Frechen (ots)
Der 50-jährige Jürgen Schrapp aus Leverkusen blickt auf eine beeindruckende Karriere im Sitzvolleyball zurück. Vor wenigen Tagen hat er seinen Ehrentag gefeiert, und der Sportler ist bereit für die Paralympics in Paris, wo er erneut das Nationalteam als Kapitän anführt. Dies wird für ihn der siebte Auftritt bei diesen prestigeträchtigen Spielen sein. Seine Teilnahme ist jedoch nicht nur eine persönliche Herausforderung, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Leistungssport im hohen Alter möglich ist. Schrapp hat bereits 395 Länderspiele bestritten und ist seit 1993 Teil der Nationalmannschaft. Er betrachtet die bevorstehenden Spiele mit großer Vorfreude, und er hofft auf eine Medaille, die erst seit zwölf Jahren wieder für Deutschland erreichbar scheint.
Die Vorbereitungen für die Paralympics könnten nicht besser laufen. Bereits am 30. August tritt das Team in Paris gegen Brasilien an. Dabei ist die Ausgangssituation vielversprechend: In den Testspielen hat Deutschland Brasilien klar mit 3:0 besiegt und gegen die Ukraine ebenfalls sehr gut abgeschnitten. Dies gibt dem Team, das auch auf die starke Konkurrenz aus dem Iran trifft, Schwung und Zuversicht. Schrapp erklärt, dass es wichtig sei, die ersten beiden Gruppenspiele erfolgreich zu gestalten, um das Halbfinale zu erreichen. Selbst gegen die vermeintlichen Topteams sind sie bereit, zu kämpfen.
Ein Vorbild für viele
Was Schrapp besonders auszeichnet, ist nicht nur seine spielerische Leistung, sondern auch seine Vorbildfunktion. Trotz seines fortgeschrittenen Alters hat er sich als Führungspersönlichkeit im Team etabliert. „Es gibt nur wenige Sportarten, die man mit 50 noch auf Leistungssport-Niveau betreiben kann“, sagt er. Dieser Umstand begeistert nicht nur ihn selbst, sondern auch sein Umfeld und die jüngeren Spieler im Team. Sein Leverkusener Teamkollege Mathis Tigler ist 22 Jahre jünger und bringt eine andere Perspektive in das Team. Trotz des Altersunterschieds fühlt sich Schrapp in seinem Umfeld wohl und genießt die Zusammenarbeit mit jungen Sportlern.
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Teams scheint der Wechsel zum neuen Bundestrainer Christoph Herzog gewesen zu sein. Laut Schrapp hat diese Veränderung dem Team neuen Schwung gegeben. „Wir haben beim Weltcup in Kairo und beim Turnier in Assen starke Leistungen gezeigt“, bemerkt er und fügt hinzu, dass die Konkurrenz sich mittlerweile engmaschig zusammengefunden hat. “Wenn wir am ersten Tag unsere Leistung abrufen, ist alles möglich!“, betont er optimistisch.
Die paralympische Bewegung wird stärker
Schrapp sieht in seinem eigenen Werdegang auch einen Spiegel für die Entwicklung des paralympischen Sports insgesamt. Er betont, dass es eine enorme Veränderung im öffentlichen Blick auf Sportler mit Behinderungen gegeben hat. „Es zeigt, wie sich der paralympische Sport emanzipiert hat,“ ist er überzeugt. Diese Entwicklung, dass Paralympics und Olympische Spiele nicht mehr in getrennten Sphären stattfinden, sondern gemeinsam wahrgenommen werden, ist ein positiver Fortschritt.
Zu den Gründen für seine Teilnahme an den Paralympics zählt auch die Unterstützung, die ihm sein Arbeitgeber, die Bayer AG, gewährt. Mit einem flexiblen Arbeitsplatz hat er die Möglichkeit, sich sowohl beruflich als auch sportlich zu verwirklichen. „Die Unterstützung meines Unternehmens ist enorm“, sagt er stolz. Für die kommende Zeit hofft er, dass auch viele Zuschauer die Teams in Paris anfeuern. “Ich kann nur jedem raten, vorbei zu kommen. Die Tickets sind fair im Preis, und die Atmosphäre wird großartig. Es ist ein Event für die ganze Familie”, erklärt Schrapp mit leuchtenden Augen.
