Die Herausforderung des Algenschleims an der Adria
In den letzten Wochen ist an den Stränden der Adria, insbesondere im italienischen Ancona und Umgebung, ein ungewöhnliches Phänomen aufgetreten: Ein weißlich-bräunlicher Algenschleim, auch bekannt als Meeresrotz, hat die Küstenlinie überzogen. Dieses Naturereignis zieht nicht nur die Aufmerksamkeit von Urlaubern, sondern auch von Wissenschaftlern und der Fischereiindustrie auf sich, da es weitreichende Auswirkungen auf den Tourismus und das Meeresökosystem hat.
Ursachen des Algenschleims
Die Gründe für das Auftreten des Schleims sind vielfältig und hängen eng mit den aktuellen Wassertemperaturen zusammen, die in einigen Regionen der Adria bis zu 30 Grad Celsius erreichen. Diese hohen Temperaturen begünstigen das Wachstum von Algen, insbesondere nach einem regnerischen Frühjahr, das der Adria viele Nährstoffe zuführte. Roberto Danovaro, Meeresbiologe an der Universität Ancona, erklärt: “Die Adria ist ein tropisches Meer geworden.” Die Kombination aus Temperaturen, Nährstoffzufuhr und anthropogenen Belastungen, wie Dünger und Pestiziden aus der Landwirtschaft, führt dazu, dass die Algenpopulation exponentiell wächst.
Ein Blick in die Vergangenheit
Interessanterweise ist das Phänomen des Algenschleims kein neues. Bereits im 17. Jahrhundert beschrieb der Zisterziensermönch Paolo Boccone Schleimreste an den Stränden von Venedig. In den 1980er und 1990er Jahren hatten die Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht, als die „Mucillagine“ viele Sommer ruinierte. Auch in den Jahren 2006 und 2007 war der Ekelfaktor aufgrund von Algenschleim hoch. Dennoch kehren die Betroffenen jedes Jahr an die Küsten zurück, stets in der Hoffnung auf ein besseres Badeerlebnis.
Folgen für die lokal betroffene Gemeinschaft
Die aktuelle Situation hat nicht nur Auswirkungen auf den Badespaß der Urlauber, sondern auch auf die lokale Wirtschaft. Die Fischerei leidet stark unter dem Schleim, da viele Fischerboote nicht mehr hinausfahren können. Schäden an Netzen und Schiffsschrauben sind häufig, und laut dem Branchenverband Fedagripesca sind staatliche Hilfen dringend erforderlich. Diese wirtschaftlichen Herausforderungen stehen insbesondere in der Hauptsaison fest im Fokus.
Die gesundheitliche Perspektive
Wissenschaftler betonen jedoch, dass die Gesundheit durch den Schleim nicht gefährdet ist. Der Schleim beeinträchtigt zwar das Badevergnügen, stellt aber laut Experten kein gesundheitliches Risiko dar. Dies könnte einen kleinen Lichtblick für die Tourismus- und Freizeitbranche darstellen, die stark auf Sommerbesucher angewiesen ist.
Zusammenfassung und Ausblick
Während die Adria vor Herausforderungen steht, zeigt sich Meeresbiologe Danovaro optimistisch: Die Gewässer sind insgesamt weniger verschmutzt als zuvor und könnten sich möglicherweise durch natürliche Prozesse, wie das Zersetzen des Schleims durch Mikroben, wieder erholen, bevor der massenhafte Tourismus einsetzt. Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich der Algenschleim auf die touristische Saison auswirken wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Schäden für die Fischerei zu minimieren.
– NAG