Wissenschaft

Zitationsmanipulation in der Mathematik: Ein Blick auf globale Praktiken

In einer aktuellen Studie wurde aufgedeckt, dass mathematische Institutionen in China und Saudi-Arabien durch sogenannte Zitierkartelle Zitationszahlen manipulierten, um ihre Positionen in Hochschulrankings von 2021 bis 2023 zu verbessern, was die Integrität der wissenschaftlichen Publikationen gefährdet und die Relevanz von Zitationsmetriken in Frage stellt.

In der Welt der wissenschaftlichen Forschung hat ein alarmierender Trend an Bedeutung gewonnen: Die Manipulation von Zitationszahlen, besonders in der Mathematik. Eine aktuelle Studie, die dem renommierten Wissenschaftsmagazin „Science“ vorliegt, hat ans Licht gebracht, dass in verschiedenen mathematischen Institutionen, unter anderem in China und Saudi-Arabien, systematisch Zitationen gefälscht wurden. Zunächst berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ im Februar dieses Jahres über diese zweifelhaften Praktiken, die darauf abzielen, die akademische Reputation und die Rankings der betreffenden Universitäten zu beeinflussen.

Domingo Docampo, ein Mathematiker an der Universidade de Vigo in Spanien, hat sich intensiv mit diesen Entwicklungen beschäftigt. Bei seinen Recherchen fiel ihm auf, dass immer mehr weniger bekannte Mathematiker in der „Highly Cited Researcher“ (HCR)-Liste des Unternehmens „Clarivate“ auftauchten. Diese Liste gilt als prestigeträchtig, doch viele der Zitationen, die für diese Rankings herangezogen wurden, stammen aus unseriösen Fachzeitschriften. Das brachte Docampo dazu, eine Analyse der „Clarivate“-Daten der letzten 15 Jahre durchzuführen.

Die Entdeckung von Zitierkartellen

Docampos Untersuchungen zogen bemerkenswerte Schlussfolgerungen nach sich. Er stellte fest, dass die Anzahl der Zitationen von Artikeln bis etwa 2010 vor allem von renommierten Institutionen wie der University of California und Princeton stammte. Im Zeitraum zwischen 2021 und 2023 hat sich dieses Bild jedoch dramatisch gewandelt. Universitäten aus China, Saudi-Arabien und Ägypten kamen verstärkt in den Fokus, während die University of California nur noch einen einzigen Artikel vorweisen konnte, der vielzitiert wurde.

Die auffälligen Muster in den Zitationsdaten lassen den Verdacht auf „Zitierkartelle“ aufkommen. Es zeigt sich, dass Forscher, die zitierten und deren Arbeiten häufig an der gleichen Institution tätig sind. Laut „Science“ unterstützen unabhängige Forscher Docampos Analysen, welche darauf hindeuten, dass auch in anderen Disziplinen Manipulationen stattfinden, allerdings weniger transparent. Dies wirft grundlegende Fragen darüber auf, inwieweit Artikel anhand von Zitationszahlen und ähnlichen Metriken bewertet werden können.

„Clarivate“ selbst hat mittlerweile seine Erkenntnisse über die mathematischen Publikationen veröffentlicht und betont, dass Mathematik besonders anfällig für derartige Manipulationen ist. In einer Reaktion auf diese Entwicklungen hat das Unternehmen beschlossen, mathematische Publikationen vorübergehend aus seinem Ranking auszuschließen, um der Verbreitung von verzerrten Zitationszahlen entgegenzuwirken. Dieser Schritt zeigt die Dringlichkeit der Situation im akademischen Sektor und wirft ein Schlaglicht auf das dringende Bedürfnis nach Transparenz und Integrität in der Wissenschaft.

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