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Von der Dampfmaschine zur Erinnerung: Sieben Lehrlinge geben Geschichte weiter

Sieben ehemalige Lehrlinge des Kamerawerkes Pentacon in Dresden übergeben ihre selbstgebaute Dampfmaschine, die sie als letzte Ausbildungsgruppe 1993 konstruierten, nach 31 Jahren als bewegende Zeitzeugin an die Technischen Sammlungen, um die Erinnerung an ihre gemeinsame Geschichte und die Auswirkungen der Wende zu bewahren.

Dresden, ein Ort mit einer reichen industriellen Vergangenheit, wird zum Schauplatz einer bemerkenswerten Geschichte, die weit über die bloße Technik hinausgeht. Die letzten Ausbildungsjahre des legendären Kamerawerkes Pentacon, das in den frühen 1990er Jahren liquidiert wurde, finden auf eindrucksvolle Weise ihren Weg in die Zukunft. Ein leidenschaftliches Projekt von sieben Lehrlingen bringt nicht nur eine Dampfmaschine zum Leben, sondern auch die Erinnerungen an ihre Ausbildung und die großen Fragen, die damit verbunden sind.

Diese Aktion, die kürzlich in den Technischen Sammlungen stattfand, zeigt auf emotionale Weise, wie die ehemaligen Lehrlinge nicht nur eine Maschine, sondern auch ihre Träume und Hoffnungen in einer Zeit des Wandels rekonstruierten. Die Dampfmaschine, das Resultat monatelanger harter Arbeit, sollte 31 Jahre lang ein Zeugnis ihrer Gemeinschaft und ihrer gemeinsamen Erfahrungen sein.

Die Herausforderung des Aufstarts

Als die Wende kam und das Kombinat am 2. Oktober 1990 seine Tore schloss, standen rund 5.500 Mitarbeiter, darunter viele junge Männer, vor einem Neubeginn. Für einen Großteil der damals noch in Ausbildung befindlichen Werkzeugmacher war der Weg in die Berufswelt gepflastert mit Unsicherheiten und der schmerzlichen Frage, was passiert wäre, wenn das Werk nicht liquidiert worden wäre. Diese Gedanken spiegeln sich in den Erzählungen des Gerd Jäckel wider, dem Ausbilder der Gruppe, der sich um das Schicksal seiner Lehrlinge kümmerte und eine Lösung finden musste, um die Ausbildung sinnvoll abzuschließen.

Die kreative Idee, eine Dampfmaschine zu konstruieren, kam nicht nur aus einer notwendigen Idee zur praktischen Übung, sondern auch aus einem tiefen Bedürfnis heraus, diese letzten Ausbildungsjahre mit einem bleibenden Werk zu krönen. Gemeinsam entwarfen die Lehrlinge das Projekt, wobei sie die verschiedenen Fähigkeiten, die sie in den letzten Jahren erlernt hatten, miteinander kombinierten. Das besorgte Material – alles aus Messing – ermöglichte den Lehrlingen, verschiedene Fertigungstechniken anzuwenden, von Drehen über Fräsen bis zum Gewindeschneiden.

Berufliche Wege und persönliche Entwicklungen

Nach der Beendigung ihrer Ausbildung verließen die ehemaligen Lehrlinge den vertrauten Boden von Pentacon und begaben sich in die ungewisse Zukunft. Daniel Friedrich, der heute als Medizintechniker arbeitet, erinnert sich an den Wechsel: „Mir war klar, dass ich weit weg gehen muss, um irgendwo beruflich Fuß zu fassen.“ Dies war das Schicksal vieler Ehemaliger, die sich in ihre jeweiligen Berufe verabschieden mussten, während sie gleichzeitig Schmerz und Stolz über ihre Erfolge empfanden.

Der Weg von Stephan Singer führte ihn zügig zu großen Unternehmen wie Siemens, wo er seine beruflichen Ambitionen weiterverfolgen konnte. Auch Mathias Pech traf eine Entscheidung fernab der ursprünglich geplanten Berufslaufbahn: Er wurde Polizist, was er ohne die geschichtlichen Veränderungen vielleicht nie in Betracht gezogen hätte. Diese individuellen Geschichten zeugen von der Vielseitigkeit und den Möglichkeiten, die sich trotz der widrigen Umstände ergaben.

Die einstigen Lehrlinge schufen etwas, das weit über den materiellen Wert eines Gegenstands hinausgeht. Seit der Fertigstellung der Dampfmaschine bleibt sie nun in den Technischen Sammlungen erhalten, wo sie eine lebendige Verbindung zwischen Geschichte und Zukunft darstellt. Die ehemaligen Lehrlinge sind nicht nur stolz darauf, was sie erschaffen haben, sondern auch darauf, dass ihre Erinnerungen und Erfahrungen nicht in Vergessenheit geraten.

