Es ist nicht nur in der Menschenwelt so, dass Freundschaften eine bedeutende Rolle spielen – auch Tiere sind in der Lage, enge Bindungen zu Artgenossen und sogar zu anderen Arten aufzubauen. Forscher und Verhaltensbiologen haben mittlerweile zahlreiche Beispiele entdeckt, die zeigen, dass die sozialen Beziehungen dieser Lebewesen oft weit über bloße Bekannschaften hinausgehen. Von Hunden und Katzen bis hin zu Pferden und Elefanten – das Spektrum der tierischen Freundschaften ist vielfältig und spannend.
Eine der prägnantesten Schilderungen stammt von der deutschen Zoologie-Journalistin und Hundeexpertin Kate Kitchenham. Sie untersucht im Magazin dogs die Verhaltensweisen von Hunden und betont, dass die Art und Weise, wie Hunde mit ihren Artgenossen interagieren, viel über den Grad ihrer Freundschaft aussagt. Vertrauen manifestiert sich, wenn sich Hunde beispielsweise auf den Rücken legen oder spielerisch miteinander raufen. Solche „rituell festgelegten Spielsequenzen“ sind nicht nur harmloser Spaß, sondern Ausdruck tiefer Freundschaft.
Die Vielfältigkeit von Freundschaften im Tierreich
Katzen, die oft als Einzelgänger betrachtet werden, überraschen mit ihrer Fähigkeit, Freundschaften nicht nur unter sich, sondern auch mit anderen Tieren, wie Hunden, zu schließen. Kurt Kotrschal, ein Wiener Verhaltensforscher, betont, dass es sich hierbei um echte Freundschaften handelt, wenn Tiere wie Pferde oder Kühe viel Zeit miteinander verbringen.
Besonders beeindruckend sind die sozialen Beziehungen unter Pferden. Laut dem Cavallo Magazin fördern enge Freundschaften deren Wohlbefinden erheblich. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Pferde enge Bindungen zu ihren Artgenossen aufbauen, was sich positiv auf ihr Verhalten beim Training auswirkt.
Selbst Tiere, die man vielleicht nicht sofort mit Freundschaften in Verbindung bringt, wie Esel oder Fledermäuse, haben bewiesen, dass sie enge Bindungen eingehen können. Bei Eseln wird deutlich, dass sie bevorzugt in Zweierbeziehungen leben, während Vampirfledermäuse sogar ihre überlebenswichtigen Ressourcen teilen und sich in ihrer sozialen Gruppe unterstützen.
Die sozial strukturierten Delfine beispielsweise vergleichen Forscher mit menschlichen Gemeinschaften. Sie haben Freundschaften, Feindschaften und sogar individuelle „Rufnamen“, mit denen sie miteinander kommunizieren. Diese komplexen sozialen Strukturen machen sie zu einem faszinierenden Studienobjekt im Bereich der Verhaltensforschung.
Ein weiteres Beispiel sind Kühe, die nicht nur in Gruppen leben, sondern auch untereinander beste Freunde finden. Studien zeigen, dass sie diese Beziehungen durch liebevolles Verhalten wie gegenseitiges Belecken oder gemeinsames Ruhen pflegen. Die Trennung von einem engen Freund hat in der Regel erhebliche emotionale Auswirkungen auf sie.
Die Beobachtungen führen zunehmend zu dem Schluss, dass der Aufbau von Freundschaften unter Tieren viele Vorteile bringt, sowohl für das Individuum als auch für die Gruppe. Diese Erkenntnisse erweitern unser Verständnis von Tieren und deren sozialen Fähigkeiten in enormem Maße.
Ob Schafe, Elefanten oder Affen – die Fähigkeit zur Freundschaft erstreckt sich über viele Arten. Elefanten beispielsweise zeigen auffällige Verhaltensweisen, die darauf hindeuten, dass sie in Gruppen zusammenleben und sich gegenseitig unterstützen. Während Affen ähnliches Verhalten aufweisen, zeigt sich, dass die jeweilige Persönlichkeit eine große Rolle beim Knüpfen von Freundschaften spielt: Ältere Affen scheinen mit Gleichaltrigen engere Beziehungen zu pflegen, während sich Jüngere oft um die Pflege älterer Mitglieder kümmern.
Faszinierend ist auch die gesellige Natur vieler Vogelarten. Sittiche und Papageien zum Beispiel leben in sozialen Hierarchien, in denen sie Zeit miteinander verbringen und gegenseitige Unterstützung bieten – eine wichtige Funktion, die das Überleben in der Wildnis sichern kann.
Selbst Pinguine, die in großen Kolonien leben, zeigen eine Art von sozialem Verhalten, das ihrem Überleben dient. Indem sie sich gegenseitig wärmen und dabei verschiedene Positionen im Rudel einnehmen, optimieren sie ihre Überlebenschancen in kalten Klimazonen.
Diese Vielfalt an tierischen Freundschaften herauszustellen, hilft uns zu verstehen, dass auch Tiere emotionale Bindungen eingehen können, ähnlich wie wir Menschen. Sie erkennen ihre Freunde, kommunizieren mit ihnen und unterstützen sich in schwierigen Zeiten. Wie der Verhaltensbiologe Karsten Brensing erklärt, entstehen diese Bindungen sogar durch das Hormon Oxytocin, das auch bei Menschen eine Rolle spielt. Dies illustriert nicht nur die emotionale Tiefe der Beziehungen zwischen Tieren, sondern auch die zunehmende Erkenntnis, dass das Leben in sozialen Gruppen sowohl für Tiere als auch für Menschen von zentraler Bedeutung ist.