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70 Jahre nach dem Genozid: Gedenken an Sinti und Roma in Berlin

Gedenktag für Sinti und Roma: Die anhaltende Wirkung des Völkermords

Am 2. August wird jährlich in Europa der Genozid an den Sinti und Roma gedacht. Diese Gedenkveranstaltung hat eine besondere Bedeutung, denn sie erinnert an die Opfer und die anhaltenden Auswirkungen des Völkermords, der während der NS-Zeit begangen wurde. Das Deutsche Institut für Menschenrechte fordert in diesem Kontext eine umfassende Entschädigung für die Überlebenden und ihre Nachkommen.

Die Tragödie von Auschwitz-Birkenau

In der Nacht vom 2. zum 3. August 1944 endete das Leben der letzten Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau, wo sie von der SS in Gaskammern ermordet wurden. Diese Gräueltat stellte das tragische Ende einer systematischen Vernichtung dar, die seit Anfang 1943 stattfand, als etwa 23.000 Angehörige dieser Minderheit ins Konzentrationslager deportiert wurden. Insgesamt verloren mehrere hunderttausend Sinti und Roma durch die Verbrechen von SS, Wehrmacht und Polizei ihr Leben.

Ein Aufruf zur Wiedergutmachung

Die Fortdauer der Auswirkungen dieser Verfolgung zeigt sich bis heute. Die traumatischen Erlebnisse der Überlebenden, verbunden mit sozialer und politischer Marginalisierung, bedrohen den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Der anhaltende Antiziganismus spiegelt sich in den über 1.200 dokumentierten Fällen von Diskriminierung und Gewalt, die die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus für das Jahr 2023 registriert hat.

Die Rolle von Gedenktagen und Berichten

Gedenktage wie der 2. August sind nicht nur Erinnerungen an die Geschehnisse der Vergangenheit, sondern auch eine Aufforderung an die Gesellschaft, die nötigen Schritte zur Aufarbeitung zu gehen. Die Unabhängige Kommission Antiziganismus, die 2019 vom Bundestag eingerichtet wurde, hat bereits 2021 weitreichende Empfehlungen für eine „nachholende Gerechtigkeit“ vorgestellt, die unter anderem die umfassende Entschädigung der Überlebenden und ihrer Nachkommen beinhalten.

Die gesellschaftliche Verantwortung

Obwohl einige Vorschläge der Kommission bereits umgesetzt wurden, wie die Ernennung eines Beauftragten gegen Antiziganismus, bleibt die Erklärung und Entschädigung der Überlebenden des Völkermords ein unerledigtes Anliegen. Das Deutsche Institut für Menschenrechte appelliert daher an die Bundesregierung und den Bundestag, alle Empfehlungen der Kommission umzusetzen. Dies wäre ein bedeutender Schritt, um den aktuellen Herausforderungen des Antiziganismus und Rassismus in Deutschland entgegenzutreten und einen respektvollen Umgang mit der Geschichte zu fördern.

Ausblick

Die Auseinandersetzung mit der Verfolgung und der Genozid an Sinti und Roma ist nicht nur ein Rückblick auf die dunkle Vergangenheit, sondern auch eine Herausforderung für die Zukunft. Die Erinnerungskultur muss auch in der Gegenwart vital bleiben, um die Rechte und die Anerkennung dieser Minderheit zu gewährleisten und um sicherzustellen, dass solch grausame Taten nie wieder geschehen.

NAG

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