Wittenberg

Gräfenhainichen setzt auf Pellets: Neuer Schornstein für nachhaltige Energie

In Gräfenhainichen wurde das Heizkraftwerk unter Leitung von Bürgermeister Enrico Schilling auf Biomasse mit Holzpellets umgerüstet, um jährlich 6.700 Megawattstunden erneuerbare Energie zu erzeugen und damit 75 Prozent des Stadtgebiets zu beheizen, was eine wichtige Übergangslösung für die Energieversorgung darstellt.

Im kleinen Gräfenhainichen, wo die Stadt mit dem Wandel zu einer umweltfreundlicheren Energiezukunft experimentiert, gibt es viel Aufregung um das neu umgebaute Heizkraftwerk. Bürgermeister Enrico Schilling blickt ehrfurchtsvoll zu dem beeindruckenden Schornstein auf, der seit dem Sommer den Himmel über dem Kraftwerk ziert. Der aufwendige Umzug des 16 Meter hohen Schornsteins, der durch eine schmale Dachluke gehievt werden musste, ist ein anschauliches Beispiel für Ingenieurskunst. „Es sieht jetzt so aus, als wäre er schon immer hier gewesen“, freut sich Schilling und betont, dass der Schornstein nun harmonisch in die Landschaft integriert ist.

Zusammen mit dem Schornstein sind auch zwei Silos installiert worden, die sich ebenfalls durch ihre schlichte Eleganz auszeichnen. Diese Silos sind 11 Meter hoch und bieten Platz für bis zu 100 Kubikmeter Holzpellets – die neue Energiequelle des Heizkraftwerks.

Umstellung auf Biomasse

Uwe Störzner, der verantwortliche Chef des Wasserversorgers Midewa, zeigt stolz die Pellets, die in Zukunft die Heizungen der Stadt mit Energie versorgen sollen. Rund 25 Tonnen dieser kompakten Zylinder, die aus Resten der Holzverarbeitung bestehen, werden wöchentlich verbrannt, was insgesamt etwa 750 Tonnen pro Jahr ergibt. Biogene Brennstoffe wie Pellets stellen für die Stadt eine praktikable Lösung dar, um den Übergang von fossilen Brennstoffen wie Gas zu vollziehen.

Das Heizkraftwerk soll jährlich beeindruckende 6.700 Megawattstunden thermische Energie generieren, genug, um 75 Prozent des Stadtgebiets, einschließlich Wohnungen, Schulen und Kindertagesstätten, zu beheizen. „Die Entscheidung, von Gas auf Biomasse umzusteigen, war weise“, argumentiert Störzner. Angesichts der begrenzten Alternativen, wie der begrenzten Verfügbarkeit von Wasserstoff und der Unpraktikabilität anderer Brennstoffe, ist man sich sicher, dass die Wahl auf Pellets die richtige war.

Ein positiver Nebeneffekt dieser Umstellung ist die jährliche Einsparung von etwa 1.000 Tonnen CO2, was sowohl für die Umwelt als auch für die Stadt ein gutes Zeichen ist. „Wir haben die notwendigen Entscheidungen getroffen und glauben an die Vorteile dieser Energiequelle“, betont Störzner optimistisch.

Zweifel vom Umweltbundesamt

Trotz der positiven Aussichten für Gräfenhainichen bleibt das Umweltbundesamt, die wichtigste Umweltbehörde Deutschlands, skeptisch hinsichtlich der Verwendung von Holzpellets. Ihre Bedenken basieren auf der Besorgnis über die Klimabilanz dieses Brennstoffs, was Störzner mit Unverständnis erfüllt. „Auf europäischer Ebene wird Holz als umweltfreundlicher angesehen. In Deutschland gibt es viele Unsicherheiten durch sich ständig ändernde Rahmenbedingungen“, erklärt er. Dieser Mangel an Planungssicherheit kann den Unternehmen und den Gemeindeverwaltungen das Leben schwer machen, wenn es darum geht, nachhaltige Energie- und Umweltstrategien zu entwickeln.

Trotz aller Herausforderungen ist der Umbau des Heizkraftwerks in Gräfenhainichen ein Schritt in die Zukunft. Die Stadt zeigt Entschlossenheit, sich den Veränderungen anzupassen und setzt dabei auf innovative Lösungen. Die Hoffnung ist, dass andere Städte diesem Beispiel folgen und ähnliche Schritte in Richtung nachhaltiger Energieerzeugung und CO2-Reduzierung unternehmen werden.

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