Ein bleibendes Erbe

Als die Gruppe am Tag der Übergabe die Dampfmaschine für die Nachwelt überreichte, waren sie nicht nur Botschafter ihrer eigenen Erinnerungen, sondern auch von etwas Größerem. „Im Zuge der Umstrukturierung des Werkes und seiner Abwicklung ist so vieles einfach verschwunden oder weggeworfen worden, was einst wichtig war, das sollte mit unserer Dampfmaschine nicht passieren,“ sagte Gerd Jäckel. Dieses Gefühl der Vergänglichkeit und der Wertschätzung für die eigene Geschichte schwingt in jeder Erzählung mit, die parmi den Ehemaligen entstanden ist.

Die Verbindung zwischen den Lehrlingen wird durch dieses Projekt gestärkt, während sie ihre Wege seitdem beschritten haben. Es ist der Wunsch aller, in Kontakt zu bleiben und die Suche nach anderen ehemaligen Kollegen weiterzuführen, um ein Gefühl des Gemeinschafts zu bewahren. Dieses Engagement zeigt, dass Erinnerungen und Traditionen bewahrt werden sollten, und dass die Vergangenheit, auch wenn sie schmerzhaft war, immer einen Platz in der Gegenwart hat.

Die Technische Entwicklung der Dampfmaschine

Die Dampfmaschine hat eine lange und faszinierende Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Sie war ein entscheidender Faktor in der Industrialisierung und führte zu tiefgreifenden Veränderungen in der Produktion und im Transportwesen. Der schottische Ingenieur James Watt verbesserte die ursprünglichen Designs erheblich und machte die Dampfmaschine effizienter und weit verbreitet.

Im Gegensatz zu den großen industriellen Dampfmaschinen, die immense Kraft liefern konnten, stellte die von den Dresdner Lehrlingen gebaute Miniaturdampfmaschine eine anschauliche und pädagogisch wertvolle Version dar. Diese kleinen Maschinen sind oft in Schulen oder Museen ausgestellt und dienen als Lehrmittel für das Verständnis mechanischer Prinzipien und der Funktionsweise einer Dampfmaschine.

Die Rolle der Dampfmaschine in der deutschen Industrie

In Deutschland spielte die Dampfmaschine eine zentrale Rolle in der Entwicklung industrieller Produktionsverfahren. Unternehmen wie das Dresdner Pentacon prägten die Fotografie- und Kamerabranche und mussten sich im Laufe der Jahrzehnte an technologische Veränderungen adaptieren. Die Dampfmaschine wurde in vielen Industriesektoren eingesetzt, von der Textilindustrie bis zur Eisenbahn, und trug maßgeblich zur Entstehung der modernen Arbeitswelt bei.

Die Geschichte von Pentacon und der Einfluss der Wende

Das Kamerawerk Pentacon in Dresden wurde im Jahr 1954 gegründet und entwickelte sich schnell zu einem führenden Hersteller von Kameras in der DDR. Die hochqualitative Fertigung ermöglichte es Pentacon, in den internationalen Märkten Fuß zu fassen, insbesondere in Ländern des Ostblocks. Allerdings führte der politische Wandel in den späten 1980er Jahren, insbesondere mit dem Mauerfall 1989, zu erheblichen Herausforderungen für das Unternehmen.

Die rasche Öffnung der Märkte führte dazu, dass viele Unternehmen aus Westdeutschland und internationalen Herstellern in den Osten expandierten. Dies führte zu einem massiven Rückgang der Nachfrage nach den Produkten von Pentacon, der schließlich in die Liquidation des Unternehmens im Jahr 1990 mündete. Viele ehemalige Mitarbeiter von Pentacon blickten jedoch mit nostalgischen Erinnerungen auf die Höhepunkte ihrer Karriere zurück und sind bestrebt, die Geschichte und das Erbe des Unternehmens in Ehren zu halten.

Erhaltung des Erbes und kulturelle Bedeutung

Die Übergabe der Dampfmaschine an die Technischen Sammlungen stellt einen wichtigen Schritt in der Bewahrung des industriellen Erbes dar. Solche Initiativen tragen dazu bei, das technische Wissen und die kulturellen Erfahrungen vergangener Generationen zu bewahren. Die Technischen Sammlungen in Dresden sind ein Ort, an dem die Geschichte der Technik und Innovation dokumentiert wird und wo Besucher sowohl die Errungenschaften als auch die Herausforderungen der technischen Entwicklung nachvollziehen können.

Darüber hinaus fördert die Erhaltung solcher Exponate das Bewusstsein für die Rolle der Technik in der Gesellschaft und inspiriert zukünftige Generationen. Die Dampfmaschine, die von den Lehrlingen gebaut wurde, ist nicht nur ein Erinnerungsstück an die Vergangenheit, sondern auch ein Symbol für die Übertragung von Wissen und Fähigkeiten von einem Generation zur nächsten.

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