Wissenschaft

Studie entkräftet Panik: Thwaites-Gletscher weniger gefährlich als gedacht

Eine neue Studie zeigt, dass der Thwaites-Gletscher und seine Nachbarn in der Antarktis stabiler sind als bisher angenommen, was die besorgniserregenden Prognosen über einen möglichen Meeresspiegelanstieg von bis zu zwei Metern bis 2100 relativiert und wichtige Auswirkungen auf Küstenplaner und Klimawissenschaftler hat.

Die Gletscher der Antarktis, insbesondere der Thwaites-Gletscher, stehen im Fokus globaler Klimaforschung. Lange Zeit galt der Thwaites-Gletscher als ein Hauptakteur in der Diskussion um den Anstieg des Meeresspiegels. Während Experten besorgt über die Schmelzrate und mögliche Katastrophen durch den Rückgang dieser Gletscher waren, zeigen neueste Studien, dass die Bedrohung vielleicht nicht so akut ist wie zunächst angenommen.

Eine aktuelle Untersuchung von Wissenschaftlern unter der Leitung von Mathieu Morlighem vom Dartmouth College hat neue Modelle entwickelt, um die Stabilität des Thwaites-Gletschers zu bewerten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines Szenarios, in dem der Gletscher aufgrund der sogenannten „Marine Ice Cliff Instability“ (Mici) kollabiert, im 21. Jahrhundert äußerst gering ist. Diese Hypothese hatte vorher für beträchtliche Besorgnis gesorgt, da ein solcher Kollaps zu einem dramatischen Anstieg des Meeresspiegels führen könnte.

Neue Erkenntnisse zur Stabilität von Gletschern

Zuvor spekulierten Forschungen über die Mici-Hypothese, angetrieben durch die Möglichkeit, dass Gletscher, die sich über dem Meer befinden, kollabieren könnten, was einen massiven Anstieg des Meeresspiegels verursachen würde. Wissenschaftler wie Robert DeConto und Richard Alley hatten darauf aufmerksam gemacht, dass sich übereinanderliegende Eisbrocken, die wie ein Hochhaus wirken, durch ihr Eigengewicht selbst destabilisieren könnten. Dies könnte erheblichen Schaden anrichten, indem Küstenregionen weltweit überflutet werden.

Die Studie von Morlighem und seinem Team verwendete drei verschiedene Gletschermodelle, die eine präzisere Simulation der Gletscherinstabilität ermöglichen. Das Ergebnis? In keinem dieser Modelle kam es zu einem Kollaps des Thwaites-Gletschers aufgrund des Mici-Mechanismus. Diese Erkenntnisse wurden kürzlich im Fachmagazin „Scientific Advances“ veröffentlicht und stehen im Kontrast zu früheren Studien, die ein weniger optimistisches Bild malten.

Forschungsgemeinschaft reagiert

Frank Pattyn von der Université libre de Bruxelles, ebenfalls eine angesehene Stimme in der Gletscherforschung, stellte fest, dass die Mici-Hypothese nie in der Realität beobachtet wurde. Dies unterstützt die Argumentation, dass alternative Mechanismen eine Rolle spielen könnten. Die Möglichkeit, dass Gletscher nicht in der vorhergesagten Weise kollabieren, verändert die Erwartungen hinsichtlich des Anstiegs des Meeresspiegels bis 2100.

In einem aktuellen Klimabericht der Vereinten Nationen wird festgehalten, dass die Gletscher der Westantarktis zwar weiterhin einen wichtigen Einfluss auf den Meeresspiegel haben, aber die Schätzungen über den Anstieg des Wassers bis 2100 auf maximal einen Meter begrenzt sind, sofern nur gut verstandene Prozesse berücksichtigt werden. Der Mici-Mechanismus bleibt ein größeres Unbekanntes, aber auch ohne ihn sind weitere Anstiege zu erwarten.

Die neuesten Erkenntnisse sind ein Lichtblick in der besorgniserregenden Diskussion über den Klimawandel. Es bleibt jedoch wichtig, die Gletscher in der Antarktis weiterhin genau zu beobachten, da sie anfällig für andere Instabilitäten sind. Die Forschung ist ein fortlaufender Prozess, der immer neue Entdeckungen und Einsichten hervorbringt.

