rückkehr von Wilmore und Williams spiegelt die Herausforderungen wider, vor denen die Raumfahrtindustrie steht und die entscheidend für die zukünftige Entwicklung der Menschheit im All sein werden. Das Sicherheitsbedenken bleibt somit das Hauptinteresse der Nasa: Schließlich ist die Zukunft der bemannten Raumfahrt und die Sicherheit aller Beteiligten von größter Bedeutung für alle Organisationen, die am Weltraumprogramm beteiligt sind.

Die aufgetretenen Probleme mit dem „Starliner“ sind nicht nur von technischer Natur, sondern werfen auch Licht auf die Herausforderungen und Veränderungen, die die Raumfahrtindustrie in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat. Nach dem Ende des Space-Shuttle-Programms im Jahr 2011 war der Bedarf an neuen Raumfahrzeugen unbestritten. Die NASA entschied sich, Privatunternehmen wie Boeing und SpaceX bei der Entwicklung neuer Raumfahrtsysteme zu unterstützen. Diese Partnerschaften sollten sowohl Innovation als auch Kosteneffizienz fördern, aber die Herausforderungen, die dabei auftraten, sind vielfältig.

Politische Rahmenbedingungen und öffentliches Interesse spielten eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des „Starliner“. Während die NASA den Privatunternehmen Handlungsspielräume gab, um schneller innovativ zu sein, gab es immer wieder Druck, Zeitpläne einzuhalten und die Kosten zu senken. Die öffentlichen Erwartungen an die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Raumfahrt sind weiterhin hoch. Vor diesem Hintergrund gestaltet sich die Missionsplanung und -ausführung oft als komplexes Spannungsfeld zwischen unternehmerischen Zielen und sicherheitsrelevanten Standards. Diese Dynamik könnte einen Teil der Probleme erklären, mit denen Boeing beim „Starliner“ konfrontiert ist.

Technologische Rückschläge

Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Rückschläge in der bemannten Raumfahrttechnik, die oft schwerwiegende Folgen hatten. Ein markantes Beispiel hier ist das Space Shuttle „Challenger“, das 1986 bei einem Start verunglückte, was zu einer tiefen Überprüfung der NASA-Standards und –Prozesse führte. In diesem Fall wurden Fehlentscheidungen auf der Ebene der Ingenieure und Entscheidungsträger getroffen, die einer harten Realität der Raumfahrtindustrie Rechnung tragen mussten. Ähnlich zur derzeitigen Situation hat dieser Vorfall zu einer umfassenden Neubewertung von Sicherheitsprotokollen und Projektmanagementstrategien innerhalb der NASA und ihrer Partnerfirmen geführt. Diese Parallelen verdeutlichen auch, wie wichtig eine rigorose Einhaltung technischer Standards für die Sicherheit aller Beteiligten in der Raumfahrt ist.

Die gegenwärtige Herausforderung mit dem „Starliner“ könnte als Teil eines größeren Musters innerhalb der Raumfahrtindustrie gesehen werden. Die Balance zwischen Innovation, Kostenmanagement und Sicherheitspraktiken ist eine alltägliche Herausforderung. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist der Rückruf von Tesla-Fahrzeugen im Hinblick auf fehlerhafte Produktionsstandards, was zeigt, dass die Automobilindustrie mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert ist. Beide Branchen könnten von ständigem Lernen und Anpassungsfähigkeit profitieren, um die Sicherheit und das Verbrauchervertrauen in ihre Produkte zu wahren.

Zukunftsausblick und Herausforderungen

Die aktuelle Situation rund um den „Starliner“ hat auch weitreichende Implikationen für die internationale Raumfahrtgemeinschaft. Während Boeing auf einige Probleme gestoßen ist, hat SpaceX erfolgreich eine Reihe von Missionen durchgeführt und wird von der NASA als Alternative für bemannte Flüge zur ISS herangezogen. Dies könnte langfristig die Wettbewerbslandschaft in der Raumfahrtbranche beeinflussen, indem andere Unternehmen motiviert werden, ihre Technologien und Arbeitsmethoden zu überdenken.

Zusätzlich könnten die heutigen Vorfälle die öffentliche und politische Wahrnehmung technologischer Fortschritte in der Raumfahrt beeinflussen. Um das Vertrauen in die Raumfahrt zu wahren, ist es für Unternehmen und Regierungsbehörden von entscheidender Bedeutung, transparent über Risiken zu kommunizieren und lösungsorientierte Ansätze zu entwickeln. Diese Punkte stehen im Kontext politischer Aufsicht, öffentlicher Erwartung und letztendlich der allgemeinen Sicherheit in der Raumfahrt.

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