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Gendern in Sachsen: Künftige Notenabzüge für Schüler überraschend angekündigt

In Sachsen dürfen Schülerinnen und Schüler ab dem neuen Schuljahr beim Gendern in schriftlichen Arbeiten mit Punktabzügen rechnen, da das Kultusministerium diese Praxis als nicht zum offiziellen Regelwerk gehörend erachtet, was in der Gesellschaft und Bildungspolitik für hitzige Debatten sorgt.

Stand: 04.08.2024 16:00 Uhr

Politische Dimension hinter dem Genderverbot

Das Genderverbot in Sachsen, welches seit dem Beginn des neuen Schuljahres auch für Schüler:innen gilt, hat weitreichende Implikationen. Der Ausländerrat Dresden betont, dass die Regelung über die sprachliche Korrektheit hinausgeht und eine politische Dimension besitzt. Die Diskussion über geschlechtergerechte Sprache wird zunehmend von rechtspopulistischen Kräften beeinflusst, die Fortschritte in der Gendergerechtigkeit rückgängig machen möchten.

Einschränkungen gegen die Meinungsfreiheit

Bereits seit drei Jahren ist das Gendern in offiziellen Schreiben, darunter auch Kommunikationsmittel an Schulen, untersagt. Dieses Verbot hatte zuvor bereits heftige Diskussionen ausgelöst, da viele Gruppen, darunter der Kinderschutzbund und der Ausländerrat, die Regelung als nicht zeitgemäß kritisieren. Die neue Entscheidung, Schüler:innen für das Nutzen einer gendersensiblen Sprache in ihren Aufsätzen zu benachteiligen, wird von vielen als Einschränkung der Meinungsfreiheit gesehen, die nicht mit den sozialen Realitäten junger Menschen übereinstimmt.

Kritik der Grünen und Besorgnis unter Schülern

Die Chemnitzer Grünen haben vehement gegen die Verschärfung des Genderverbots protestiert. Ihre Vorsitzende, Coretta Storz, bezeichnete die Maßnahme als ideologische Verbotspolitik, die jungen Menschen schadet. Gleichzeitig äußern sich auch Schüler:innen und Studierende besorgt über die negativen Auswirkungen der Regelung auf die Entwicklung einer inklusiven Sprachkultur in Sachsen. Insbesondere Nicht-Binär-Identitäten werden in der aktuellen Sprachregelung nicht berücksichtigt, was von vielen als diskriminierend empfunden wird.

Reaktionen von Bildungsexperten

Der Deutsche Lehrerverband hat sich zwar gegen das Gendern durch Lehrkräfte ausgesprochen, plädiert jedoch dafür, dass Schüler:innen bei der Verwendung nichtamtlicher Genderschreibweisen tolerant behandelt werden sollten. Dies bekräftigt einen breiteren Trend hin zu einer diverseren und akzeptierenden Schulumgebung, die es jungen Menschen ermöglicht, ihre Identitäten sprachlich auszudrücken.

Wichtigkeit der genderneutralen Sprache

Das Thema genderneutrale Sprache ist nicht nur ein linguistisches Problem, sondern betrifft gesellschaftliche Werte und Fortschritte in Bezug auf Gleichheit. Die Diskussion darüber, wie Sprache unsere Wahrnehmung von Geschlechteridentitäten formt, wird zunehmend wichtiger. Sprachwandel, wie es auch der Kinderschutzbund feststellt, ist ein Ausdruck gesellschaftlichen Fortschritts und sollte in einem modernen Bildungssystem gefördert werden.

Fazit und Blick in die Zukunft

Die Entscheidung des sächsischen Kultusministeriums, Schüler:innen für das Gendern in ihren Arbeiten abzustrafen, stößt auf breiten Widerstand und führt zu einer intensiven Debatte über die Bedeutung von Sprache in unserer Gesellschaft. Der Widerstand von verschiedenen Gruppen könnte in Zukunft zu einem Umdenken führen und die Diskussion um Gendergerechtigkeit und die Rolle von Sprache in der Bildung weiter vorantreiben.

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