Die Kontroverse um das neue Holzheizkraftwerk in Cuxhaven hat in den letzten Wochen an Intensität gewonnen. Die Anlage, die im Jahr 2020 errichtet wurde, plant, jährlich zwischen 100.000 und 140.000 Tonnen Holz zu verbrennen, um Wärme zu erzeugen. Während der Betreiber, die Firma Forte Energie, das Projekt als nachhaltig und CO₂-neutral anpreist, ernten sie starken Widerstand von Umweltverbänden wie Robin Wood, BUND und Parents4Future. Diese Organisationen stellen die ökologischen Argumente der Betreiber infrage und sehen die Holzverbrennung nicht als umweltfreundliche Lösung an.
Besonders deutlich wird die Problematik, wenn man die weltweiten Trends der Entwaldung betrachtet. Die Waldflächen schrumpfen dramatisch, was es schwer nachvollziehbar macht, Holz als Brennstoff zu verwenden. Jana Ballenthien von Robin Wood macht darauf aufmerksam, dass allein in Deutschland in den letzten Jahren 600.000 Hektar Wald verloren gegangen sind. Ein wesentlicher Teil des Holzes, das in Cuxhaven verbrannt werden soll, wird Frischholz sein, dessen Gewinnung mit der Rodung von Wäldern einhergeht. Tobias Söhl von den Parents4Future fordert einen Perspektivwechsel: Holz sollte lieber für die Herstellung langlebiger Produkte genutzt werden, anstatt es einfach zu verbrennen.
Kritik an den Nachhaltigkeitsversprechen
Forte Energie verteidigt sich, indem sie argumentiert, dass das Holzheizkraftwerk CO₂-neutral ist, weil das verbrannte Holz während seines Wachstums genauso viel Kohlenstoffdioxid aufgenommen hat, wie es beim Verbrennen abgibt. Diese Rechnung, die auf den Methoden des Weltklimarats IPCC basiert, wird jedoch von den Umweltverbänden als irreführend abgetan. Die Verbrennung von Holz setzt sofort große Mengen CO₂ frei, während die Wiederaufforstung Zeit benötigt und häufig nicht garantiert werden kann. Insbesondere bei importiertem Holz aus Regionen wie North Carolina wird die Nachhaltigkeit der zertifizierten Holzvorräte infrage gestellt.
Ein weiteres großes Anliegen der Umweltorganisationen ist die Sorge, dass nicht nur heimisches Holz, sondern auch importiertes Holz verbrannt wird. Bei einer geplanten Menge von bis zu 140.000 Tonnen jährlich ist es unwahrscheinlich, dass dieses nur aus regionalen Quellen stammt. Forte Energie hat bereits darüber nachgedacht, Holz aus Skandinavien und den baltischen Staaten zu importieren, was die Bedenken der Umweltverbände hinsichtlich globaler Auswirkungen der Holzverbrennung zusätzlich verstärkt.
Alternativen zur Holzverbrennung
Zusätzlich kritisieren Umweltverbände die finanzielle Unterstützung des Kraftwerks durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Sie empfinden diese Förderung als „absurd“, insbesondere in einer Region wie Cuxhaven, die über reichlich Windressourcen verfügt und nahe am Meer liegt. Anstatt Holz zu verbrennen, empfehlen sie den Einsatz von innovativen Technologien wie Großwärmepumpen und Power-to-Heat-Systemen für die Fernwärmeerzeugung.
Die Stadt Cuxhaven bleibt in ihrer Position zur Energieplanung zurückhaltend. Während Stadtsprecher Marcel Kolbenstetter zugibt, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff sei, betont er auch, dass die Qualität des verbrannten Holzes sorgfältig abgewogen werden müsse. Bisher gibt es noch keine konkreten Pläne, wie die Energie, die in dem Kraftwerk erzeugt wird, für öffentliche Gebäude genutzt werden könnte. Man sei jedoch aktiv dabei, einen Wärmeplan zu entwickeln, um den zukünftigen Energiebedarf der Stadt besser zu verstehen.
Die anhaltende Kritik an Forte Energie wird durch die ausbleibenden Antworten des Unternehmens noch verstärkt. Trotz mehrfacher Anfragen zu den Vorwürfen bleibt die Kommunikationsbereitschaft der Firma gering. Dies hat zu einem wachsenden Unmut unter den Gegnern des Projekts geführt, die nach Klarheit und Transparenz verlangen. Die Kontroverse um das Holzheizkraftwerk in Cuxhaven stellt somit nicht nur eine lokale, sondern auch eine globale Herausforderung dar, die weitreichende Diskussionen über den Einsatz von Holz als Energiequelle und seine ökologischen Konsequenzen nach sich zieht.