Für die Spieler des Teams Deutschland ist die bevorstehende Reise nach Paris ein großes Abenteuer. Sie werden als erste Mannschaft am 25. August von Köln aus mit dem Zug zu den Paralympics aufbrechen. Invalidenhilfe oder Unterstützung könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen, um die beabsichtigten Höhen zu erreichen. „Die Paralympics sind Events mit großer Strahlkraft, und wir möchten ein unvergessliches Erlebnis daraus machen“, sagt Schrapp und lässt damit durchblicken, wie wichtig ihm und dem Team diese Spiele sind.
Ein großer Schritt in die Zukunft
Mit seinen 50 Jahren und der Unterstützung eines starken Teams hat Schrapp sowohl sportlich als auch beruflich gezeigt, dass es keine Grenzen gibt. Sein Engagement und der unerschütterliche Wille, den Sport zu fördern, machen ihn zu einem inspirierenden Beispiel – nicht nur für aktive Athleten, sondern auch für Menschen mit Behinderungen überall. Es bleibt spannend, welche Farben die Medaille in Paris tragen wird und welche Geschichten die Spiele schreiben werden.
Die Entwicklung des Sitzvolleyballs
Die Wurzeln des Sitzvolleyballs reichen bis in die 1950er Jahre zurück. Die Sportart entstand in den Niederlanden, vor allem als Therapie- und Rehabilitationsmaßnahme für Kriegsveteranen. Im Laufe der Jahre hat sich Sitzvolleyball zu einem vollwertigen Wettkampfsport mit strengen Regeln und internationaler Anerkennung entwickelt. Die erste Weltmeisterschaft fand 1980 in den USA statt, und die Sportart wurde 1984 in die Paralympischen Spiele aufgenommen. Seitdem hat sich der Sitzvolleyball weltweit verbreitet, und viele Länder haben nationale Teams und Ligen etabliert.
Die Sportart hat sich als integrative Form des Volleyballs etabliert, bei der Spieler mit unterschiedlichen Einschränkungen zusammen um den Sieg kämpfen. Durch die Anpassungen im Spielablauf ist Sitzvolleyball besonders geeignet für Menschen mit Behinderungen, bietet aber auch eine Plattform für nicht-behinderte Athleten, um in einer inklusiven Atmosphäre zu konkurrieren.
Der Einfluss des Paralympischen Sports auf die Gesellschaft
Der Paralympische Sport hat in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Einfluss auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen. Die Spiele fördern nicht nur das Bewusstsein für die Fähigkeiten von Menschen mit Einschränkungen, sondern auch deren Integration in die Gesellschaft. Veranstaltungen wie die Paralympics zeigen eindrucksvoll, dass Athleten trotz ihrer Herausforderungen Höchstleistungen erbringen können und fungieren als Vorbilder für viele.
In Deutschland hat sich das Bild des paralympischen Sports, ähnlich wie in anderen Ländern, erheblich gewandelt. Die gemeinsame Präsentation von Olympioniken und Paralympioniken sowie die Zusammenlegung von Einkleidungen und Werbefokussierungen haben dazu beigetragen, die Sichtbarkeit des paralympischen Sports zu erhöhen. Dies hat letztlich auch zu einer größeren Unterstützung und Finanzierung der Athleten geführt.
Aktuelle Statistiken zu den Paralympics
Die Paralympischen Spiele erfreuen sich einer steigenden Zuschauerzahl und Medienberichterstattung. Bei den letzten Paralympischen Spielen in Tokio 2021 wurden insgesamt 4.403 Athleten aus 162 Ländern in 22 Sportarten begrüßt. Laut der Internationalen Paralympischen Kommission hat die Zahl der Zuschauer bei den Paralympics kontinuierlich zugenommen. In Deutschland wird der Sport durch verschiedene Medienkanäle intensiv verfolgt, was zu größerer Sensibilisierung und Unterstützung für die Athleten führt.
Eine Umfrage des DBS hat ergeben, dass 70 % der Befragten der Meinung sind, dass die Paralympics einen positiven Einfluss auf das Bild von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft haben. Diese Zahlen belegen, wie wichtig die Sichtbarkeit und das Engagement im Paralympischen Sport sind, um Stereotype abzubauen und ein inklusives Umfeld zu fördern.
Insgesamt zeigt sich, dass die Paralympischen Spiele nicht nur Sportereignisse sind, sondern auch Plattformen für gesellschaftliche Veränderungen und Vorbilder für zukünftige Generationen.