Prignitz

Tierschutz in der Prignitz: Einblicke in die Arbeit der Amtstierärztinnen

Amtstierärzte im Landkreis Prignitz stehen unter Druck, da sie nicht nur Vorwürfe von Tierquälerei und die Kontrolle von Tierhaltungen bewältigen müssen, sondern auch zunehmend mit emotionalen öffentlichen Debatten über ihre Arbeit konfrontiert sind, wie zuletzt im spektakulären Fall des ausgebrochenen Hengstes Athos.

Im Landkreis Prignitz stehen die Amtstierärztinnen Birgit Klückmann und Dr. Birgit Burchardt vor großen Herausforderungen. Ob es um die Kontrolle von Tierhaltern oder die Unterstützung von Tieren in Not geht, die spannende und oft belastende Arbeit wird zur Zeit durch zahlreiche Vorwürfe von Tierquälerei in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Das Veterinäramt muss nicht nur regelmäßige Kontrollen durchführen, sondern auch auf emotionale Anfragen und Beschwerden von besorgten Bürgern reagieren.

Der Fall des Hengstes Athos, der kürzlich von seiner Koppel ausgebrochen war, sorgte für viel Aufsehen. Während die Amtstierärztinnen den unerwarteten Ausflug des Pferdes begleiteten und ihn schließlich in Sicherheit zurückbrachten, wurde der Fall einmal mehr zum Symbol für die Herausforderungen der Behörde. Solche Vorfälle sind jedoch keine Seltenheit, sondern Teil des regulären Alltags der Tierärztinnen, die sich um das Wohl der Tiere in der Region kümmern.

Herausforderungen bei der Tierhaltung

Die Amtstierärztinnen legen besonderen Wert auf die artgerechte Haltung der Tiere. Regelmäßige Routinekontrollen bei Nutztierhaltern sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Tiere in einem angemessenen Zustand gehalten werden. Die Kontrollen erfolgen oft unangekündigt und sind maßgeblich daran beteiligt, mögliche Missstände frühzeitig zu erkennen. Häufiger als erwartet sind dabei Probleme wie nicht artgerechte Tierhaltung oder Verstöße gegen erforderliche Genehmigungen festzustellen。

Ein wachsendes Problem stellen streunende Katzen dar, die in den letzten zwei Jahren massiv zugenommen haben. Die Amtstierärztinnen berichten von einer Flut an Beschwerden bezüglich dieser Tiere. Um der Überpopulation entgegenzuwirken, haben Kommunen wie Wittenberge und Pritzwalk bereits Kastrationspflichten beschlossen. Klückmann und Burchardt betonen hingegen, dass die genaue Zahl der streunenden Katzen und ihre Entwicklung schwer abzuschätzen sind. Dies liegt teilweise auch an einer zunehmenden Sensibilisierung der Bevölkerung durch Tierschutzorganisationen.

Anonyme Hinweise und private Konflikte

Die Amtstierärztinnen stellen fest, dass viele der Anrufe, die sie erhalten, die Vermutung einer nicht artgerechten Tierhaltung betreffen. Oft basieren die Anschuldigungen auf privaten Konflikten oder Missverständnissen. Klückmann und Burchardt betrachten die Situation kritisch und äußern, dass bis zu 50 Prozent der eingegangenen Anzeigen unbegründet seien. Ihnen ist bewusst, dass die Erwartungen an das Veterinäramt, schnell zu handeln und Tiere zu retten, in vielen Fällen unrealistisch sind, da oft keine eindeutigen Beweise für die Vorwürfe vorliegen.

„Wir sehen uns mit einer Vielzahl von unbegründeten Meldungen konfrontiert“, erklärt Burchardt. „Oft sind es eher persönliche Konflikte, die zu den Beschwerden führen.“ Sie appellieren an die Bürger, in Konfliktsituationen zunächst das Gespräch zu suchen, anstatt sofort die Behörde einzuschalten. Die Erwartung an sofortige Eingriffe sei nicht immer mit der Realität vereinbar und könne dazu führen, dass wirklich verletzliche Tiere nicht die Hilfe bekommen, die sie benötigen.

Die Amtstierärztinnen sind sich der Tatsache bewusst, dass nicht alle Menschen aus böser Absicht ihren Tieren schaden. Auch soziale Umstände, wie Altersarmut oder gesundheitliche Probleme von Tierhaltern, können dazu führen, dass Tiere nicht die notwendigen Pflegebedingungen erhalten. „Wir möchten betrachten, wie wir diesen Menschen helfen können, denn unser Ziel ist es, das Tierwohl zu fördern“, merkt Burchardt an.

Die beiden Amtstierärztinnen arbeiten täglich daran, in der Region das Tierwohl zu sichern und Missstände zu beheben. Ihre Arbeit geht jedoch oft über die Sichtung der Tiere hinaus; sie müssen auch die menschliche Komponente in Betracht ziehen, die hinter jedem Fall steht. Mitarbeiten und Helfen ist angesagt und die Erwartung der Bürger, sofortige Lösungen zu bieten, ist nicht immer realistisch.

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