Die rechtlichen Auseinandersetzungen des AfD-Europaabgeordneten Gunnar Beck gehen in die nächste Runde, und diesmal steht der Politiker gleich zweimal unter Druck. Heute, um 11:30 Uhr, gehört seine Berufung gegen eine erstinstanzliche Verurteilung am Düsseldorfer Landgericht verhandelt. Beck, 59 Jahre alt, sieht sich in einer heiklen Situation, die sowohl seine politische Karriere als auch seine persönliche Reputation betrifft.
Im Kern der Auseinandersetzung steht der Vorwurf des Titelmissbrauchs. Laut Anklage hatte Beck sich im November 2018 bei einer Veranstaltung in Magdeburg als Professor ausgegeben, obwohl er diesen Titel, der in der akademischen Welt eine bedeutende Rolle spielt, nicht innehat. Das Amtsgericht Neuss hatte zunächst eine Geldstrafe von 9.200 Euro gegen ihn verhängt, die später auf 6.900 Euro herabgesetzt wurde. Beck verteidigt sich jedoch vehement und argumentiert, dass er trotz des Titels „Reader“ an der London-University berechtigt sei, diesen Titel zu verwenden.
Der Streit um den Titel
„Reader“ ist ein akademischer Grad, der in vielen englischen Hochschulen existiert und in etwa einem Dozenten entspricht, jedoch nicht den hohen Status eines Professors erreicht. Das Amtsgericht kam zu dem Schluss, dass Beck unrechtmäßig den Titel eines Professors beansprucht und verurteilte ihn entsprechend. Der Fall wurde jedoch komplizierter, als die Richterin versäumte, das Urteil zu unterschreiben, was eine erneute Verhandlung notwendig machte. Diese führte zur Reduzierung der Geldstrafe, doch die Grundvoraussetzung des Vergehens blieb unverändert.
Beck ist mit seinem aktuellen Rechtsbeistand entschlossen, diese Entscheidung anzufechten, und wird in der nächsten Verhandlung versuchen, die Vorwürfe zu widerlegen. Seine Chancen stehen jedoch unter einem ungünstigen Stern, da die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verwendung akademischer Titel in Deutschland sehr strikt sind und ein Missbrauch gravierende Folgen haben kann.
Zusätzlich zu den laufenden Verfahren im Zusammenhang mit dem Titelmissbrauch sieht sich Beck auch strafrechtlichen Ermittlungen gegenüber, die ihm von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf angelastet werden. Im April hob das EU-Parlament auf Antrag dieser Behörde Becks Immunität auf, was die weitere Verfolgung erleichtert. Die Anklage bezieht sich auf einen Vorfall aus dem Jahr 2022, bei dem Beck versucht haben soll, in einem Kaufhaus in Neuss Produktproben zu stehlen, sich anschließend aber gegen die Vollstreckungsbeamten zu wehren.
Diese Vorwürfe umfassen mehrere Punkte, darunter Diebstahl geringfügiger Sachen, vorsätzliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Beck, der diese Anschuldigungen vehement bestreitet, sieht sich damit konfrontiert, dass seine politische Karriere einer intensiven Überprüfung unterzogen wird. In der öffentlichen Wahrnehmung stellen sich Fragen zu Integrität und Glaubwürdigkeit eines Politikers, dessen Handlungen zunehmend unter die Lupe genommen werden.