Ein Ausblick auf die klimatischen Herausforderungen

Obwohl das jüngste Verständnis zu Gletschern ermutigend ist, wird die Herausforderung, den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen, nicht einfacher. Die Forschung muss fortwährend die Dynamik der Polargebiete untersuchen, um die notwendigen Maßnahmen gegen den Klimawandel besser zu planen. Die Klimaforschung ist entscheidend, um künftige politische Entscheidungen zu unterstützen, die darauf abzielen, Küstenschutzstrategien zu verbessern und die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu stärken.

Der Einfluss des Klimawandels auf Eis und Meeresspiegel

Der Klimawandel hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Gletscherbildung und das Schmelzen von Eis in der Antarktis. Diese Veränderungen sind nicht nur auf die Temperatursteigerung zurückzuführen, sondern auch auf komplexe Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Ozeanen und dem Eis. Eine zentrale Frage ist dabei, wie sich diese Faktoren gegenseitig beeinflussen und inwieweit sie zu einem Anstieg des Meeresspiegels führen.

Nach den neuesten Forschungsarbeiten sind die Gletscher nicht nur durch direkte Erwärmung bedroht, sondern auch durch die rückkoppelnden Effekte, die das Schmelzwasser auf die Eisdynamik hat. Ein Beispiel hierfür ist das Phänomen, dass durch das Schmelzen von Eis, die darunter liegende Oberfläche verändert wird, wodurch sie anfälliger für weiteres Schmelzen wird. Der britische Antarctic Survey hat hier umfassende Daten gesammelt, die zur besseren Vorhersage zukünftiger Entwicklungen beitragen können (British Antarctic Survey).

Forschungsmethoden zur Untersuchung von Gletscherinstabilität

Wissenschaftler verwenden verschiedene Methoden, um die Stabilität von Gletschern zu untersuchen. Die Anwendung von rechenintensiven Modellen ist eine gängige Praxis. Diese Modelle simulieren die physikalischen Abläufe und Interaktionen in den Gletschern, um Vorhersagen über deren Verhalten unter Annahme steigender Temperaturen zu erstellen. Dabei wird das Zusammenspiel zwischen Schmelzen, Eisdynamik und Meerestemperaturen modelliert. Verschiedene Forschungsgruppen haben unterschiedliche Ansätze entwickelt, um die Genauigkeit dieser Modelle zu verbessern, was entscheidend ist, um verlässliche Daten über den zukünftigen Meeresspiegelanstieg zu erhalten.

Zum Beispiel bieten die Detailmodelle, die von Forschungsgruppen wie der Dartmouth University entwickelt worden sind, eine erhebliche Verbesserung gegenüber einfacheren Rechenmodellen. Diese neuen Methoden erlauben es den Wissenschaftlern, verschiedene Szenarien zu simulieren und die Unsicherheiten in ihren Vorhersagen besser zu quantifizieren. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können wichtige Hinweise für die Entwicklung von Strategien zur Anpassung an den Klimawandel liefern (Dartmouth College).

Nachhaltigkeit und Küstenschutz: Herausforderungen für die Gesellschaft

Angesichts des drohenden Meeresspiegelanstiegs stehen Küstengemeinden vor entscheidenden Herausforderungen. Die Notwendigkeit, strikte Bauvorschriften und Strategien zur Risikominderung umzusetzen, wird immer offensichtlicher. In vielen Ländern sind die Behörden bereits dabei, Pläne zu entwickeln, um die Infrastruktur widerstandsfähiger zu gestalten. Dies umfasst die Erhöhung von Deichen, die Entwicklung von Frühwarnsystemen sowie Investitionen in nachhaltige Küstenschutzmaßnahmen.

Ein Beispiel für innovative Ansätze ist die Verwendung natürlicher Barrieren, wie Mangroven und Salzwiesen, die nicht nur zur Minderung der Überflutung beitragen, sondern auch eine Vielzahl von ökologischen Vorteilen bieten. Diese Strategien sind besonders relevant in Gebieten, in denen menschliche Siedlungen und Naturräume aufeinanderprallen (Vereinte Nationen).

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