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Studierende meiden Bundesländer: Gründe für die Abwanderung

Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele Absolventen in Deutschland, insbesondere in Bundesländern wie Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen, aufgrund eines abschreckenden politischen Klimas und Sorgen über Diskriminierung am Arbeitsplatz nicht arbeiten möchten, was die Gefahr birgt, über 300.000 hochqualifizierte Fachkräfte zu verlieren.

In Deutschland wird der Fachkräftemangel immer drängender spürbar. Eine neue Studie zeigt, dass einige Bundesländer bei Absolventen nicht sonderlich beliebt sind, was nicht nur demografische, sondern auch wirtschaftliche Folgen haben könnte. Die Untersuchung, die über 10.000 Studierende befragte, liefert interessante Einblicke in die Präferenzen und Bedenken junger Fachkräfte.

Die Gründe sind vielschichtig. Insbesondere die politische Stimmung und die Aussicht auf Diskriminierung am Arbeitsplatz schreckten viele angehende Absolventen ab, in bestimmten Regionen des Landes zu bleiben. Alexander Burstedde, ein Experte des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), betont die Notwendigkeit, die qualifizierte Zuwanderung zu fördern und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zu beschleunigen.

Beliebte und unbeliebte Bundesländer

Die Studie, die im Zeitraum April/Mai 2024 durchgeführt wurde, zeigt, dass einige Bundesländer wie Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz unter den Befragten deutlich beliebter sind. Dagegen ziehen Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen weniger Interesse auf sich. Dabei gaben unter anderem 31,2 Prozent der Befragten in Thüringen an, dass sie die politische Lage als abschreckend empfinden. In Sachsen-Anhalt und Sachsen waren die Werte noch höher, mit 40,3 Prozent beziehungsweise 44,4 Prozent.

Eine der spannendsten Erkenntnisse ist, dass 88,5 Prozent der befragten Studierenden grundsätzlich in Deutschland bleiben möchten, was einen positiven Grundsatz darstellt. Jedoch, wenn nicht zeitnah an den unattraktiven Bedingungen gearbeitet wird, laufen wir Gefahr, viele talentierte Mitarbeiter zu verlieren. Burstedde weist darauf hin, dass eine Abwanderung von über 300.000 hochqualifizierten Fachkräften droht, wenn Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit nicht verbessert.

Die Herausforderungen für Deutschland

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Befragung zeigt, dass die Komplexität der bürokratischen Abläufe viele Absolventen verunsichert. Über 54 Prozent der Studierenden empfinden die Bürokratie in Deutschland als herausfordernd und belastend. Dazu kommt, dass fast ebenso viele, nämlich 54,8 Prozent, glauben, andere Länder bieten bessere Jobchancen und Gehälter.

Die Angst vor Diskriminierung am Arbeitsplatz ist ein weiteres besorgniserregendes Thema und betrifft vor allem Studierende in Regionen wie Sachsen-Anhalt (31,1 Prozent) und Niedersachsen (27,4 Prozent). Solche Bedenken tragen dazu bei, dass viele potenzielle Fachkräfte in Erwägung ziehen, ins Ausland zu gehen, wo sie sich möglicherweise mehr Chancen und eine freundlichere Arbeitsumgebung erwarten.

Die Studie ist nicht nur ein Rückblick auf die aktuellen Ansichten und Bedenken der Studierenden, sondern bietet auch wertvolle Hinweise für die Zukunft. Die Arbeitgeber sind gefordert, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, um die eigenen Strukturen ansprechend für Absolventen zu gestalten.

Ein großer Wandel ist notwendig

Die Devise lautet: Deutschland muss attraktiver werden für talentierte Fachkräfte. Der Wandel in der Wahrnehmung der Bundesländer ist essenziell, wobei erfolgreiche positive Erfahrungen in Unternehmen aktiv hervorgehoben werden müssen. Unternehmen mit offener Kultur und einem einladenden Arbeitsumfeld sind gefordert, um so ein neues Bild zu vermitteln und mehr Absolventen in der Region zu halten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Fachkräftemangel in Deutschland nicht ignoriert werden kann. Individuen, die eine hohe Qualifikation besitzen, müssen in der Bundesrepublik gefördert und gehalten werden. Es ist an der Zeit, dass die Verantwortlichen erkennen, dass die Integration und Bindung von Fachkräften bereits bei den Studierenden beginnen muss, um den Standort Deutschland nachhaltig zu stärken.

Die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist nicht nur von einem Mangel an Fachkräften gekennzeichnet, sondern auch von regionalen Unterschieden, die sich auf die Attraktivität bestimmter Bundesländer auswirken. Dies hat nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Implikationen, die es wert sind, näher betrachtet zu werden. Der demografische Wandel in Deutschland führt dazu, dass die Zahl der Beschäftigten sinkt, während gleichzeitig die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften steigt. Laut einer Prognose des Statistischen Bundesamtes könnte die Zahl der Erwerbstätigen bis 2030 um bis zu 7 Millionen Menschen zurückgehen (siehe [Statistisches Bundesamt](https://www.destatis.de)).

Ein weiteres Problem besteht darin, dass sowohl in ländlichen als auch in städtischen Regionen die Lebensqualität und die Rahmenbedingungen für junge Menschen variieren. In Städten wie Hamburg und München sind die Lebenshaltungskosten höher, was wiederum die Entscheidung beeinflusst, ob Absolventen in diesen Städten bleiben oder in Regionen mit geringeren Kosten umziehen.

Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland sind entscheidend für die Attraktivität als Arbeitsort. In den letzten Jahren haben verschiedene Bundesländer versucht, durch gezielte Programme und Förderungen, die Ansiedlung von Fachkräften zu erhöhen. Zum Beispiel hat die Regierung von Nordrhein-Westfalen zahlreiche Initiativen zur Unterstützung von Start-ups ins Leben gerufen, um junge Talente und innovative Unternehmen anzuziehen (siehe [Mittelstand.digital](https://www.mittelstand-digital.de)).

Ebenso spielt die Qualität der Bildung eine wesentliche Rolle. Studien zeigen, dass Bundesländer mit starken Hochschulen und Universitäten tendenziell attraktiver für Absolventen sind. Hierbei sind die Angebote im Bereich der dualen Ausbildung besonders hervorzuheben, die Deutschland einen guten Ruf in der Berufsausbildung verleihen.

Zukunftsperspektiven und Lösungen

Um den Fachkräftemangel nachhaltig zu bekämpfen, sind strukturelle Veränderungen notwendig. Dies umfasst unter anderem die Förderung der beruflichen Weiterbildung und die bessere Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt. Eine Studie des IW hat gezeigt, dass gezielte Maßnahmen zur Arbeitsmarkteintegration von Migranten nicht nur dem Einzelnen helfen, sondern auch insgesamt die Fachkräftesituation in Deutschland entlasten können.

Ein weiteres Potenzial liegt in der Digitalisierung. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig digitale Kompetenzen in nahezu allen Berufen geworden sind. Eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom ergab, dass 90 Prozent der Unternehmen in Deutschland planen, in die digitale Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein (siehe [Bitkom](https://www.bitkom.org)).

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