Wolfsburg

VW vor tiefgreifenden Änderungen: Stellenabbau und Standortschließungen drohen

Volkswagen steht vor gravierenden Herausforderungen, da das Management Überlegungen anstellt, die 1994 vereinbarte Beschäftigungssicherung in Deutschland zu lockern, was möglicherweise zu betriebsbedingten Kündigungen und Werksschließungen führen könnte, während die starke Arbeitnehmervertretung bereits zum Widerstand aufruft und die bevorstehenden Sparmaßnahmen in einer Betriebsversammlung besprochen werden sollen.

Im Volkswagenkonzern bahnen sich schwerwiegende Veränderungen an, und die damit verbundenen Herausforderungen sind kaum zu übersehen. Nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr ein milliardenschweres Sparprogramm aufgelegt hatte, haben sich die jüngsten Entwicklungen alarmierend gestaltet. Bereits seit Wochen wackelt die Grundlage des Unternehmens: Die traditionell gewohnte Beschäftigungssicherung, die seit 1994 gilt und bis 2029 bestehen sollte, wird möglicherweise zurückgenommen. Dies könnte erste betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland zur Folge haben, wo zurzeit etwa 110.000 Mitarbeiter arbeiten. Experten und Beobachter sehen in diesen Ereignissen einen besorgniserregenden Trend innerhalb der Branche.

Die Betriebsversammlung, die für heute angesetzt ist, soll erste Einblicke in die neuen Sparpläne geben und wird mit Spannung erwartet. Es bleibt unklar, welche Standorte und Mitarbeiter von dem, in den Medien als „Sparhammer“ bezeichneten, neuen Kurs betroffen sein könnten. Eins ist jedoch klar: Die anhaltende Marktsituation, gekennzeichnet durch sinkende Absatzzahlen, trifft auf strukturelle Probleme, die das Unternehmen trotz diverser Bekenntnisse nicht bewältigen konnte.

Marktsituation und Wettbewerbsdruck

Das Management von Volkswagen sieht die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens gefährdet und erachtet dringende Maßnahmen als notwendig. Im aktuellen Geschäftsjahr waren die Absatzzahlen zwar auf den ersten Blick stabil – der Rückgang im ersten Halbjahr betrug lediglich 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein näherer Blick auf das zweite Quartal jedoch offenbart eine besorgniserregende Abnahme von 5,2 Prozent. Im Vorjahr konnten noch 394.000 Elektrofahrzeuge ausgeliefert werden, während die aktuelle Entwicklung die Zukunft des Unternehmens infrage stellt.

Die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Daniela Cavallo, hat bereits errechnet, dass die Versammlung heute für die Vorstände eine unangenehme Situation werden könnte. Sie kündigte an, vehement gegen Angriffe auf „unsere Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge“ zu kämpfen. Die Verhandlungen könnten sich als äußerst herausfordernd erweisen, da die Belegschaftsvertretung im Volkswagenkonzern eine mächtige Stimme hat.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Situation in China, einem der einst profitabelsten Märkte für VW. Während VW dort jahrelang von hohen Verkaufszahlen profitierte, brechen die Verkaufszahlen von Verbrennerfahrzeugen ein. Die neue Submarke „ID.Unyx“ wurde ins Leben gerufen, um in diesem anspruchsvollen Markt doch noch ein Comeback zu schaffen.

Ein weiteres zentrales Problem ist die Rendite des Unternehmens. VW hat sich verpflichtet, die Kosten bis 2026 um zehn Milliarden Euro zu senken, in der Hoffnung, die Rendite auf 6,5 Prozent anzuheben. Aktuell befindet sich die Rendite jedoch bei schwachen 2,3 Prozent, was die Schieflage des Unternehmens unterstreicht und die Bemühungen, erfolgreich in den Elektrofahrzeugmarkt einzutreten, nicht unerheblich erschwert.

Zusätzlich hat die Digitalisierung des Konzerns in der Zusammenarbeit mit der Softwaretochter Cariad noch auf sich warten lassen. Die bedeutende Investition von fünf Milliarden Euro in die Partnerschaft mit dem US-Elektroautobauer Rivian soll die Software und die Elektronikarchitektur voranbringen, aber die Realität sieht anders aus. Verzögerungen bei wichtigen Modellen haben sich als hindernisreich erwiesen.

Die strukturellen Probleme, die VW seit Jahren plagen, werden durch die Komplexität des Unternehmens verstärkt. VW-Markenchef Thomas Schäfer hat bereits vor einem Jahr darauf hingewiesen, dass das Unternehmen zu träge und kompliziert strukturiert ist, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Die Aktionärsstruktur, in der die Familien Porsche und Piëch 53 Prozent der Anteile kontrollieren und das Land Niedersachsen 20 Prozent hält, erschwert zusätzlich das Durchsetzen von notwendigen Veränderungen. Die bevorstehenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, wie VW sich diesen Herausforderungen stellt und ob es gelingen kann, die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen.

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