Im Photoinstitut Bonartes in Wien eröffnet die Ausstellung „Auftreten im Bild“ und bietet einen faszinierenden Einblick in die Fotografie des Anthropologen Felix von Luschan, deren Inhalte die Perspektive auf ethnologische Praktiken herausfordern.
Ein Blick auf das ethnologische Erbe
Die von Katarina Matiasek kuratierte Ausstellung wirft ein neues Licht auf die Fotografien, die von Felix von Luschan aufgenommen wurden, einem bedeutenden Österreicher im Bereich der Anthropologie. Sie beleuchtet die Techniken und Herangehensweisen, die zu seiner Zeit verbreitet waren und die ethnologischen Dokumentationen prägten.
Die Kritik an anthropologischen Praktiken
Matiasek bezeichnet die Kameras der Ethnologen als „Waffen des Imperialismus“. Dies bedeutet, dass die Fotografien nicht nur als Dokumentation dienten, sondern oft zur Verbreitung von Stereotypen und zur Abwertung von Kulturen genutzt wurden. Dies ist eine wichtige Diskussion, die die Art und Weise, wie wir Geschichte und Kultur verstehen, beeinflusst. Die Frage, ob und wie solche „Waffen“ eingesetzt wurden, ist zentral für die heutige Auseinandersetzung mit kultureller Identität und kolonialem Erbe.
Die Wiederentdeckung von Luschan
Felix von Luschan, der im Jahr 1924 verstorben ist, hinterließ eine umfangreiche Fotosammlung, die lange Zeit als verschollen galt. Seine Frau Emma übergab diese Sammlung an die Universität Wien, wo sie zunächst als verloren betrachtet wurde. Erst 2017 begann Matiasek mit ihrer Detektivarbeit und entdeckte einige Schachteln, die vielseitige Perspektiven auf traditionelle Kulturen bieten.
Die Bedeutung der Ausstellung für die heutige Gesellschaft
Die Ausstellung „Auftreten im Bild“ bietet nicht nur einen historischen Rückblick, sondern regt auch die Betrachter an, über die Auswirkungen der ethnologischen Fotografie nachzudenken. Die Fotografien von Luschan zeigen, wie wichtig es ist, ethische Standards in der Wissenschaft zu wahren und Fragen der Repräsentation zu stellen. Dies ist insbesondere in einer Zeit relevant, in der wir uns mit den Folgen des Kolonialismus und seiner Darstellungen auseinandersetzen.
Ein Erbe, das zur Reflexion einlädt
Durch die kritische Auseinandersetzung mit den Fotos von Felix von Luschan wird deutlich, dass die Sammlung mehr als nur historische Dokumente sind. Sie laden zur Reflexion über kulturelle Darstellungen und deren Auswirkungen auf heutige gesellschaftliche Normen ein. Matiasek bewahrt nicht nur ein Stück Geschichte, sondern fordert auch dazu auf, unsere Narrative über Kulturen zu überdenken.
Insgesamt ist die Ausstellung ein entscheidender Schritt, um über das Erbe der Ethnologie zu diskutieren und zeigt, wie wichtig es ist, sich mit unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen, um eine inclusive und respektvolle Sicht auf Kulturen zu fördern.
– NAG