Die Veröffentlichung des Buches „La Chapo Diputada, mi historia con el Señor de la Montaña“ hat nicht nur die Aufmerksamkeit auf die Person Lucero Sánchez López gelenkt, sondern auch eine Diskussion über den persönlichen Blickwinkel auf den Drogenhandel und dessen Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Mexiko angestoßen. Lucero erzählt von ihrem verhängnisvollen Treffen mit Joaquín Guzmán Loera, besser bekannt als ‚El Chapo‘, und beschreibt die Umstände, die zu ihrer bemerkenswerten Verbindung führten.
Ein unerwartetes Treffen in Durango
Im Jahr 2010, während Lucero als Stilistin tätig war, führte sie ihr Beruf zu einem abgelegenen Ort im Bundesstaat Durango. Unwissentlich schnitt sie das Haar eines Mannes, der sich hinter einer Fassade als harmloser Ganadero (Rinderzüchter) verbarg, bei dem es sich tatsächlich um den flüchtigen Drogenbaron handelte. Lucero bemerkte zunächst nicht, dass sie in der Präsenz eines der gefährlichsten Männer Mexikos war. Die Vorstellung, dass ‚El Chapo‘ ein einfacher Viehzüchter sei, ermöglichte es ihr, unvoreingenommen mit ihm zu interagieren.
Innerhalb des Drogenmilieus
Die Beziehung zwischen Lucero und Guzmán entwickelte sich im Laufe der Zeit. Wie sie in Interviews äußerte, war der Charakter von ‚El Chapo‘ von vielen wechselnden Persönlichkeiten geprägt, was ihre Verbindung sowohl faszinierend als auch problematisch machte. Trotz der ständigen Gefahr, in der sie lebte, fand Lucero es herausfordernd, sich von ihm zu distanzieren. “Er hatte viele wechselnde Temperamente,” berichtete sie. Diese Komplexität führte dazu, dass sie tiefer in die Welt des Narcotráfico (Drogenhandel) einzutauchen begann.
Politik und ihre Folgen
Im Dezember 2013 überraschte Lucero die Öffentlichkeit, als sie zur lokalen Abgeordneten des Politischen Aktionskomitees (PAN) in Sinaloa ernannt wurde. Ihre inoffizielle Verbindung zu ‚El Chapo‘, die schnell als „Chapodiputada“ bekannt wurde, war nicht ohne Kontroversen. Selbst nach seiner festnahme im Jahr 2014 blieb Lucero ihm loyal und besuchte ihn im Gefängnis von El Altiplano. Doch diese politischen Ambitionen sowie ihre intime Verbindung zum Drogenhandel sollten in der Zukunft nachteilige Folgen haben.
Die schweren Konsequenzen
Im Jahr 2017 wurde Lucero wegen ihrer Verstrickungen im Drogenhandel festgenommen, während sie versuchte, die Grenze zu den Vereinigten Staaten zu überqueren. Ihre Inhaftierung im Metropolitan Correctional Center von San Diego führte zu einer Konfrontation mit ihrem früheren Leben. Bis 2020 blieb sie hinter Gittern, bis ihre Namen aus den Gefängnisregistern gestrichen wurde.
Ein neues Kapitel und Vorbildfunktion
Mit der Veröffentlichung ihres Buches strebt Lucero nun eine Wende in ihrem Leben an. Sie möchte nicht nur ihren Kindern, sondern auch den kommenden Generationen ein Beispiel geben, dass es möglich ist, aus einem solch belasteten Umfeld auszubrechen. ‚El Chapo‘ hingegen verbüßt eine lebenslange Haftstrafe in der Hochsicherheitsanstalt ADX Florence, was die Distanz zwischen den beiden zur traurigen Realität macht. Luceros Versuch, ihre Geschichte zu teilen, ermöglicht es ihr, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und gleichzeitig Hoffnung für die Zukunft zu schaffen.
Die Erzählungen von Lucero Sánchez können als ein Spiegel von denen betrachtet werden, die in einer Welt verwoben sind, in der persönliche Beziehungen häufig durch die Umstände des Drogenhandels belastet werden. Ihre Erfahrungen werfen ein Licht auf die Notwendigkeit von Unterstützung und Veränderung in den Gemeinden, die stark von Drogenkartellen betroffen sind.
– NAG