In Garmisch-Partenkirchen ist der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ein drängendes Thema. Während die Preise für Immobilien in den letzten Jahren stark gestiegen sind, gibt es jetzt positive Neuigkeiten: Die Bürgerstiftung Mehrwert hat mit einem innovativen Projekt begonnen, das darauf abzielt, Platz für bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Am Ferdinand-Barth-Straße 9 wird ein Altbau abgerissen, um Platz für ein neues Mehrgenerationenwohnprojekt zu schaffen.
Der Abriss des alten Gebäudes hat bereits begonnen. Die Ernsthaftigkeit der Situation wird von Uli Willburger, dem Ersten Vorsitzenden der Bürgerstiftung, unterstrichen. „Jetzt kann man sehen, dass sich etwas tut“, sagt er erleichtert. Viele Jahre lang wurde an diesem besonders wichtigen Vorhaben gearbeitet, und die Baugenehmigung, die Ende Juli erteilt wurde, hat den Prozess ins Rollen gebracht. Das neue Gebäude wird als „Haus Mehrwert“ bezeichnet und ist eine Antwort auf die immer seltener werdenden bezahlbaren Wohnungen in der Region.
Vorbereitung für den Bau
Das Konzept hinter dem „Haus Mehrwert“ ist mehr als nur die Schaffung von Wohnraum; es stützt sich auf den humanitären Gedanken der Gemeinschaft. Die Idee ist, eine Art soziale Wohngemeinschaft zu schaffen, wo die Bewohner sich gegenseitig unterstützen und helfen. Die ersten Wohnungen sollen bis zum Sommer 2025 bezugsfertig sein. Der Bau der unteren Etage beginnt in diesem Jahr mit dem Keller, gefolgt von fünf Wohnungen, von denen sich zwei im Erdgeschoss und zwei im ersten Stock befinden. Eine weitere Wohnung wird im Dachgeschoss entstehen.
Die Planung sieht vor, dass im Erdgeschoss Platz für zwei ältere Ehepaare geschaffen wird; darüber sollen voraussichtlich alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern wohnen. Der Gedanke dahinter ist, dass jüngere Einwohner den älteren helfen könnten, während die Senioren im Gegenzug auf die Kinder aufpassen. Diese Art des Zusammenlebens könnte nicht nur eine Lösung für Wohnraummangel bieten, sondern auch soziale Bindungen stärken.
Unterstützung von der Gemeinschaft
Die Finanzierung des Projektes wird durch Spenden aus der Gemeinschaft unterstützt. Besonders hervorzuheben ist eine Spende von 39.851 Euro, die während einer Weihnachtsaktion 2021 gesammelt wurde. Gleiche Ideen gedeihen, wenn Menschen zusammenziehen und ihre Unterstützung und Ressourcen teilen. „Es haben sich schon einige für die Wohnungen interessiert“, berichtet Willburger. Die genauen Kriterien für die Mieterauswahl sind zwar noch nicht finalisiert, aber die Stiftung plant, alle gesetzlichen Vorgaben zu berücksichtigen.
All diese Entwicklungen zeigen, dass die Bürgerstiftung Mehrwert entschlossen ist, ihre Vision zu verwirklichen und einen positiven Unterschied in der Wohnlandschaft von Garmisch-Partenkirchen zu machen. Auch die Tagblatt-Leser spielen hierbei eine entscheidende Rolle, da ihre Spenden und Unterstützung das Projekt voranbringen. Weitere Details und Informationen werden aktuell erarbeitet, während die Verantwortlichen sich auf die verschiedenen Schritte konzentrieren, um das neue Wohnhaus zu realisieren.
Ein Beispiel für soziale Verantwortung
Das Projekt „Haus Mehrwert“ symbolisiert die notwendige soziale Verantwortung, die die Bürgerstiftung Mehrwert mit ihrem Ansatz hervorhebt. Während die Nachfrage nach Wohnraum steigt, ist es entscheidend, Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten nützlich sind. Die Vision, niederschwellige Mieten anzubieten, während ein gemeinschaftliches Zusammenleben gefördert wird, könnte als Modell für andere Städte dienen, die ähnliche Probleme erleben. Der erfolgreiche Verlauf dieses Projekts könnte nicht nur das Wohnangebot in Garmisch-Partenkirchen positiv beeinflussen, sondern auch ein Beispiel für multilokale Ansätze zur Lösung von Wohnraumengpässen werden.
Der Wohnraum in Garmisch-Partenkirchen ist nicht nur für Einheimische, sondern auch für Zuzügler ein immer drängenderes Problem. Die steigenden Mietpreise und der begrenzte Wohnraum verschärfen die Situation, insbesondere für einkommensschwächere Haushalte. Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik haben sich in den letzten zehn Jahren die Mieten in Mittelgebirgsgemeinden wie Garmisch-Partenkirchen um fast 30 Prozent erhöht. Dieser Trend lässt sich auf eine steigende Nachfrage zurückführen, bedingt durch den Tourismussektor sowie die attraktive Lebensqualität, die die Region bietet.
Soziale Aspekte des Projekts
Das Projekt „Haus Mehrwert“ geht jedoch über das Schaffen von Wohnraum hinaus. Die Bürgerstiftung verfolgt das Ziel, eine nachhaltige, solidarische Gemeinschaft zu fördern. Dieses Konzept steht im Einklang mit den Bedürfnissen eines zunehmend älter werdenden Teils der Bevölkerung. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung wird der Anteil der über 65-Jährigen in Deutschland bis 2030 voraussichtlich auf 25 Prozent steigen. Dies erfordert innovative Wohnkonzepte, die das Zusammenleben verschiedener Altersgruppen fördern und gleichzeitig sozialen Zusammenhalt schaffen.
Bezahlbarer Wohnraum für Familien ist ebenfalls ein zentrales Anliegen. Die Stiftung plant, besonders auch Maßstäbe zu setzen, indem sie Wohnungen für Alleinerziehende und Familien mit niedrigem Einkommen zur Verfügung stellt. Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes leben in Deutschland etwa 2,8 Millionen alleinerziehende Elternteile, was die Notwendigkeit von besonderem Wohnraum unterstreicht.
Finanzierung und Unterstützung der Bürgerstiftung
Die Finanzierung für das Projekt wird durch Spenden und Fördermittel gesichert. Die Weihnachtsaktion 2021 war ein Meilenstein, der über 39.851 Euro an Spenden einbrachte. Solche Aktionen sind entscheidend, da sie den finanziellen Rahmen ermöglichen, um sozialverträgliche Mietpreise zu realisieren, die sich an den Bedürfnissen von Normalverdienern orientieren. Zudem setzen die Verantwortlichen auf örtliche Unternehmen zur Unterstützung, was nicht nur die Finanzierung, sondern auch die regionale Wirtschaft stärkt.
Die Initiative zeigt die Bedeutung von Gemeinschaft und solidarischer Verantwortung. Die Bürgerstiftung möchte nicht nur Wohnraum schaffen, sondern auch ein Lebensumfeld, in dem Menschen jeden Alters die Möglichkeit haben, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. „Das ist nicht nur Wohnraum, das ist ein Zuhause“, fasst Willburger zusammen.